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Review: Marvel vs. Capcom Infinite

Crossover bei Prügelspielen sind ja mittlerweile ein alter Hut – und so überraschte auch die Ankündigung von „Marvel vs. Capcom: Infinite“ nicht besonders. Der jüngste Ableger der unter Genre-Fans so populären Reihe ist jetzt endlich erhältlich und schickt sich an, neue Höhepunkte zu erreichen. Ob das gelingt oder wir nur eine öde Prügelei erhalten, erfahrt Ihr in unserem Test.

Treffen der Stars

Okay, Ihr habt es sicher schon erraten: „Marvel vs. Capcom: Infinite“ führt – wie auch schon die Vorgänger – viele bekannte Charaktere aus den beiden Kult-Marken in die Schlacht. Die Superhelden der Marvel-Riege bedürfen ja an und für sich keiner Erklärung mehr, und an der Capcom-Front sind Videogame-Charaktere wie Chris Redfield (Resident Evil), Ryu (Street Fighter), Frank West (Dead Rising) oder Hiryu (Strider) vertreten. Gerade diese Vielfalt ist es, was uns gut gefällt: Figuren wie Frank West, die man nicht in einem Beat-em-Up verorten würde, machen die Reihe so besonders.

Nun, das Konzept ist ja bereits bekannt, eine große Änderung gibt es aber dennoch: Bislang wurden die Kämpfe im 3-vs-3-Verfahren ausgefochten, in „Marvel vs. Capcom:Infinite“ geht es nur noch im Tag-Team zur Sache. Das ist natürlich schon rein strategisch eine ganz andere Herausforderung als bei den Dreierkämpfen. Mit „Marvel vs. Capcom: Infinite“ möchte man insgesamt einen weiteren Schritt auf Nicht-Profis zugehen.

Es war einmal…

Wie es sich gehört, besitzt „Marvel vs. Capcom: Infinite“ auch einen Story-Modus – selbst, wenn man in diesem garantiert nicht den Löwenanteil der Spielzeit zubringen wird. Man erzählt uns die Geschichte von Ultron aus dem Marvel-Universum und Sigma aus dem Capcom-Universum, die sich zu dem unfassbar starken Ultron Sigma verbinden und alle in Angst und Terror versetzen. Nun liegt es an Gut und Böse aus beiden Universen, diese Bedrohung aus der Welt zu schaffen. Ja, okay – einen Autorenpreis gibt es dafür sicherlich nicht.

Dafür ist zumindest das Gameplay erfrischend anders: Normalerweise muss man ja unzählige ewig lange Combos auswendig lernen, wenn man in so einem Beat-em-Up bestehen möchte. Und das führt dazu, dass man sich in aller Regel auf eine einzige Truppe konzentriert, die man so richtig beherrscht – andere Kämpfer werden dabei außen vor gelassen. Bei „Marvel vs. Capcom: Infinite“ hingegen können viele Spezialattacken quasi auf simplen Knopfdruck ausgelöst werden.

Wie gehabt…

Die Darstellung von „Marvel vs. Capcom: Infinite“ überrascht ebenfalls wenig: Nach wie vor sind die Charaktermodelle genau wie die einzelnen Stages in 3D gehalten, bewegen sich aber nur auf einer einzelnen Ebene – neudeutsch würde man das „2,5D“ nennen. Das ist nicht nur eine rein optische Design-Entscheidung, auch das Gameplay ist davon betroffen – schließlich kann man nicht mal so eben in den Hinter- oder den Vordergrund schreiten.

Qualitativ ist das Ganze durchaus überzeugend, allerdings mit einer kleinen Einschränkung: Die Charaktere passen vom Grafikstil her nicht immer optimal zusammen. Das ist natürlich ihrer Herkunft geschuldet – dass eine Figur aus „Ghouls & Ghosts“ nicht zwangsläufig den gleichen Stil besitzt wie etwa Spider-Man dürfte sich wohl von selbst verstehen. Insgesamt können wir uns aber über eine ordentliche Präsentation freuen, die auch eine gewisse Liebe zum Detail erkennen lässt.

Dabei gefallen uns besonders die Cutscenes in Spielgrafik gut – atmosphärisch macht das Einiges her. Auffällig auch, dass der Soundtrack sich wohltuend vom Japanorock-Einerlei anderer Genre-Vertreter abhebt. Vielleicht beschreitet „Marvel vs. Capcom: Infinite“ hier keine absolut neuen Wege und bietet auch nicht völliges State-of-the-Art, dennoch ist die Aufmachung sehr ordentlich ausgefallen.

Erst nachdenken, dann Buttons drücken

Nun haben wir ja bereits durchblicken lassen, dass die meisten Manöver – egal ob reguläre oder Spezialangriffe – relativ leicht auszulösen sind. Tatsächlich ist die bloße Kampfmechanik aber auch nur ein Gameplay-Gebiet, das man im Auge behalten muss. Strategie spielt eine unheimlich wichtige Rolle – noch mehr vermutlich, als es beim Kampf mit drei Charakteren der Fall war.

Nicht nur, dass man nicht mit jedem Kämpfer gleich gut gegen jeden Gegner ankommt, es ist auch extrem wichtig, wann man seine Kämpfer auswechselt. Wer sich taktisch clever anstellt, bekommt deutlich weniger Schwierigkeiten mit dem Gesundheitslevel – die Leiste füllt sich nämlich unter Umständen bis zu einem bestimmten Punkt wieder auf, wenn der Kämpfer gerade auf seinen Einsatz wartet. Seht gut gelungen ist übrigens das Balancing, wirklich offensichtliche Schwächen waren hier nicht zu erkennen. Tatsächlich wird sich das aber erst über die nächsten Wochen und Monate herauskristallisieren.

Kurz und schmerzvoll

Spielerisch ist „Marvel vs. Capcom: Infinite“ also durchaus eine Runde Nummer geworden, Kritik haben wir aber beim Umfang anzubringen: Die Story selbst ist nach rund vier Stunden erledigt, wovon ein guter Teil auf die Cutscenes entfällt. Und da das Ganze mehr oder weniger den Zweck eines besseren Tutorials erfüllt, hält sich auch der Wiederspielwert in engen Grenzen. Das hätte dann doch gerne etwas umfangreicher ausfallen dürfen, gerade weil uns die Inszenierung recht gut gefallen hat.

Tragischer ist da, dass es an der sonstigen Spielmodus-Front nicht signifikant besser aussieht. Alles, was „Marvel vs. Capcom: Infinite“ zu bieten hat, kennt man in dieser oder ähnlicher Form bereits von anderen Genre-Vertretern. Etwas wirklich Neues oder zumindest deutlich einfallsreicheres hätte dem Spiel wirklich gut getan, selbst wenn man sich auf mehr als solides Gameplay stützen darf.

Nicht ultimativ?

„Marvel vs. Capcom: Infinite“ bringt eine Neuausrichtung der Serie mit sich – soviel ist klar. Weg von der Action für absolute Hardcore-Fans des „Beat ‚em Up“-Genres, hin zur leichteren Zugänglichkeit für ein neues Publikum. Und das dürfte natürlich in erster Linie der Tatsache geschuldet sein, dass Superhelden in diesen Tagen ein ganz hervorragendes Zugpferd sind, das stetig neue Nutzer bringt.

Das mag für all diejenigen, denen es nicht genügend Tiefgang geben kann, natürlich ein gewisser Nachteil sein. Dem gegenüber steht aber das solide Gameplay, das keine offensichtlichen Schwächen besitzt – manchmal kommt es eben nicht nur darauf an, dem Spieler Fingerverknotungen abzuverlangen. Für Neulinge mit Interesse an Prügelspielen und Profis mit Fokus auf solidem Gameplay ist „Marvel vs. Capcom: Infinite“ deshalb durchaus zu empfehlen.

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Gamewarez

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