Der September ist ein Sportmonat, zumindest, was die Videospielbranche angeht. Eine vor allem international stets heiß ersehnte Marke ist die „NBA 2K“-Reihe, die jetzt mit „NBA 2K18“ in die nächste Runde geht. Für viele Spieler stellt sich die Frage, ob man den Vorjahrestitel noch besser machen kann – unser Test verrät Euch, ob das den Jungs und Mädels von 2K Sports gelungen ist.
Von der Straße an die Spitze
Nun ist es seit einigen Jahren in Sport-Games zum Trend geworden, nicht einfach nur wahllos irgendwelche Matches zusammenzuwürfeln, sondern den Spielern eine richtige Kampagne mit einer Story anzubieten. Hier beschreitet das neue „NBA 2K18“ keinen neuen Weg, allerdings gibt es einen Unterschied zum Vorgänger: Als junger Sportler werden wir auf der Straße entdeckt, nicht wie üblich vom College rekrutiert. Das ist eine nette Sache, im Allgemeinen hat so eine Story aber zumeist eher den Charakter eines ausgiebigen Tutorials. Im Falle von „NBA 2K18“ mag es ein wenig mehr als das sein, dennoch bekommen wir hier keine Oscar-verdächtige Story mit Höhen und Tiefen geliefert.
Brandneu und vielfältig beworben ist hingegen das Feature „Neighborhood“. Dabei handelt es sich um so eine Art Hub-Welt, die man erkunden kann, in der es etwa einen „Foot Locker“ gibt, bei dem man sich die neuesten Jordans kauft, in der man sich die Locken beim Perückenschuster waschen und legen lässt, und dergleichen mehr. Dort laufen dann auch andere Spieler herum, mit denen man interagieren kann – so wie in praktisch allen Multiplayer-Games mit ähnlichen Features. Eine durchaus spaßige Idee, aber ein echtes Killerfeature ist das wohl eher nicht. Die restlichen Spielmodi kennt man in dieser Form auch schon von den Vorgängern.
Die guten alten Stärken
Die „NBA 2K“-Reihe hat sich in den letzten Jahren Stück für Stück zu einem beachtlichen Sporterlebnis entwickelt – und diesen Trend führt man in „NBA 2K18“ auf jeden Fall fort. Was uns in diesem Jahr ganz besonders auffällt, ist, wie stark Gameplay und Präsentation zu einer Einheit verschmolzen sind. Ein besseres Dribbling-System verbindet sich mit unglaublich realistischen Animationen zu einem bemerkenswerten Gesamtergebnis, und so läuft das auch an anderen Stellen.
Überhaupt ist die Präsentation wieder absolut großartig ausgefallen. Man kommt nicht umhin, die Aufmachung als „fernsehreif“ zu bezeichnen. Egal ob es die Animationen oder die Kulissen sind, es gibt schlicht und ergreifend kein anderes Sportgame, ganz egal welcher Art, das „NBA 2K18“ das Wasser reichen könnte. In jedem Jahr legt 2K Sports noch einmal eine Schippe drauf – das ist schon sehr beachtlich. Dass der Lizenzsoundtrack mit Stars von Kendrick Lamar bis zu Eric B. & Rakim wieder erstklassig ist, dürfte sich wohl von selbst verstehen.
Durch dick und dünn
Zu den Neuerungen gehört auch eine überarbeitete Physik-Engine – und damit meinen wir jetzt keine Ballphysik, die den Luftdruck im Basketball akkurat simuliert, sondern die Körperphysik der Spieler. Bislang war es immer so gewesen, dass man den Spielern einfach einen Geschwindigkeits- oder Beweglichkeitswert verpasst hat, und diese dann auf entsprechendem Niveau wendig waren.
Mittlerweile versucht man, Größe und Körperfülle von Spielern (wenn man diesen Ausdruck bei professionellen Sportlern überhaupt benutzen darf), physikalisch korrekt abzubilden. Ein großer Abwehrspieler bewegt sich ganz anders als ein kleiner, wendiger, dessen Aufgabe es ist, als Verbindungsglied zwischen zwei Teamkollegen eine Pass-Lücke zu schließen. Nun wollen wir uns natürlich kein Urteil darüber anmaßen, wie realistisch diese Bemühungen ausgefallen sind – sie sind aber auf jeden Fall gut spürbar, und darauf kommt es ja wohl in erster Linie an.
Das Kreuz mit der Kohle
Das, nennen wir es mal „Wirtschaftssystem“ von „NBA 2K18“ wurde ebenfalls überarbeitet. Dinge, die früher kein Geld kosteten, müssen jetzt mit „Virtual Currency“ bezahlt werden. Wenig überraschend dabei: Das ist die Währung, die man per Mikrotransaktion erwerben kann. Der Fairness halber muss man aber auch erwähnen, dass dieses Geld auch durch bloßes Spielen von Matches verdient werden kann, und das sogar leichter als in jedem anderen Ableger der Reihe zuvor. Man geht aber auch einen Schritt weiter in Richtung „Mikrotransaktionen für alles“, was natürlich durchaus kritisch gesehen werden darf.
Besonders tragisch ist das in Hinsicht darauf, dass man im Online-Betrieb nie so genau weiß, ob die jeweiligen Gegner viel und fleißig gezockt haben, um ihre Athleten auf Vordermann zu bringen, oder ob sie einfach nur ein paar Mal diverse Tausernderpacks mit Virtual Currency gekauft haben. Rein technisch ist das wohl kein klassisches „Pay to win“, allerdings ist es schon ziemlich ärgerlich, wenn Gegenspieler die ausschlaggebenden Charakter-Punkte einfach so eingekauft haben, während man selbst Stunde um Stunde und Spiel um Spiel in die Fortschritte investiert hat.
Verbesserungen überall
Die große Neuerung von „NBA 2K18“ ist sicherlich die „Neigborhood“ als Dreh- und Angelpunkt des Basketball-Spektakels. Nun ist es fraglich, ob alle Spieler stundenlang durch die Hubwelt streifen und die dortigen Angebote in Anspruch nehmen werden – insofern ist es als definierendes Feature in einem neuen Ableger einer Traditionsreihe vielleicht kein echter Hauptgewinn geworden.
Allerdings hat sich beim Gameplay so viel Kleines und auch Größeres getan, dass es auch für langjährige Fans der Reihe eine wahre Überraschung ist. Man hat schlicht und ergreifend den Videospiel-Basketball auf eine neue Ebene gehoben und sichert sich einmal mehr den Spitzenplatz im Business. Die Konkurrenz von EA Sports hat in diesem Jahr zwar einen gewaltigen Sprung nach vorne gemacht, 2K Sports war allerdings auch alles andere als untätig – und damit meinen wir jetzt gar nicht mehr oder weniger oberflächliche Dinge wie die „Neighborhood“.
Und so geht für Basketball-Fans auch in diesem Jahr kein Weg an der „NBA 2K“-Reihe vorbei. Egal ob Gameplay oder Präsentation, genau hier wartet das absolute Maximum an Spielerlebnis. In jedem Jahr fragen wir uns, wie man ein Basketball-Game noch besser inszenieren kann, nur um beim Folgetitel wieder völlig von den Socken zu sein. Das muss man unbedingt gesehen haben, und dank der kostenlosen „Prelude“-Demo bekommt man zumindest einen guten Einblick in Aufmachung und Gameplay geboten.
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