Wenn wir den Namen „Omega Force“ lesen, dann ist schon von Anfang an klar, dass es jetzt wieder um ein Musou geht. „Musou“, das ist der japanische Name für Massenschlacht-Games, die in aller Regel aus den verschiedenen „Warriors“-Serien stammen. Und das trifft auch auf das neue „Samurai Warriors: Spirit of Sanada“ zu. Was Euch darin erwartet, erfahrt Ihr wie immer in unserem Test.
Historisch wertvoll?
„Samurai Warriors: Spirit of Sanada“ erzählt die Geschichte des Sanada-Clans – so viel gab der Titel ja schon her. Dabei handelt es sich um eine Familie, die tatsächlich im 16. Jahrhundert eine recht wichtige Rolle in der Edo-Ära gespielt haben. Deren durchaus kriegerische Vergangenheit mitsamt den Unmengen an Schlachten, die sie geschlagen haben, geben den Rahmen von „Samurai Warriors: Spirit of Sanada“ vor. Ja, das muss man mögen, man darf aber auch nicht vergessen, dass der Titel ursprünglich für den japanischen Markt konzipiert wurde.
Die Art und Weise, wie die Geschichte erzählt wird – oder vielmehr, dass es eine überhaupt eine wirklich dichte Story gibt – ist es, die „Samurai Warriors: Spirit of Sanada“ am ehesten von anderen Musous unterscheidet. Man konzentriert sich auf wenige Figuren, die dafür umso genauer beleuchtet werden, und das steht dem Titel durchaus gut. Über den Zeitraum mehrerer Jahrzehnte erleben wir den Aufstieg des jungen Yukimura Sanada von klein auf bis zum routinierten Feldherren. Das gab es in dieser Form in noch keinem „Warriors“-Titel.
Weg von den ausgetretenen Pfaden
„Samurai Warriors: Spirit of Sanada“ bietet auch beim Gameplay wohltuende Abwechslung. Zwar steckt im Kern noch immer die übliche „zahlenmässig weit überlegene Armeen in Grund und Boden rammen“-Mechanik, allerdings hat man dem Ganzen auch verschiedene Hubs verpasst. Man kann also zwischen den einzelnen Schlachten verschiedene Umgebungen erkunden, mit NPCs sprechen, Nebenmissionen annehmen, Aktivitäten wie Angeln durchführen und dergleichen mehr. Auch das hilft ungemein dabei, die Geschichte etwas voranzutreiben.
Und auch auf diese möchten wir noch einmal schnell eingehen: Die umfangreiche Geschichte mit allem Drum und Dran wie den ganzen NPC-Gesprächen wird leider zum überwiegenden Teil in ziemlich trockenen Texttafeln erzählt. Vertont wurde davon nur ein Bruchteil, dabei gilt natürlich, dass die Sprachausgabe nur in japanisch vorliegt. Und um das für die deutschen Zocker noch ein wenig unangenehmer zu gestalten, sind sämtliche Texte in englischer Sprache. Wenigstens dieser sollte man mächtig sein, wenn man Wert auf die Hintergrundgeschichte legt.
Prügelpause!
Ein wenig ist „Samurai Warriors: Spirit of Sanada“ im direkten Vergleich zu den anderen Musou-Games entschleunigt – und zwar dadurch, dass man die Schlachten in mehreren Phasen spielt. Das spiegelt die strategische Seite dieser Kämpfe wider, auch wenn man natürlich keinen direkten Einfluss auf den Verlauf der Schlachten oder der zugrunde liegenden Geschichte hat.
Die eigentliche Prügelei nutzt wieder die bekannten Mechaniken: Leichte, aber schnelle Attacken, starke, aufgeladene Angriffe, die hingegen ziemlich langsam sind – und natürlich dürfen auch Spezialattacken nicht fehlen. Hier gibt es nicht besonders viele Neuigkeiten, und obwohl das Ganze sich in dieser Form über die letzten Ableger der Reihe durchaus bewährt hat, fehlt uns ein wenig die Frische. Immerhin wird man sich so wenigstens nicht umgewöhnen müssen. Ob das aber wirklich so gut ist?
Das Kreuz mit der Technik
Nun kann man recht beruhigt behaupten, dass „Samurai Warriors: Spirit of Sanada“ mit der Playstation 4 im Hinterkopf entwickelt wurde – die anderen Versionen dürften wohl eine eher untergeordnete Rolle spielen. Und während das Gameplay selbst technisch solide läuft, verstehen wir die Ruckler und Lags in den Erkundungsphasen der Hubwelten nicht so recht. Man darf dabei auch nicht vergessen, dass „Samurai Warriors: Spirit of Sanada“ bereits seit November in Japan erhältlich ist – da wird sich wohl nicht mehr viel tun, was Performance-Patches angeht.
Ansonsten bewegen sich Präsentation und Atmosphäre auf erwartetem Niveau – längst nicht am Puls der Zeit, dafür aber auch nicht wirklich schlecht. Man merkt eben, dass die Musou-Games in erster Linie für den japanischen Markt konzipiert wurden. Und dort ist man so versessen auf die eigene Geschichte, dass die Beschäftigung mit einer solchen Thematik bereits die halbe Miete für ein Spiel sein kann.
Der Teufel im Detail
„Samurai Warriors: Spirit of Sanada“ ist augenscheinlich ein klassischer “Warriors“-Ableger. Erst bei näherer Betrachtung offenbaren sich die Unterschiede, die teils dezent, teils etwas auffälliger sind. Für Zocker, die weniger in der Materie stecken, bleibt es wohl bei den bekannten und mehr oder minder bewährten Massenschlachten. Man muss wohl schon ein Musou-Liebhaber und ein Kenner der Materie sein, um die insgesamt vielleicht eher zurückhaltenden Neuerungen auch wirklich schätzen zu können.
Falls man sich ernsthaft für die japanische Geschichte interessiert, ist „Samurai Warriors: Spirit of Sanada“ eine echte Goldgrube – wir bezweifeln allerdings, dass sich der Titel just aus diesem Grund hierzulande besonders gut verkaufen wird. Letztendlich ist das Spiel aber wieder einmal etwas aus der Abteilung „Special Interest“ – die große Masse der Zocker wird dem Titel nicht viel abgewinnen können. Wer sich hingegen für Musous interessiert, bekommt hier zumindest so viel Abwechslung geboten, dass ein Blick lohnt.
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