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Review: Wolfenstein II – The New Colossus

Dass Bethesda das „Wolfenstein“-Franchise wieder aus der Mottenkiste geholt hat, war schon eine Überraschung – dass die beiden Ableger „The New Order“ und „The Old Blood“ aber so gut gelungen sind, war nun wirklich nicht abzusehen. Und deshalb war die Spannung auf das neue „Wolfenstein II: The New Colossus“ auch so groß. Ob das gerechtfertigt ist oder man uns hier eine halb geschälte Gammelgurke andrehen möchte, erfahrt Ihr in unserem Test.

Swingin‘ Sixties

Die Story ist in „Wolfenstein II: The New Colossus“ besonders wichtig – schon alleine deshalb, weil man sich einmal mehr auf die Einzelspielerkampane konzentriert und auf jegliche Form des Multiplayers verzichtet. Ganz recht, kein „Capture the Hakenkreuz-Flag“ oder „Team Deathmatch“ – an so etwas hat man keine Ressourcen verschwendet. Man hat sich voll und ganz darauf verlegt, eine spannende Kampagne ins Leben zu rufen.

Und die hat es thematisch wieder einmal in sich: Wir finden uns im Jahr 1961 wieder, die bösen Buben haben den Zweiten Weltkrieg gewonnen und benehmen sich auch in den USA wie die sprichwörtliche „Offene Hose“: Die eigene Sprache ist nur noch übergangsweise erlaubt, und auch sonst versucht der Besatzer, möglichst viel ureigene Kultur aus dem Land zu drücken. Dass das nicht jeder mit sich machen lassen möchte, ist klar – und so formiert sich der Widerstand, in dessen Mittelpunkt der alte Haudegen BJ Blazkowicz steht. Dass das Szenario irgendwo zwischen „Fatherland“ und „The Man in the High Castle“ steckt, kommt wohl nicht ganz von ungefähr.

Es gibt Saures!

Nicht überraschend: „Wolfenstein II: The New Colossus“ spielt sich – rein von der Mechanik her – wie ein klassischer Egoshooter im Allgemeinen und wie seine Vorgänger im Besonderen. Das funktioniert solide und ist letztendlich auch nur ein Vehikel, um Atmosphäre und Story zu transportieren. Es gibt aber dennoch einige Besonderheiten, die trotz der vielen konservativen Genre-Elementen aus dem Gesamtbild herausstechen.

So greift man die Story aus „Wolfenstein: The Old Blood“ noch einmal auf – damals musste man sich für einen Charakter entscheiden. Die selbe Frage wird uns auch dieses Mal gestellt, und das hat auf den weiteren Spielverlauf zumindest nebensächliche Auswirkungen. Neben zwei verschiedenen Waffen, die man je nach Entscheidung erhält, gibt es auch im Verlauf der Story die eine oder andere kleine Änderung.

Wie aufmerksam!

Aufgefallen ist uns, dass die KI deutlich besser als bei den Vorgängern ist – und daran hat man schnell zu knabbern. Die Gegner sind ausdrücklich kein Kanonenfutter, und so manches Mal empfiehlt es sich – gerade auf den höheren Schwierigkeitsstufen – lieber unentdeckt durch die Level zu wandeln. Hier hat man zumeist die freie Wahl, wie man vorgehen möchte – auch das rechtfertigt unter Umständen einen zweiten Durchlauf, falls man sich für so etwas erwärmen kann.

Auch sonst gibt es eine ganze Reihe spielerischer Freiheiten – freischaltbare Perks wie beim Vorgänger, und beim beidhändigen Waffenbetrieb darf man jetzt sogar die Schießeisen wild durcheinander mischen. Keine riesige Änderung gegenüber früher, aber das lässt uns dennoch ein wenig die Wahl, wie wir vorgehen wollen. Da die Level ohnehin ziemlich linear sind und wir am roten Faden durch das Spielgeschehen gezerrt werden, ist das für das Wohlgefühl auch notwendig.

Eine fiese Dystopie

„Wolfenstein II: The New Colossus“ sieht toll aus – und das liegt gar nicht mal unbedingt daran, dass man sich technisch am Limit des Machbaren bewegt – trotz Umstieg auf eine neue Engine. Es sind vielmehr die unzähligen Details, die die Grafik mitbringt. Propaganda-Poster, regimeverzierte Bauwerke und mehr zeigen, wie viele Gedanken sich die Macher von Machine Games über das Setting gemacht haben. Das war ja auch schon in den beiden Vorgängern beachtlich, und diesbezüglich weicht man keinen Schritt zurück.

Als so eine Art Hubwelt zwischen den Missionen dient uns das gekaperte Regime-U-Boot „Hammerfaust“ – und das lädt durchaus zu Erkundungstouren ein. Es gibt jede Menge Details und Easter Eggs, und auch die Beschallung ist ausgezeichnet ausgefallen. Der Soundtrack von Mick Gordon geht teilweise sehr in die Industrialschiene über, was aber trotz der 60s-Thematik funktioniert. Dass die deutsche Synchronfassung sehr gut ausgefallen ist, ist sozusagen die Kirsche auf der Sahnehaube.

Die Bart, Die!

Deutsch – ein gutes Stichwort. Zwar ist „Wolfenstein II: The New Colossus“ hierzulande in Hinsicht auf Handlung und Gewaltgrad nicht geschnitten, wohl aber was die Nazi-Referenzen angeht. Soll bedeuten: Wir kämpfen hierzulande nicht gegen Nazis sondern gegen das Regime, Hitler ist kaum als solcher zu erkennen und Hakenkreuze fehlen ebenfalls. Das sind leider die juristischen Zugeständnisse, die man bei dieser Thematik machen muss.

Viel härter als Hakenkreuze und ein wenig Blut hier und da ist aber ohnehin der Themenkomplex an sich. Viele interessante und mitunter auch schockierende Charaktere beleben die Spielwelt – und ganz ehrlich: Zu zart besaitet sollte man nicht sein, wenn man die Story in ihrer Gesamtheit zu erfassen plant. Man geht teilweise haarklein auf die Abgründe der Menschheit ein – es gibt aber auch witzige oder gar schöne Situationen.

Ganzheitlich

„Wolfenstein II: The New Colossus“ ist ein beachtlicher Shooter – und zwar in erster Linie deshalb, weil man sich nicht nur hinter Michael-Bay-artigen Actionsequenzen und stumpfer Ballerei versteckt. Die Handlung ist mehr als Mittel zum Zweck, sie ist auch einfach mal krass und unbequem. Nicht immer leicht zu verdauen, dafür aber eindrucksvoll. Und so wie wir uns gerne an die eine oder andere Stelle in „The New Order“ oder „The Old Blood“ zurückerinnern, werden wir so manche denkwürdige Stelle aus „The New Colossus“ im Hinterkopf behalten.

Uns hat „Wolfenstein II: The New Colossus“ unheimlich gut gefallen – eine spannende Story, es darf viel entdeckt werden und dank der neuen Nebenmissionen ist auch der Spielumfang absolut zufriedenstellend. Trotz der Tatsache, dass auch dieses Mal wieder eine Multiplayerkomponente fehlt, bekommt man hier genug Spiel für sein Geld. Insgesamt ist „Wolfenstein II: The New Colossus“ also eine runde Nummer ohne große Schwächen.

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