Es ist mal wieder soweit: SEGA hat einen neuen Ableger der populären „Yakuza“-Reihe veröffentlicht. Dieses Mal gibt man sich beim Zählen wieder recht konservativ, der Neuzugang heißt „Yakuza 6: The Song of Life“. Was der Titel so zu bieten hat und ob man der bekannten Reihe etwas frischen Atem einhauchen kann, erfahrt Ihr in unserem Test.
Auszeit
In „Yakuza 6: The Song of Life“ übernehmen wir einmal mehr die Rolle von Kazuma Kiryu, dem gefürchteten Yakuza, um den sich die ganze Reihe dreht. Der hat nämlich so langsam die Nase voll vom Gangster-Leben, und daran ist seine Quasi-Tochter Haruka nicht ganz unschuldig. Sie wünscht sich nichts mehr als ein „normales“ Leben, wie es alle anderen Menschen auch führen.
Kazuma gibt den Widerstand auf und geht sogar ins Gefängnis – damit zieht er sozusagen den Schlussstrich unter seine Gangsterkarriere. Nachdem er drei Jahre abgesessen hat, kommt er wieder auf freien Fuß – nur um festzustellen, dass seine Tochter verschwunden ist. Die wurde nämlich Opfer eines Autounfalls, und die doch eher mysteriösen Umstände dahinter muss Kazuma jetzt aufdecken. Dass er dabei wieder in alte Verhaltensmuster verfällt, dürfte sich wohl von selbst verstehen.
Es gibt Saures
Ihr seht schon, es wirkt fast so, als wollte SEGA die Story rund um Kazuma Kiryu langsam zu Ende bringen zu wollen. Dabei ist es natürlich ratsam, wenn man die Vorgänger gespielt hat, wenn man denn die Geschichte in allen Details verstehen möchte, allerdings liefert man für all diejenigen, die neu dazugekommen sind, auch ein paar Erläuterungen zur bisherigen Geschichte im Prolog – eigentlich ein recht gelungener Mittelweg.
Rein spielerisch ist „Yakuza 6: The Song of Life“ in vielen Belangen ziemlich klassisch – das wichtigste Element ist nach wie vor das Verprügeln unzähliger Feinde. Dennoch ist die Geschichte kein loses Vehikel, das einfach nur die Prügeleien zusammenhält – eher umgekehrt: Die Kämpfe sind so eine Art Mörtel für die Handlung. Das Ganze ist gut geschrieben und hat einen tollen Spannungsbogen. Und die Charaktere werden so tief dargestellt, dass man sich in der Story verlieren kann – wenn man auch nur ein kleines Faible für Gangster-Geschichten hat.
Keine Chance der Langeweile
Die offene Spielwelt von „Yakuza 6: The Song of Life“ bietet wie üblich wieder jede Menge Aktivitäten – wenn man sich darauf einlässt, reguliert das die Spielgeschwindigkeit auf ein etwas ruhigeres Maß. Man muss nicht von Prügelei zu Prügelei und von Cutscene zu Cutscene hetzen, ständig unter Strom stehend. Teil der Faszination der „Yakuza“-Games ist natürlich, dass man eben nicht nur Spielzeit durch die Kampagne hat, sondern auch die verschiedensten Nebenaktivitäten erledigen kann.
Was man so alles anstellen kann? Nun, besucht doch einfach mal die Spielhalle, denn dort warten allen Ernstes richtige Arcade-Automaten mit vollständigen SEGA-Games. Und damit meinen wir jetzt nicht „Choplifter“ von 1985, sondern Games wie „Virtua Fighter 5: Final Showdown“, das vor nicht mal sechs Jahren in die Spielhallen kam. Außerdem mit dabei sind Klassiker wie „Puyo-Puyo“ oder „Out Run“ (teilweise schon aus den Vorgängern bekannt), alleine damit kann man schon unzählige Stunden verbringen.
Und die Spielhalle ist nicht der einzige Weg, sich die Zeit zu vertreiben: Auch Karaoke, Baseball, Mah Jongg, Darts und dergleichen mehr können betrieben werden. Es ist beinahe schon Wahnsinn, welchen Aufwand die Entwickler hier betrieben haben – da kommt etwa „GTA IV“ nicht mit, was die Substanz, die Qualität und den Umfang der Nebenaktivitäten angeht. Hier hat sich SEGA schlicht und ergreifend selbst übertroffen. Und: Es handelt sich auch nicht einfach nur um Gimmicks, denn solche Aktivitäten durchzuführen, steigert die Erfahrungspunkte.
Einfacher = Besser?
Bei der reinen Kampfmechanik von „Yakuza 6: The Song of Life“ hat sich Einiges getan. Ganz konkret etwa, dass eine Vereinfachung stattgefunden hat – und das wird wohl nicht jedem alten Hasen so richtig in den Kram passen. Es gibt nur noch einen einzigen Kampfstil, was schon eine ziemliche Abkehr vom bisherigen Angebot darstellt. Wir können uns aber vorstellen, dass so mancher Neuling damit etwas besser klar kommt, letztendlich fällt das alles aber unter die Rubrik „Geschmackssache“.
Auch geht es hitziger zur Sache, wenn man gegen gleich mehrere Gegner antritt – die haben es sich nämlich abgewöhnt, fair zu warten, bis sie an der Reihe sind. Ab sofort gibt es da keine Regeln mehr, die Widersacher kommen im Pulk und wollen uns ans Leder. SEGA gibt uns aber genügend Werkzeuge an die Hand, um mit den neuen Gegebenheiten klarzukommen.
Ein Auge für‘s Detail
Nun wollt Ihr natürlich wissen, wie es mit der Aufmachung von „Yakuza 6: The Song of Life“ aussieht – bei aller Substanz, die die Entwickler dem Titel angedeihen ließen, könnte man ja auf die Idee kommen, dass da Einiges auf der Strecke geblieben ist. Aber mitnichten: Zwar ist die Spielwelt (die immerhin aus zwei Städten besteht) nicht so groß wie die manch anderer Open-World-Games, dafür haben die Entwickler durchaus Liebe zum Detail bewiesen.
Es gibt unheimlich viele Kleinigkeiten, die der Welt Leben einhauchen. Auch hier kann man sich richtiggehend verlieren, zusammen mit der Story ergibt sich schon eine außergewöhnlich spannende Inszenierung. Einen möglichen Wermutstropfen gibt es aber dennoch: Die Sprachausgabe von „Yakuza 6: The Song of Life“ liegt ausschließlich in japanischer Sprache vor. Mehr noch, auch die Untertitel sind nicht deutsch, sondern ausschließlich englisch. Wer überhaupt keinen Draht zu diesen Sprachen hat, wird von der Story leider nicht viel mitbekommen.
Ein würdiger Abschluß!
Man darf davon ausgehen, dass „Yakuza 6: The Song of Life“ tatsächlich der letzte Ableger der Reihe mit Kazuma sein wird. Und diesen Abschied hat man mehr als würdig gestaltet, mit einer tollen Story, zahllosen Details, viel Substanz und minimum 30 Stunden Spielzeit. Vielleicht ist „Yakuza 6: The Song of Life“ kein Spiel für wirklich jeden, es ist aber auch nichts, was ausschließlich für Japanophile in Frage kommt. Uns hat der Titel auf jeden Fall sehr beeindruckt, was sicherlich nicht zuletzt daran lag, dass wir ihn gar nicht so sehr auf dem Schirm hatten – es gab eben nicht die gleiche mediale Aufmerksamkeit wie bei anderen Spielen.
[taq_review] [asa2]B075DJTK67[/asa2]