„South Park: Der Stab der Wahrheit“ war seinerzeit ein großer Erfolg – und zwar in erster Linie deshalb, weil es sich um ein unterhaltsames Spiel und nicht um den üblichen Lizenz-Rotz handelte. Da war die Spannung auf das neue „South Park: Die rektakuläre Zerreissprobe“ natürlich groß, aber kann man in Sachen Erfolg und Unterhaltung an alte Erfolge anknüpfen? Lest unseren Test und findet es heraus.
Waschbären und die Freiheit
Das Setting von „South Park: Der Stab der Wahrheit“ unterscheidet sich deutlich von dem des Vorgängers – wo es früher um Zauberer, Artefakte und Magie ging, kommen dieses Mal die Superhelden zum Zug. Die sind in der „South Park“-Reihe ja nun wirklich keine Unbekannten mehr: „Coon and Friends“ sowie die „Freedom Pals“ sind in der TV-Serie ja schon seit 2010 präsent. Und auf eben jene Charaktere baut auch das neue Spiel von Ubisoft auf.
In Sachen Story knüpft man wirklich nahtlos an den Vorgänger an: Als wir als „Neues Kind in South Park“ endlich den finalen Kampf von „Der Stab der Wahrheit“ zu gewinnen drohen, hat Cartman die Faxen dicke und möchte lieber etwas Anderes spielen. Und was liegt da näher als ein anderer Favorit aus Kindheitstagen – Superhelden. Dieses Mal lautet die Aufgabe nicht, irgendeinen lahmen Stecken zu finden und an sich zu reißen, sondern eine entlaufene Katze zu finden.
Verteilte Rollen
Nun könnte man meinen, hierbei handelt es sich um die Story des jüngsten „Die drei Fragezeichen“-Romans. Wer aber mit Kindertauglichkeit rechnet, kennt „South Park“ eben nicht. Wie schon der Vorgänger steckt auch „South Park: Die rektakuläre Zerreissprobe“ voll mit dem üblichen Charme und den verrückten Ideen von Trey Parker und Matt Stone. Nicht nur, dass es in der Story viel zu lachen gibt, man nutzt auch im Gameplay jede noch so bekloppte Idee, die man erspinnen konnte.
Vieles von der Mechanik selbst orientiert sich am Vorgänger – wie gehabt erkundet man die Umgebung und gerät immer wieder in Kämpfe. Diese werden rundenbasiert ausgetragen, was heutzutage überhaupt nicht mehr gängig und alleine deshalb schon wieder eine echt erfrischende Angelegenheit ist. Da bleibt mehr Zeit für Taktik und Strategie, es ist ein ganz anderes „Pacing“ als bei anderen Rollenspielen.
Neues im Superheldenland
Eins zu Eins wurde das Kampfsystem aber nicht übernommen – es gibt eine bedeutsame Neuerung gegenüber dem Vorgänger: Helden und Gegner werden nicht einfach nur so in die Gegend gestellt, wie es früher der Fall war. Stattdessen gibt es jetzt ein Schachbrett, auf dem sich die Kombattanten bewegen können – und auch müssen, wenn sie siegreich aus der Schlacht gehen möchten. Je näher man sich an die Feinde heranwagt, umso bessere Chancen hat man beispielsweise auf Flächenschaden. Auch dieses Element offeriert mehr Taktik, und das steht „South Park: Die rektakuläre Zerreissprobe“ doch sehr gut zu Gesicht.
Änderungen gibt es auch beim Skillsystem zu vermelden. „South Park: Die rektakuläre Zerreissprobe“ nutzt das Superheldenkonzept hier optimal aus und liefert uns nach und nach unzählige Superheldenskills, die wir je nach persönlicher Vorliebe zu einem Gesamtpaket zusammenstellen dürfen. Auch das hat eine taktische Komponente, so dass man sich manchen Kampf mit den geeigneten Mitteln etwas leichter gestalten kann. Extrem schwer ist „South Park: Die rektakuläre Zerreissprobe“ aber in keinem Fall.
Fäkalhumor Incoming
„South Park: Die rektakuläre Zerreissprobe“ wäre natürlich kein Original, wenn man auf all die unanständigen Zoten, Fürze, Hintern und alles, was politisch inkorrekt und für den guten Geschmack kaum zu ertragen ist, verzichtet hätte. Das macht die Fernsehserie aus, das war Dreh- und Angelpunkt im Vorgänger. Und während „South Park: Die rektakuläre Zerreissprobe“ diesbezüglich alles andere als lahm ist: Irgendwie fehlt uns ein wenig der Überraschungseffekt, der bei „South Park: Der Stab der Wahrheit“ noch so omnipräsent war.
Immerhin: Dieses Mal müssen Käufer im deutschsprachigen Raum keinerlei Schnitte hinnehmen. Die waren zumindest oberflächlich betrachtet beim Vorgänger nicht so wirklich tragisch und wurden durch so eine Art nicht-graphischen Erklärungsprozess ganz klar dokumentiert und ausgeglichen, dennoch ist und bleibt es immer ärgerlich, wenn man eine Moral vorgeschrieben bekommt, die sich deutlich von der der restlichen Welt unterscheidet.
Wie im TV
Wenig überraschend kommt „South Park: Die rektakuläre Zerreissprobe“ absolut fernsehreif daher. Technisch ist das natürlich keine so große Herausforderung wie etwa eine fotorealistische Darstellung – aber darum geht es ja auch gar nicht. Die Spieler bekommen hier optisch genau das geliefert, was sie von einem „South Park“-Game erwarten, und das ist als absolut gelungen zu bewerten. Technisch ist das alles sehr solide ausgeführt, echte Mängel gab es in der von uns getesteten Xbox-One-Version nicht zu vermelden.
Und ähnlich läuft der Hase dann auch beim Sound. Die deutschen Synchronsprecher dürften deckungsgleich mit der Riege der TV-Serie sein – zumindest für unsere Laienohren, da möchten wir uns nicht festnageln lassen. Die Musikuntermalung ist nicht unbedingt aufregend aber ausreichend, dafür punkten die (etwas spärlichen) Soundeffekte mit Einfallsreichtum und Frische.
Durchaus gelungen
„South Park: Die rektakuläre Zerreissprobe“ ist absolut keine Enttäuschung, schafft es aber dennoch nicht, den Vorgänger in Sachen Charme zu übertreffen. Seinerzeit hat Ubisoft – trotz der bewegten Vergangenheit als ehemaligem THQ-Abkömmling – einen echten Überraschungserfolg in die Welt gesetzt, an den wir auch dreieinhalb Jahre nach dem Launch noch gerne zurückdenken. Trotz diverser Neuerungen (von denen „South Park: Die rektakuläre Zerreissprobe“ auch durchaus profitiert) ist das Spiel eben „nur“ ein Nachschlag aus dem gleichen Topf.
Selbstredend ist dabei, dass Fans potentiell deutlich besser mit „South Park: Die rektakuläre Zerreissprobe“ bedient sind, als all diejenigen, die mit „South Park“ so gar nichts anzufangen wissen. Als (Taktik-)Rollenspiel ist der Titel bestenfalls Mittelmaß, als lustiges „South Park“-Erlebnis ist „South Park: Die rektakuläre Zerreissprobe“ aber eine ziemlich runde Nummer, die in die absolut passende Kerbe schlägt.
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