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Der Erfolg hat viele Väter. 30 Milliarden Dollar schwer ist der Markt für Mobile Games. Größen wie „Angry Birds“ von Rovio oder „Clash of Clans“ von Supercell haben ihr Teil dazu beigetragen. Wie sehr sich die Zeiten gewandelt haben und Smartphones den Alltag beherrschen, zeigt sich daran, dass die jungen Leute die Hausglocke mit dem Daumen bedienen. Der Zeigefinger ist Schnee von gestern. Er ist ein Indiz dafür, dass das Handy weniger als 86 Prozent der Zeit zum Zocken genutzt wird, was auf ein Alter von wenigstens 30 Jahren schließen lässt. Denn: Tastenfelder und Touchscreens verlangen den Nutzern ein höheres Maß an Fingerfertigkeit ab, das irgendwann unweigerlich zu ihrem Wesen gehört.
China definitiv eine Klasse für sich
Noch sehen sich Konsolen- und Computerspiele im Stande, sich mit insgesamt 61 Milliarden Dollar den Löwenanteil am 100 Milliarden-Dollar-Markt zu sichern. Dem niederländischen Games-Marktforscher Newzoo zufolge soll sich das aber bereits 2018 ändern. Spätestens da wird das Handy den PC von der Umsatzspitze abgelöst haben.
China wird dabei eine maßgebliche Rolle bei dieser Wachablöse spielen. Denn im Reich der Mitte ist 2019 mit einem Anteil der Mobile Games am gesamten Spielmarkt von gut 50 Prozent zu rechnen. Schon jetzt fließt in China mehr Geld in Spiele als in Europa, dem Nahen Osten und Afrika zusammen. Dank aufwändiger Multiplayer-Titel wie „Fantasy Westward Journey“ übertrifft das Wachstum der Handyspiele in Asien alle bisherigen Erwartungen. Das MMO-Rollenspiel des chinesischen Anbieters NetEase ist seit 2015 auch für iOS erhältlich.
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Fränkische Provinz mit Silicon Valley auf Augenhöhe
Außenstehenden kommt es so vor, als ob in der unterfränkischen 700-Seelengemeinde Eßfeld von jeher alle Welt mit dem Slogan „Mobile Gaming: Spiele für unterwegs“ hausieren gegangen wäre. Zu Zeiten, da noch faktisch kein Mensch was mit Handyspielen am Hut hatte, haben die Kassulke-Brüder zusammen mit Udo Bausewein im Gewerbegebiet Klingholz die Firma HandyGames gegründet.
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Das war im Jahr 2000. Eineinhalb Jahrzehnte später begeisterten sich bereits 22,3 Millionen Deutsche am Daddeln mit dem Smartphone. Dass dabei in der Welt der Unterfranken die Geschicklichkeit der Daumen gefragt ist, stellt niemand in Abrede. Ihre Apps finden nichtsdestotrotz reißenden Absatz. Das Angebot reicht vom mittelalterlichen Aufbaustrategiespiel „Townsmen“ bis hin zum rührigen Kinderspiel „Clouds & Sheep“, in dem die Spieler zum Hirten einer Schafherde werden und die niedlichen Viecher vor Unheil wie Blitzschlag oder Giftpilzen schützen müssen. Bei erfolgreicher Mission winken Glückssterne und Nachwuchs zum Dank.
Wie Figura zeigt, genügt der unternehmerische Weitblick neben einer Internetverbindung durchaus, um als Spieleentwickler in deutschen Landen Triumphe zu feiern. Es muss wahrlich nicht immer das Silicon Valley sein, um als Programmierer den Himmel auf Erden zu haben.
In Dong Nguyen seinen Meister finden
Was das in praxi heißt, vermag Dong Nguyen wie kein Zweiter zu sagen. Wochenlang dominierte sein Spiel „Flappy Bird“ die Charts der App-Stores von Apple und Google. Der kleine, in pixeliger 80er-Jahre-Grafik programmierte Vogel des Vietnamesen hatte es scheint’s der Spielgemeinde angetan. Bei dessen Geburt stand unstreitig Nintendos „Super Mario“ Pate, was aber die Leistung des Programmierers mitnichten schmälert. Spielehits wie „Super Ball Juggling“ oder „Shuriken Block“ gehen ebenso auf sein Konto. Allen gemeinsam ist das Erfolgsrezept.
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Ins Unreine gesprochen läuft es auf Einfachheit, Herausforderung, Retrolook, Wettbewerb und Durchhaltevermögen hinaus. Ehe Dong Nguyen mit „Flappy Bird“ einen Hit landete, hatte er ein gutes Dutzend Spiele programmieren müssen. Zudem kam der Erfolg mit einiger Verspätung. So war das Spiel bereits im April 2013 unter dem Namen „Flap-Flap“ auf dem Markt, während es zum Renner erst im Jänner 2014 wurde. Natürlich hätte es auch der Vietnamese begrüßt, wenn ihm Fehlschläge erspart geblieben wären, gemessen an den „Angry Birds“-Machern war er aber gut bedient. Sie hatten vor ihrem Durchbruch immerhin 51 Flops produziert.
Zocken in der Mitte der Gesellschaft angekommen
Weit gefehlt, zu glauben, dass Handyspiele ausschließlich was für unterbelichtete Casual-Gamer oder abartige Nerds sind. Den klassischen Gamer gibt es schlechtweg nicht länger. Von mobilen Spielen zeigen sich alle ohne Unterschied der Person begeistert. Nicht zuletzt deshalb, weil die Bedienung der Smartphones per Touchscreen komfortabel ist. Namentlich die Handyspiele werden ob ihres günstigen Preises aber auch den Konsolenspielen nach und nach das Wasser abgraben. Wenn die Grundspiele gratis sind und lediglich die Extras in Rechnung gestellt werden, hat das naturgemäß was.
Dass die Spielehersteller selbst umdenken und nicht länger willens sind, 1000 Mitarbeiter, 100 Millionen Dollar und 3,5 Jahre Entwicklungszeit in Spiele wie „Grand Theft Auto IV“ zu stecken, zeigt Epic Games. Die für iPad und iPhone verfügbare Actionreihe „Infinity Blade“ war um ein Haus profitabler als der Konsolenhit „Gears of War“.