Nach der Ankündigung von Nintendos neuer Konsole Switch war wohl keiner der vorgestellten Launchtitel so umstritten wie „1-2 Switch“. Braucht man für Minispiele, bei denen man eigentlich fast gar nicht auf die Konsole blicken muss, wirklich eine Konsole? Wir haben das Spiel auf Herz und Nieren geprüft, uns dabei ein wenig zum Deppen gemacht und die Eindrücke in unserem Test für Euch zusammengefasst.
Festival der Minispiele
„1-2 Switch“ ist im Kern eine dieser Minispiel-Sammlungen, die Nintendo ihren Konsolen und Handhelds in den letzten Jahren immer mal wieder mit auf den Weg gegeben hat. Egal ob „Wario Ware“, „Mario Party“ oder verschiedene Wii-Games, eigentlich hat man dabei immer viel Fantasie bewiesen. Lediglich bei der Langzeitmotivation hapert es in der Regel, und so sind nicht wenige dieser Spiele in den Regalen eingestaubt und wurden nur selten als „Partyspiel“ hervorgekramt.
Innovation und Witz haben eine sehr geringe Halbwertszeit, und nach all den Minigame-Sammlungen, die man uns schon vorgesetzt hat, werden die Spieler dessen langsam überdrüssig – was sich auch in den Reaktionen auf die Ankündigung von „1-2 Switch“ wiederspiegelte. Benötigt man für ein Fingerpistolengefecht eine 330,- Euro teure Konsole und ein 35,- Euro teures Spiel?
Pauschal kann man das nicht beantworten. Tatsächlich gibt es bei einigen der enthaltenen Minispiele kaum einen Grund für technologische Schützenhilfe durch eine Konsole – auch wenn das Ganze trotzdem eine ziemliche Gaudi ist. Naja, zumindest für ein Weilchen, bevor der Reiz des Neuen verflogen ist. Und das geschieht naturgemäß und bei allen Bestandteilen von „1-2 Switch“ relativ schnell.
Mal gut, mal läppisch
Kommen wir doch noch einmal darauf zu sprechen, dass der Screen von Nintendos Switch in „1-2 Switch“ nur eine untergeordnete Rolle spielt. Tatsächlich bekommt man zu Beginn jeden Minispiels eine kurze Videozusammenfassung gezeigt, die zwar nicht immer ganz eindeutig ist, aber immerhin grob die Richtung vorgibt. Darüber hinaus geht es auf dem Bildschirm nur selten etwas von Relevanz zu sehen, viel mehr soll man sich etwa auf die Geräusche der Konsole oder sensorisches Feedback durch die Joy-Cons verlassen. Für Zuschauer gibt es ein paar kurze Textfetzen oder Kommandos zu sehen, die erahnen lassen, worum es geht – als Spieler nimmt man die aber nicht wahr.
Bei „Quick Draw“ etwa geht es um die von uns bereits erwähnten Fingerpistolen: Man soll sich in die Augen schauen und auf den Schießbefehl warten. Wer zuerst zieht, gewinnt. Das ist tatsächlich zwei, drei Mal witzig, dann war es das aber auch schon. Andere Spiele wie das Safeknacken sind da deutlich einfallsreicher und bringen wenigstens etwas Substanz. Letztendlich ist aber kein einziges Minispiel mit von der Partie, das einen wirklich häufiger zum Zocken bewegt.
Eine Gaudi!
Trotz aller Kritik muss man fairerweise sagen: „1-2 Switch“ kann Spaß machen. Das liegt aber nicht zwangsläufig an den Spielen selbst, sondern an der Gruppendynamik, die in größerer Runde wohl stärker zum Tragen kommt als in kleinerer. Es ist tatsächlich witziger, Menschen beim Spielen zuzuschauen, als selbst an der Reihe zu sein – das ist wohl auch eine Leistung, die die Entwickler vollbracht haben.
Allerdings wird aufmerksameren Spielern bei nicht wenigen der insgesamt 28 Minispielen schnell klar, dass es sich mehr um Demos für die Features der Konsole und der besonders der Joy-Cons handelt. Beispiele gefällig? Das Kugelschätzen, bei dem man erraten soll, wie viele virtuelle Kugeln sich im Joy-Con befinden, ist einfach nur eine Demostration des „HD Rumbles“, das man als eines der hochwertigen Features der Switch angekündigt hat. Das Kühemelken soll wohl beweisen, dass so ein Joy-Con Schultertasten hat und nicht zwangsläufig in der selben Orientierung wie der originale NES-Controller gehalten werden muss. Andere Disziplinen sind eben Demonstrationen für die Bewegungssensoren der Controller.
Lohnt sich das oder nicht?
Wir machen es kurz und schmerzlos: Wir finden, „1-2 Switch“ hätte im Lieferumfang der Switch enthalten sein und nicht seperat verkauft werden sollen. Klar, man bewegt sich mit ungefähr 35,- Euro Kaufpreis nicht auf dem Kostenniveau eines „Zelda“, aber eben leider auch nicht auf dem Qualitätsniveau – nicht einmal ansatzweise. Als kostenlose Beilage wäre „1-2 Switch“ eine lustige Sache gewesen: Features vorstellen, ein paar Runden lang Spaß haben, Spiel vergessen.
Nun ist uns aber völlig klar, dass es durchaus eine Zielgruppe gibt, die bereit dazu ist, 35 Euro in eine solche Minispielsammlung zu investieren. Gerade in der Gruppe gibt es durchaus eine Menge Spaß, man kann sich wunderbar darüber amüsieren, wenn sich Spieler beim „Tanzschritte nachmachen“ dämlich anstellen, und auch das Kühemelken hat deutliches Fremdschämpotential. Wir bleiben aber dabei: Für die meisten Spieler ist „1-2 Switch“ wenig mehr als eine Demonstration der verschiedenen Technologien der Switch.
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