Vor mittlerweile neun Jahren hat das damals noch quicklebendige Unternehmen THQ einen Racer namens „Baja: Edge of Control“ für Xbox360 und PS3 veröffentlicht. Damals musste der Titel einige Schelte kassieren, insofern ist es natürlich ein mittleres Wunder, dass sich THQ Nordic für ein HD-Remaster eben jenes Spiels entschieden hat. Kann man mit so einem Mauerblümchen heute noch punkten? Lest unseren Test und findet es heraus.
Karriere im Dünenbuggy
Hey, wir wissen ganz genau, dass bei Euch in den Köpfen gerade der Oliver-Onions-Song aus „Zwei wie Pech und Schwefel“ mit Bud Spencer und Terence Hill läuft. Aber ganz so unterhaltsam wird uns „Baja: Edge of Control HD“ leider nicht präsentiert. Zumindest was das Drumherum angeht, ist der Titel noch immer extrem bieder. In einigen kurzen Videos wird uns erklärt, dass man Erfahrungspunkte sammeln muss, um an verschiedenen Rennligen teilnehmen zu können, dass man dort Geld verdient, das man in Fahrzeuge und Upgrades umsetzen kann, das ist aber auch schon das Maximum an Präsentationskultur, das uns hier erwartet.
Und so beginnen wir unser Abenteuer – mit ein paar lumpigen Kröten in der Tasche und dem Auftrag, unseren ersten Dünenflitzer zu erwerben. Ab da haben wir die Wahl, mit den Ligen anzufangen – oder auch Multiplayer- sowie freie Rennen zu starten. Und auch hier gilt wieder: So richtig toll präsentiert ist das alles nicht. Trockene, leblose Menüs, die allenfalls von der ziemlich netten spanischen Gitarrenmusik profitieren.
Start your Engines
Es gibt verschiedene Renntypen – nicht nur die klassischen Rundenrennen, sondern auch solche, in denen wir Rally-Etappen fahren, Baja-Bergrennen und dergleichen mehr. Alle haben aber gemeinsam, dass es in erster Linie auf sandigem Untergrund zur Sache geht – und das kann schon ganz schön herausfordernd sein. Dennoch ist das Ganze mehr Funracer als Simulation, und das merkt man nicht nur daran, dass man seinen Wagen auch im Flug noch lenken kann. Komplexität durch ein Schadenssystem und eine realistischere Simulationsphysik sind zwar vorhanden, verstecken sich aber irgendwo in den trockenen Menüs.
Ein rudimentäres Kupplungssystem verschafft uns nach Kurven, in denen wir böse herunterbremsen müssen, einen kurzen Schub – und das ist auch wirklich eine Funktion, die zu verstehen essentiell ist. Es wird einem in „Baja: Edge of Control HD“ nicht leicht gemacht: Ein kleiner Schaden kurz vor Schluss, und schon wird aus dem ersten Platz ein siebter. Die KI ist dabei erstaunlich gut, und zwar nicht, weil sie stets perfekt fährt, sondern weil sie auch Fehler macht und mal in der Kurve von der Piste fliegt.
Und „Piste“ ist auch ein gutes Stichwort, denn die ist in der Hitze des Gefechts nicht immer so gut zu erkennen. Nicht selten sind wir im Test falsch abgebogen – oder eben fälschlicherweise gerade aus und an der Kurve vorbei. Hier hätte man durchaus noch etwas in Sachen Kontrast tun können, hat man sich aber erst einmal daran gewöhnt, immer einen Blick auf die Minimap zu werfen, kommt man einigermaßen klar.
Viel zu tun
Es gibt tatsächlich unzählige Rennserien in verschiedenen Klassen, die man nach und nach freischalten kann. Um allerdings auf einen grünen Zweig zu kommen, muss man schon ganz schön viel fahren: Vor allem Geld verdient man nur in kleinen Mengen. Bis man genügend Kohlen für ein Fahrzeug der nächsten Klasse und ein paar Upgrades beisammen hat, ist man schon eine ganze Weile im Kreis gefahren.
Das macht sogar Spaß – wenn man nicht zu den Zockern gehört, die nichts anfassen, was nicht auf der neuesten Technologie basiert. Und mehr als eine Handvoll Rennen am Stück steht man auch eher schlecht durch, denn dann kehrt Routine und leider auch etwas Langeweile ein. Zwischendurch mal ein oder zwei Rennen fahren und dann auf einen anderen Titel wechseln – das funktioniert bei „Baja: Edge of Control HD“ aber gut.
Hässlich, aber hochauflösend!
Kommen wir mal zu dem, was die meisten brennend interessiert: Was haben die Entwickler an der Optik verbessert? Nun, wir haben – trotz Archiv in mittlerer dreistelliger Stückzahl – das Original nicht vorliegen und müssen uns zum Vergleich auf Youtube-Videos verlassen. Gemessen daran ist das Ergebnis etwas schärfer und hochauflösender geworden, an der Umgebung hat sich aber nicht viel getan – weder bei den Bauwerken/Strukturen noch bei der Vegetation in der Spielwelt.
Hinzu kommen unerklärliche Grafikfehler in der Cockpit-Perspektive, die einem die Sicht komplett versperren und gelegentliche Framedrops. Gerade, wenn man auf einem alten Spiel aufbaut und dieses „nur noch“ überarbeiten muss, sollte eigentlich genügend Zeit da sein, um solche doch recht schwerwiegenden Bugs zu erkennen und zu beheben. „Baja: Edge of Control HD“ ist garantiert keine Sternstunde der Grafik. Immerhin: Es handelt sich um einen Budget-Release für unter 30,- Euro, da darf man wohl auch keine Triple-A-Optik erwarten.
Eine ungewöhnliche Wahl
Wir sind große Fans von THQ Nordic, das kann man auf jeden Fall und ohne Übertreibung sagen. Ein kleines Unternehmen, das durch cleveres Taktieren und kluge Zukäufe immer weiter expandieren konnte und den Zockern Titel und Marken liefert, die andere Publisher schon längst aufgegeben haben. Während des Tests kam aber immer wieder die Frage auf, wieso man sich gerade „Baja: Edge of Control“ für ein Remaster ausgesucht hat.
Das Original war alles andere als ein Hit, und die Zeit hat das Ganze nicht reifen lassen. Nun gibt es sicherlich ein paar Ausnahmefeatures (etwa der 4-Spieler-Splitscreen), im Allgemeinen ist „Baja: Edge of Control HD“ aber ein einfaches Spiel, das zwar zwischendurch Spaß macht und einen ausreichenden Umfang bietet, mit moderneren Titeln aber kaum konkurrieren kann.
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