Es ist mal wieder soweit: Das nächste Musou-Game ist erschienen – und zwar „Berserk and the Band of the Hawk“. Anders als etwa bei „Dynasty Warriors“ handelt es sich hier um eine direkte Umsetzung eines Mangas/Animes, konkret geht es um „Berserk“, wer hätte das bei dem Titel auch gedacht. Was es damit auf sich hat und ob sich das einmal mehr für eine Videospielumsetzung eignet, erfahrt Ihr in unserem Test.
Hundert Mann, einfach tot gehauen
Die Vorlage von „Berserk and the Band of the Hawk“ ist eine Manga-Reihe namens „Berserk“, die ihre Anfänge in den 80ern gemacht hat. Darin geht es um den Wandersöldner Guts, der nie irgendetwas anderes als Krieg und Kampf erlebt hat. Der gute Mann ist auch als „Hundred Man Slayer“ bekannt, weil er es mit so vielen Gegnern aufnehmen kann – somit ist die Thematik ja geradezu prädestiniert für ein Musou-Game. Und genau darum handelt es sich auch: Stellt Euch „Dynasty Warriors“ im „Berserk“-Universum vor, schon wisst Ihr ziemlich genau, was Euch hier erwartet.
Die Story ist eigentlich relativ simpel: Guts wird Mitglied der Söldnergruppe „Band of the Hawk“, die von Griffith gegründet wurde. Unter dessen Führung erlebt das Team jede Menge Abenteuer – und zwar nicht nur im Kampf gegen Menschen, sondern auch im Kampf gegen dämonische Wesen. Und hier können wir auch gleich mal den ersten Wermutstropfen anbringen: Die Geschichte wird in japanischer Sprache erzählt, es gibt lediglich englische Untertitel. Wer damit nicht klar kommt, wird seine liebe Mühe beim Verfolgen der Story haben.
Handelsüblich
Für manchen ein Vorteil, für andere eine Schwäche: „Berserk and the Band of the Hawk“ ist ein durch und durch klassischer Vertreter der Musou-Schule. Hunderte Gegner schnetzeln wir in jeder Minute klein, und die kommen kaum über den Status des „Kanonenfuttesr“ hinaus. Und weil es nicht schon leicht genug ist, ist das mit ein bis zwei Buttons locker erledigt und starke Kombos machen alles platt, was sich im Sichtbereich befindet. Das muss man mögen – sonst ist man bei diesem Genre komplett falsch aufgehoben.
Ein wenig aufgelockert wird das allerdings durch eine ziemlich umfangreiche Mechanik zur Modifizierung and Anpassung der Waffen. Das ist tatsächlich so ein Element, das man aus den meisten Musou-Games in dieser Form nicht kennt – oder allenfalls rudimentär wie seinerzeit bei „Warriors Orochi 3“. Einen riesigen Unterschied zu anderen Musou-Games bietet „Berserk and the Band of the Hawk“ aber zumindest spielerisch nicht. Die Stärke steckt tatsächlich in einem anderen Element.
Originalgetreu
Während wir spielerisch typische Einheitskost aus dem Musou-Genre vor die Füße geknallt bekommen, kann man sich über die Inszenierung von „Berserk and the Band of the Hawk“ nun wirklich nicht beschweren. Und das liegt nicht daran, dass man eine fotorealistische Grafik zu erwarten hätte, sondern daran, dass man sich beinahe sklavisch an die Anime- und Mangavorlage hält – soweit wir das mit unserem zugegebenermaßen eingeschränkten Wissen über das Original beurteilen können. Besonders die Zwischensequenzen wussten dabei qualitativ zu überzeugen.
Und somit sind nicht nur knallharte Musou-Fans, die keinen Ableger der Warriors-Reihen auslassen, die Zielgruppe für „Berserk and the Band of the Hawk“, sondern auch Fans von Anime und Manga. Gerade wenn man in dieses Raster fällt und noch nicht besonders viel Erfahrung mit dem gefühlt hundertsten Musou-Ableger hat, kann man hier einen recht gelungenen Einstieg in das Genre vorfinden.
Einen Unterschied zu den meisten anderen Vertretern der Zunft findet man auch bei der Gewaltdarstellung: Passend zum Vorbild geht Guts wenig zimperlich mit seinen Gegnern um. Da fliegen Körperteile durch die Gegend und auch Blutfontänen sind allgegenwärtig – sowohl im Spiel selbst als auch in den Zwischensequenzen. Insofern kann man nun wirklich nicht davon sprechen, dass der Titel kinder- und jugendfreundlich wäre.
Und ewig lockt das Schwert
Die wohl größte Schwäche von „Berserk and the Band of the Hawk“ ist sicherlich die Tatsache, dass die eigentliche Kampagne unheimlich repetitiv daherkommt. Mal von den durchaus unterhaltsamen Bossgegnern abgesehen spielt sich ein Abschnitt wie der nächste – und das zieht sich durch das komplette Spiel. Gerade in Hinsicht auf das ohnehin wenig fordernde Gameplay ist das natürlich alles andere als prickelnd – selbst wenn das echte Musou-Fans nicht ganz so tragisch sehen. Nach rund 12 Stunden ist man mit der Kampagne durch, dann gibt es etwa noch den Horde-artigen „Eclipse“-Modus, bei dem man gegen immer neue Gegnerwellen antreten muss.
Bei aller Kritik muss man allerdings auch sagen: Das, was die Entwickler dem Spiel mit auf den Weg gegeben haben, funktioniert ziemlich gut. Die Steuerung gibt keinerlei Anlass für Beschwerden – was angesichts der simplen Button-Mashing-Mechaniken auch nicht weiter verwunderlich sein dürfte. Eine solide technische Umsetzung – und das trifft auch auf die Darstellung zu. Wenn da nur nicht das Problem mit der Sprache wäre. Zumindest deutsche Untertitel hätten sein müssen – finanzielle Gründe kann man hier nicht gelten lassen, zumal man als Käufer ja den selben Preis wie für synchronisierte Games hinlegen soll.
Für Fans
Die Frage, wer als Käufer von „Berserk and the Band of the Hawk“ in Frage kommt, haben wir ja schon eingehend geklärt. Weder schafft es das Spiel, wirklich frische Bestandteile in die Waagschale zu legen, noch kann es spielerisch eine interessante Spannungskurve aufbauen. Einzig die Storyline, die in Anime-Gestalt und durch die originalen japanischen Sprecher vertont daherkommt, unterscheidet „Berserk and the Band of the Hawk“ von anderen, beliebigen Musou-Games.
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