Ein Ausflug in die Vergangenheit: Ich besaß meinen Amiga gerade mal ein gutes Jahr, da war in allen hiesigen Spielemagazinen von „Das Schwarze Auge: Die Schicksalsklinge“ zu lesen. Damals blieb mir der Zugang zum Spiel verwehrt – aber aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben: Jetzt durfte ich das HD-Remake auf der Xbox One spielen. Ob es sich gelohnt hat, 25 Jahre zu warten, erfahrt Ihr in unserem Test.
Ab nach Aventurien
Bei „Das Schwarze Auge: Die Schicksalsklinge“ handelt es sich tatsächlich um ein Remake des mittlerweile 25 Jahre alten Klassikers. Das wurde bereits 2013 für den PC veröffentlicht – leider mit mäßigem Erfolg. Jetzt sind Xbox One und Playstation 4 an der Reihe, und an der Story hat sich nichts geändert: Die Stadt Thorwal droht von einer riesigen Ork-Armee überfallen zu werden, diese muss dringend gestoppt werden, doch wie? Es gibt ein sagenumwobenes Schwert namens „Schicksalsklinge“, das dazu in der Lage ist – und unsere Aufgabe ist es nun, das Ding zu finden, bevor die Orks einfallen.
Wir werden im Anschluss an das Intro direkt ins Spielgeschehen geworfen. Ein Tutorial, wie man es seit vielen Jahren in praktisch jedem Spiel findet, existiert bei „Das Schwarze Auge: Die Schicksalsklinge“ nicht – da muss man dann schon ganz schön ranhalten, um Anschluss zu finden. Und das funktioniert auch nicht durch bequemes Zurücklehnen im Sessel: Hier wird jede Menge Text geboten, in Sachen Sprachausgabe gilt „Fehlanzeige“. Das Regelwerk will gelesen und verstanden werden.
Oldskool RPG
In vielerlei Hinsicht ist „Das Schwarze Auge: Die Schicksalsklinge“ ein absolut klassisches Rollenspiel, wie sie heute nicht mehr hergestellt werden. Wo andere Genrevertreter ihr Regelwerk so gut verstecken, dass dem Spieler das Innere verborgen bleibt, macht man hier kein Hehl aus den „Pen and Paper“-Wurzeln. Viele Elemente weisen direkt auf die Herkunft hin – das machte vor 25 Jahren die Computer-RPGs auch noch aus.
Und auch bei den Kämpfen ist das noch gut zu erkennen. Diese sind rundenbasiert und natürlich nicht mehr ganz so trocken wie etwa bei „Bard‘s Tale“ auf dem C64, für heutige Verhältnisse wirken die kriegerischen Auseinandersetzungen in „Das Schwarze Auge: Die Schicksalsklinge“ aber seltsam antiquiert – trotz der großen taktischen Freiheiten, die man den Spielern zugesteht.
Kasperletheater
Trotz der Tatsache, dass es sich um eine neue Fassung des Klassikers handelt, ist die Präsentation ziemlich mager ausgefallen. Klar, man baut auf der vier Jahre alten PC-Fassung auf – aber die Optik hätte schon vor zehn Jahren niemanden mehr hinter dem Ofen hervorgelockt. Gesichter ohne Gestik, Texturen, die sich ständig wiederholen und auch eher niedrig aufgelöst sind zeigen vor allem eines: Es soll nicht darum gehen, ein poliertes Hochglanzgame abzuliefern – es geht um das Spiel und das Regelwerk selbst.
Das ist in Zeiten von „The Witcher 3: Wild Hunt“ natürlich für die breite Spielermasse nicht besonders attraktiv – heutzutage bekommt man einfach alles vorgekaut und im Tutorial demonstriert. Man muss bereit sein, Aufwand und Zeit in „Das Schwarze Auge: Die Schicksalsklinge“ zu investieren. Und mit diesem spröden Charme dürften Pen-and-Paper-Freunde sowie Liebhaber des Originals wohl am besten klarkommen.
Bugfest
Und leider bleibt es auch nicht bei dem ungewöhnlichen Gameplay – so richtig fehlerfrei ist der Titel nämlich nicht. Uns kamen zwar keine Bugs unter, die „Game breaking“ waren, also den Spieler am Weiterkommen hinderten oder sonstwie schwerwiegend beeinträchtigen – trotzdem stellt sich die Frage, ob ein vier Jahre altes PC-Game nicht reibungsloser hätte konvertiert werden können. Immerhin basiert „Das Schwarze Auge: Die Schicksalsklinge“ auf der Unity-Engine, und die ist mittlerweile so gut dokumentiert und verbreitet, dass man nicht gerade von einer Exotenlösung sprechen kann.
„Das Schwarze Auge: Die Schicksalsklinge“ ist aufgrund seiner Natur ein Spiel, das ein wenig durch unser Wertungsraster fällt. Für DSA-Veteranen ist der Titel vermutliche eine recht charmante Sache – so etwas kann man aber nur schwer objektiv in eine Bewertung verpacken. Für den Durchschnittsspieler ist „Das Schwarze Auge: Die Schicksalsklinge“ aber ziemlich nah an einer Katastrophe, eine Kaufempfehlung kann man da wirklich nicht aussprechen.
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