Es ist nicht das erste Mal, dass Bethesda Softworks in den letzten Jahren ein Standalone-Addon veröffentlicht hat: Nach „Wolfenstein: The New Blood“ folgt jetzt ein Spinoff der durchaus populären „Dishonored“-Reihe. „Dishonored: Tod des Outsiders“ buhlt in der frühen Phase des geschäftigen Herbstes um Käufer. Ob es sich lohnt, die rund 30,- Euro in den Titel zu investieren, erfahrt Ihr in unserem Test.
Alleingang
Die Story von „Dishonored: Tod des Outsiders“ ist eigentlich schnell erzählt: Wir übernehmen die Rolle von Billie Lurk, die alten Hasen bereits aus den Vorgängern bekannt sein dürfte. Sie soll für ihren Mentor Daud den Outsider töten. Das ist die Gestalt, die den Assassinen ihre Macht verleiht – und da mit der Macht auch Böses kommt, wird der Outsider langsam zur reellen Gefahr.
Beim Erzählen dieser Geschichte macht „Dishonored: Tod des Outsiders“ die Dinge grundlegend anders als etwa der Vorgänger „Dishonored 2“ – weder liefert man uns viele Möglichkeiten, vom festgelegten Pfad der Aufgabe abzuweichen, noch gibt es echte Entscheidungsmöglichkeiten, die uns die kaum acht Stunden lange Geschichte in eine alternative Richtung lenken lassen. Auch irgendwelche Spässe mit zweitem Charakter und dergleichen bleiben uns dieses Mal verwehrt.
Wahlweise
Die Besonderheit der „Dishonored“-Reihe war von je her, dass man selbst entscheiden konnte, wie man so einen Auftrag nun in Angriff nehmen möchte. Natürlich bietet es sich an, möglichst verdeckt und hinterhältig zu arbeiten, wer aber lieber alles platt macht, was kreucht und fleucht, kann das auch haben. Und da macht „Dishonored: Tod des Outsiders“ auch keinen Unterschied – es bleibt einem unbenommen, wie man die fünf Kapitel hinter sich bringen möchte. Somit kann man – wenn man nicht ohnehin ein riesiges Gaming-Backlog hat, das drückt – auch durchaus einen zweiten Durchlauf wagen.
Beim Gameplay haben sich aber auch ein paar Dinge getan: Neue Assassinenkräfte sorgen dafür, dass sich auch diejenigen nicht langweilen, die unzählige Stunden in „Dishonored 2“ gesteckt haben. Tatsächlich bieten die neuen Kräfte ungeahnte Möglichkeiten, die alten Hasen sehr gefallen werden. Das hält das Gameplay frisch und lässt einen immer mal wieder nachdenken, ob man so eine Situation mit ein wenig Trickserei vielleicht noch effektiver hätte bestehen können. Und dann gibt es da noch das „New Game +“, das uns einen weiteren Durchlauf mit den Kräften aus „Dishonored 2“ erlaubt – eine witzige Idee, die den Umfang nebenbei quasi verdoppelt.
Gleich geblieben ist allerdings die Spielwelt: Wir kehren zurück nach Karnaca, der Stadt, die wir auch schon aus „Dishonored 2“ kennen. Zugrunde liegt dieser ein großartiger Stil und unzählige liebevolle Details. Für „Budget-Verhältnisse“ (wobei dieser Begriff ja nicht zwangsläufig zutrifft) ist das schon ziemlich beachtlich – aber eben auch nachvollziehbar, schließlich konnten die Entwickler eine ganze Menge Inhalte einfach übernehmen.
Was für ein Erlebnis!
„Dishonored: Tod des Outsiders“ ist in vielerlei Hinsicht typisch für die Reihe. Das beginnt schon bei der etwas verworrenen Story, bei der man wirklich gut aufpassen muss, um alle Details zu verstehen. Und insofern ist es natürlich fraglich, ob das Ganze ein idealer Einstieg in die Reihe sein kann. Klar, dadurch, dass ein neuer Handlungsstrang in einem neuen Zeitfenster erzählt wird, kann man der Geschichte schon folgen – es fehlen aber ein paar Zusammenhänge.
Als Erstling wäre das Ganze insofern optimal, als dass „Dishonored: Tod des Outsiders“ durchspielbar ist, ohne dass man gleich Dutzende Stunden investieren muss, um das Ende zu Gesicht zu bekommen. Das volle Erlebnis bekommt man aber eben nur dann, wenn man wenigstens „Dishonored 2“ gezockt hat. Und da kommt dann auch ein recht interessantes Bundle zum Tragen, das für schlappe 10,- Euro mehr eben jenes Spiel noch enthält – zumindest als Retailvariante, die Downloadfassung ist erheblich teurer.
Anständig
Bethesda Softworks beweist einmal mehr, dass es eben nicht immer zwangsläufig eine große (Vollpreis-)Veröffentlichung sein muss. Manchmal – gerade im Herbst, wenn man locker fünf Titel herumliegen hat, die gespielt werden wollen – ist es von Vorteil, sich nicht für 30 oder 40 Stunden an ein Spiel binden zu müssen. Wenn man das aber möchte, erlaubt es „Dishonored: Tod des Outsiders“ durchaus, zwei oder gar drei Durchgänge hinter sich zu bringen. Dabei kommt aufgrund sich ändernder Parameter auch keine Langeweile auf. Sehr Gut!
Das aber nur zur reinen Umfangsbestimmung. Die Story selbst sowie das Gameplay sind handwerklich von hoher Güte – das darf man von Entwickler und Publisher aber auch erwarten. Wer also ein Faible für die „Dishonored“-Reihe hat, kann unbesorgt zugreifen: Obwohl man Engine und Setting per Recycling aus dem Vorgänger übernommen hat, gibt es hier verhältnismäßig viel Frische.
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