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Review: Far Cry Primal

Tatsächlich ist es so, dass die meisten Videospiele immer wieder die gleichen Themen abfrühstücken: Zweiter Weltkrieg, Terroristenangriff, Weltraumkämpfe – damit hätten wir schon einen Großteil der Spielelandschaft abgefrühstückt. Seltener fällt den Entwicklern ein wirklich gutes und frisches Thema ein, so etwa jetzt im Falle von Ubisofts neuem „Far Cry Primal“. Der Titel transportiert uns nämlich zurück in die Steinzeit – und dazu gab es nun wirklich noch nicht besonders viele Spiele. Ob das Ganze Spaß macht oder doch nur alter Wein in neuen Schläuchen ist, erfahrt Ihr in unserem Test.

Ride the Mammoth

„Far Cry Primal“ transportiert uns ordentlich in der Menschheitsgeschichte zurück: Wir finden uns im Jahre 10.000 vor Christus wieder und übernehmen die Rolle von Takkar, einem einfachen Jäger, der zu einem Stammesführer aufzusteigen gedenkt. Natürlich muss man sich in dieser Phase der Geschichte weder mit Panzern, Schusswaffen oder Umweltzerstörung herumschlagen – doch ein stets freundlicher Umgang miteinander lag auch damals schon nicht in der Natur der Menschen.

Man beginnt sein Abenteuer alleine, denn ein Jagdausflug ging nicht unbedingt gut für seine Begleiter ausging. Und leider hat man auch keine Waffen, um sich zur Wehr zu setzen, einzig die Möglichkeit, Tiere zu zähmen, wird Takkar zur Seite gestellt. Von hier an gilt es, Ausrüstung zu craften, starke Begleittiere zu finden und natürlich verfeindete Stämme möglichst vollständig auszurotten. Der Kampf um Leben und Tod in einer unberührten aber dafür umso lebensfeindlicheren Natur beginnt.

Ein altes Gewand

Man mag sich die Frage stellen, wieso „Far Cry Primal“ denn unter dem Dach von „Far Cry“ erscheint – schließlich hat man bis dato immer mehr oder minder zeitgenössische Themen behandelt, dafür aber in relativ unverbrauchten Gebieten. Doch schon nach kürzester Spielzeit wird klar, wieso es eben trotz Steinzeit ein „Far Cry“ ist: Sowohl die offene Spielwelt als auch die Aufgaben, die man übernimmt, basieren doch stark auf den Vorgängern.

Immerhin sind einige Elemente neu dazugekommen: Ressourcen müssen gesucht werden, um diese dann zu neuem Equipment zusammenzubasteln. In der Form gab es das in der „Far Cry“-Reihe noch nicht, und das ist auch tatsächlich eine recht unterhaltsame Sache. Doch es gibt nicht nur neue Waffen, die man sich zusammenschustern kann: Im weiteren Spielverlauf geht es ebenfalls darum, ein komplettes Dorf aufzubauen. Auch hierfür muss man entsprechende Baumaterialien suchen und finden. Wirklich harte Arbeit ist dies indes nicht: Alle Ressourcen und Materialien sind in Hülle und Fülle vorhanden.

Tierpfleger

Besondere Aufmerksamkeit gilt den wilden Tieren in „Far Cry Primal“. Diese sind nicht nur Gimmick oder ein Mittel zur schnellen und angenehmen Fortbewegung. Vielmehr sind die Viecher immens praktisch im Kampf gegen alles, was einem ans Leder will. Als ersten Begleiter dürfen wir uns über eine Eule freuen, die sich anfänglich ganz hervorragend dazu eignet, gegnerische Lager auszuspähen, später kann diese auch gezielt einzelne Gegner ausschalten. Auch entsprechend bißkräftige Kollegen aus dem Tierreich kann man sich durch Zähmung zu eigen machen. Drohnen, Panzer und Mechs kennt man ja schon längst, Säbelzahntiger und Bären sind dann aber schon Begleiter, wie man sie eben nicht in jedem zweiten Videospiel zur Seite gestellt bekommt.

Shooter ohne Ballern

„Far Cry Primal“ mag zwar tatsächlich Egoshooter-Wurzeln haben, auf Schusswaffen muss man hier allerdings vollständig verzichten. Als praktisch einziges Mittel zum Distanzkampf gibt es Pfeil, Bogen und Speere, was verglichen mit einem Maschinengewehr ja auch eher eingeschränkt wirksam ist. Nicht nur deshalb haben sich die Kämpfe im Vergleich zu den Serienvorgängern signifikant geändert: Bisweilen ist es sinnvoller, ein feindlich gesinntes Tier mit einer Fackel zu verscheuchen, als sich auf eine direkte Konfrontation einzulassen.

Besonders im Zusammenhang mit gut trainierten tierischen Begleitern wirkt es aber teilweise so, als hätten die Entwickler das mit dem Balancing nicht so ganz auf die Reihe bekommen. Schwerste Kämpfe können mit einem anderen Begleit-Tier zu einer Makulatur werden. Das ist vermutlich auch besser so: Wirklich ausgeklügelt ist die Kampfmechanik leider nicht. Und auch beim Storytelling hat man sich nicht unbedingt mit Ruhm bekleckert: Die Grundlagen wären durchaus vorhanden gewesen, konsequent genutzt wird davon allerdings leider nur sehr wenig.

Zurück in die Vergangenheit

Was man hingegen ausgesprochen gut auf die Reihe bekommt, ist die ganze Steinzeit-Sache. Sowohl die Spielwelt als auch die Elemente dieser sind sehr gut gelungen. Man weiß nie genau, ob hinter der nächsten Ecke nicht ein Wolfsrudel auf einen wartet, dieses Gefühl hilft der ohnehin schon recht anständigen Atmosphäre noch ein wenig nach vorne. Auch die einzelnen Charaktere sind recht überzeugend ausgefallen – und glücklicherweise sprechen diese weder deutsch noch englisch. Vielmehr hat man sich eine Steinzeitsprache einfallen lassen, die dann einfach nur durch die entsprechenden Untertitel verständlich gemacht wird. Das mag zwar weniger komfortabel als eine neuzeitliche Sprache sein, lässt den Spieler aber noch glaubwürdiger in diese fremde, für heutige Verhältnisse unwirkliche Zeit eintauchen.

Ebenfalls gut gefallen hat uns das Skillsystem. Darin steckt nämlich deutlich mehr spielerische Abwechslung als in den meisten anderen Bestandteilen von „Far Cry Primal“. Je nachdem, in welche Richtung man sich charakterlich weiterentwickelt, verändert sich auch das weitere Vorgehen. Nicht nur einmal muss man sich gut überlegen, welcher Fähigkeit man den Vorzug gibt.

Unberührte Natur

Heutzutage ist es ja leider nicht mehr selbstverständlich, dass ein Spiel ruckelfrei und ohne viele Bugs daherkommt. Von daher fanden wir es ziemlich erstaunlich, dass „Far Cry Primal“ nicht nur eine hervorragende Optik mitbringt – das Ganze ist technisch sogar mehr als solide ausgeführt. Größere Ruckeleien bleiben dem Spieler ebenso verschont wie grobe Bugs, hier zeigt sich die bewährte Engine, die zum Einsatz kommt.

Was die Akustik von „Far Cry Primal“ angeht, sind wir ja bereits auf die Sache mit der Sprachausgabe eingegangen. Aber auch darüber hinaus gibt es durchaus Hörenswertes: Der Soundtrack besteht aus Natur- und Trommelklängen, wie man es sich für diese Zeit auch gut vorstellen könnte. Dass man hier weder auf Gitarrensoli noch auf Synthesizer-Basslines warten braucht, dürfte sich ja ohnehin von selbst verstehen.

Prädikat: Gut gemacht

Insgesamt gibt es an „Far Cry Primal“ nicht allzuviel auszusetzen. Allerdings: Die Elemente, die weniger stimmig sind, sind allesamt integrale Bestandteile des Gameplays. Ein bisschen besseres Balancing in Sachen Ressourcen, ein ausgewogeneres Kampfsystem, schon würde der Titel deutlich besser da stehen. Das ändert freilich nichts daran, dass man mit „Far Cry Primal“ jede Menge Spaß haben kann: Bis man wirklich jede Mission, jedes Extra, jeden Fortschritt komplett erledigt hat, sind viele Stunden vergangen.

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Gamewarez

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