Ganz ehrlich: Wir sind ein wenig überrascht, wie konsequent Spielehersteller das Thema „Virtual Reality“ behandeln. Es scheint sich um mehr als um eine Eintagsfliege zu handeln – wie es etwa bei Kinect & Move, 3D-TV und Co. der Fall war. Auch ein halbes Jahr nach dem Launch von Playstation VR erreichen uns noch immer regelmäßig neue Games, sogar aus der Third-Party-Ecke. Wie etwa das neue „Fated: Silent Oath“ – was es damit auf sich hat und ob mehr drin steckt als Gimmick-Gaming, erfahrt Ihr in unserem Test.
Wie bei Wikingers unter‘m Sofa
„Fated: Silent Oath“ führt uns zu den Nordmannen: Wir beginnen sozusagen im Nichts, als eine Walküre uns eröffnet, dass wir eigentlich tot sind. Wir dürfen noch einen Blick auf unsere Frau werfen, bevor die Walküre uns einen Deal vorschlägt: Wenn wir unsere Stimme abgeben (und damit ist ausnahmsweise nicht die Bundestagswahl gemeint), dürfen wir unser Leben behalten.
Kaum darf sich die Familie darüber freuen, dass wir überlebt haben, muss sie auch schon feststellen, dass das eigene Dorf verwüstet, die Ernte zerstört und die Kinder entführt wurden. Nun sind wir also auf der Suche nach neuem Lebensraum – so weit, so gut. Dabei ist „Fated: Silent Oath“ aber kein Actionspektakel, man möchte uns eine Art Märchen erzählen, in dem wir mitten drin stecken. Die wenigen Gameplay-Elemente, die das Spiel liefert, sind eher simpel und würden auch gut in eine typische „Das kann man mit VR so anstellen“-Demo passen.
Zacken und Kronen
Rein spielerisch gibt es bei „Fated: Silent Oath“ nicht viel zu holen – und das gilt auch für den Umfang. Nach nicht einmal zwei Stunden war der Spaß vorüber. Nun sind zehn Euro vielleicht keine riesige Investition, im direkten Vergleich bekommt man aber an anderer Stelle dennoch mehr Spiel für sein Geld. Dazu kommt, dass die Grafik im Zeichentrick-Stil auch nicht unbedingt dabei hilft, das „Mittendrin“-Gefühl zu verstärken. Zusammen mit der Natur der Bewegungen des Spielers ergibt sich aber ein recht verträgliches VR-Erlebnis, das wohl nur den empfindlichsten Spielern auf den Magen schlagen dürfte.
Die Geschichte selbst ist ganz okay – wenn da nicht ein Problem wäre: Sie endet abrupt und ohne Auflösung. Nun hören wir Euch schon sagen: „Das Ding ist halt episodisch konzipiert“ – und das war auch unser erster Gedanke. Nun ist der Titel schon vor fast einem Jahr bereits für HTC Vive und Oculus Rift erschienen – und da gibt es bislang noch keinerlei Anzeichen für einen Folgetitel. Dessen sollte man sich bewusst sein, wenn man erwägt, den Titel käuflich zu erwerben.
Maulfaul
Wir haben es ja eingangs bereits erwähnt: Wir müssen unsere Stimme abgeben, um unser Leben behalten zu dürfen. Das hat natürlich auch Auswirkungen auf das Gameplay, denn wir können auf Fragen nicht einfach losplappern – wir sind ja stumm. Wir interagieren mit unserer Umwelt nur noch durch Nicken und Kopfschütteln, und das ist eigentlich auch eine recht schicke Idee.
Das Problem daran: Wir werden zwar immer mal wieder nach unserer Meinung gefragt, es ist aber letztendlich völlig egal, wie wir antworten. „Fated: Silent Oath“ sieht keine Abzweigungen vor, die wir durch unsere Entscheidungen auslösen. Wir bekommen stets den gleichen Handlungsverlauf vorgesetzt, das Spiel ist somit komplett linear. Auch wenn andere Spiele selten ernsthafte Handlungsspielräume dahingehend bieten, so offensichtlich ignorant wie hier sieht man das dann aber doch eher selten.
Spiel oder Tech-Demo?
„Fated: Silent Oath“ stellt uns tatsächlich vor ein Problem: Eigentlich war die Story gar nicht übel und hat auch Lust auf mehr gemacht, andererseits ist das Ganze sehr sehr kurz und die Spielmechanik bot wenig Tiefgang. Tatsächlich bleibt da so ein Beigeschmack von „Tech Demo“, wir bekommen eher einen Ausblick darauf geboten, was Virtual Reality aktuell bieten kann.
Es ist schwierig, eine generelle Kaufempfehlung auszusprechen – trotz des überschaubaren Kaufpreises von unter 10,- Euro. „Fated: Silent Oath“ sitzt da gewissermaßen zwischen den Stühlen. Wer sich daran nicht stört und ein wenig Wikinger-Luft schnuppern möchte, kann durchaus zwei oder drei Stunden Unterhaltung mit dem Spiel haben. Ein absolutes Must-Have ist der Titel allerdings nicht.
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