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Review: For Honor

Mit „For Honor“ bringt Ubisoft erneut eine frische Marke auf den Videospielmarkt – in den letzten Jahren gibt man sich alle Mühe, neue IPs zu etablieren. Dabei handelt es sich um eine historisch alles andere als akkurate Sache: Wikinger, Ritter und Samurai bekriegen sich bis aufs Blut. Das klingt eher nach einem Krieg in der Spielzeugkiste, trotzdem erfreuten sich die Betas größter Beliebtheit. Ob der Titel auch in der Verkaufsversion noch Spaß macht, erfahrt Ihr in unserem Test.

Blutrünstige Krieger – jetzt auch in deiner Stadt!

„For Honor“ besteht wie so viele Spiele dieser Zeit aus einer überschaubaren Singleplayer-Kampagne und einer recht umfangreichen Multiplayer-Komponente. Ersteres dient sozusagen als ausführliches Tutorial, das uns während der Aufgabe, unsere Feindin Apollyon zu besiegen, alle drei Fraktionen (Wikinger, Ritter und Samurai) mit ihren Eigenheiten näher bringt. Sobald man das Ganze hinter sich gebracht (und das geht vergleichsweise schnell, nach nicht einmal sieben Stunden waren wir damit durch) und einen Blick auf den Trainingsmodus geworfen hat, hat man die Basics soweit drauf, dass man erste zaghafte Schritte ins Online-Schlachtengetümmel wagen kann.

Doch bevor wir jetzt auf die Multiplayer-Komponente zu sprechen kommen, gehen wir zunächst mal auf das eigentliche Gameplay ein. Tatsächlich ist „For Honor“ ein eigentlich recht simples Unterfangen. Fast in einer Art „Schere, Stein, Papier“-Mechanik funktioniert der Kampf, bei dem es in erster Linie darum geht, den idealen Zeitpunkt zum Zuschlagen abzuwarten, und während der Kampagne selbst macht man hier sehr schnell Fortschritte. Spätestens im Online-Betrieb merkt man dann aber, dass hinter der simplen Fassade unheimlich viel Tiefgang lauert. „For Honor“ zählt also zu den Spielen, die einfach zu erlernen, aber teuflisch schwer zu meistern sind.

Krieg der Welten

Nun bietet „For Honor“ in Sachen Multiplayer viele klassische Modi – etwa Duelle im 1-vs-1- und 2-vs-2-Verfahren, aber auch Dominion, so eine Art „Capture the Flag“, eine Variante von „Team Deathmatch“ und dergleichen mehr. Das funktioniert teils gut, teils ist es von unglaublicher Unfairness geprägt – hier muss Ubisoft sicherlich noch ein wenig an der Balancing-Schraube drehen. Das wahre Highlight ist aber für uns der „Fraktionskrieg“.

Der hat schon zu Beta-Zeiten für eine Menge Aufmerksamkeit gesorgt. Nicht nur, dass das Konzept, sich für einen längeren Zeitraum für eine Armee zu verpflichten und als Teil eines Ganzen für die Geschicke der eigenen Partei einzustehen, ziemlich neuartig in der Videospielwelt ist, sondern auch, weil es offensichtliche Probleme gab. Es war ein Zusammenhang zwischen Uhrzeit und führender Fraktion zu erkennen, da es offenbar in verschiedenen Zeitzonen unterschiedliche Vorlieben bei der Fraktionswahl gibt. Und wenn so ein Fraktionskrieg dann zu einer ungünstigen Zeit endet, könnte das Ergebnis quasi vorherbestimmt sein.

Dass es schwierig ist, in einer Fraktion mit Menschen zu spielen, die kein Interesse daran haben, mehr oder minder langwierig irgendwelche Ressourcen zu verteilen und das der KI überlassen, dürfte sich von selbst verstehen. Hier wird Ubisoft einwirken müssen – etwa belohnend, wenn jemand seinen Pflichten nachkommt. Letztendlich haben wir aber wenige Befürchtungen, dass Ubisoft nicht alles Erdenkliche daran setzen wird, das in Ordnung zu bringen. Es kann eben ein Weilchen dauern, bis der Mikrokosmos in sich stimmig wird, wie z.B. „The Division“ beweist.

Ab in die Kohlegrube

In „For Honor“ passiert in Sachen Ausstattung nicht viel, ohne dass der Rubel rollt. Damit meinen wir jetzt nicht, dass man zwangsläufig die Kreditkarte in die Hand nehmen müsste, um Freischaltungen vornehmen zu können. Aber es muss selbst für Kleinigkeiten ordentlich gegrindet werden. Bis man wirklich alles Erdenkliche eingekauft hat, vergehen tausende Spielrunden. Wir prognostizieren auch hier Änderungen – oder hoffen es zumindest sehr. Der Spaß an neuen Kostümen ist ohnehin keiner für jedermann, da kann ewiges Grinden den Ausschlag dazu geben, auf derlei Verkleidungen komplett zu verzichten.

Anders sieht es natürlich bei den verschiedenen Charakteren der einzelnen Fraktionen aus – die wollen nämlich ebenfalls freigekauft werden. Letztendlich wird sich zeigen müssen, was Ubisoft für die Zukunft geplant hat – mit entsprechenden Events, Belohnungen, Erleichterungen und derlei mehr könnte das stark entschärft werden. Das ist wie schon erwähnt etwas, das wir in den letzten Jahren lernen mussten: Manche Spiele sehen nach einigen Monaten ganz anders als zum Launchzeitpunkt aus.

Spaß macht besonders die Multiplayer-Komponente aber zweifellos – wenn alles glatt geht. Dadurch, dass es aber mal wieder keine Dedicated Server gibt, bleibt aber immer ein kleiner Restzweifel: Hab ich jetzt verloren, weil ich klar schlechter als mein Gegner war, oder einfach nur deshalb, weil er als Host jetzt um 50 Millisekunden besser dran ist? Kurios dabei: Trotz des Verzichts auf eine Server-Infrastruktur gab es auch eine knappe Woche nach dem Launch noch Schwierigkeiten beim Matchmaking und der Stabilität.

Starke Aufmachung

„For Honor“ kann gerade bei der Optik punkten. Die Entwickler haben sich große Mühe gegeben, die Grafik auf ein besonders hohes Niveau zu bringen. Gerade in Zeiten, in denen manchen Herstellern (hust!) immer wieder Grafik-Downgrades vorgeworfen werden, ist „For Honor“ eine echte Augenweide. Wie man sich vorstellen kann, geht man in Sachen Gewaltdarstellung nicht gerade zimperlich vor – kindgerecht ist das natürlich auf keinen Fall. „Kopf ab“ und Blutfontänen sind da nur der Anfang.

Der Soundtrack selbst ist ebenfalls hochwertig und wirkt mit einem Fokus auf Trommelklängen so, als wolle man uns stets vorantreiben. Die Soundeffekte tun ihr Übriges, so dass man sich über die Präsentationsseite von „For Honor“ nicht beklagen kann. Die Rahmenbedingungen stimmen also, darauf kann man beim Verbessern der bisherigen Umstände problemlos aufbauen.

Jetzt und Später

Wenn man ganz pedantisch sein wollte, müsste man sagen: Ein Spiel, das noch nicht seine finale Form angenommen hat, kann man nicht bewerten. Dem würden wir zwar beipflichten, in sechs oder neun Monaten brauchen wir aber nun wirklich keine Kaufempfehlungen mehr aussprechen. Es geht um das „Hier und Jetzt“, und da kann man auf jeden Fall bereits sehr gute Grundlagen erkennen. Die Kampfmechanik und die Charaktere, die ja den absoluten Kern von „For Honor“ darstellen, sind so solide, wie man es sich nur wünschen kann – alles andere kann man nachträglich noch richten.

Hätten wir uns einige Dinge anders gewünscht? Auf jeden Fall. Eine stabile Serverinfrastruktur zum Beispiel, die mehr Fairness bietet. Belohnungen dafür, sinnvolle Entscheidungen bei der Verteilung der Ressourcen zu treffen. Bessere Regelungen beim Ende der Fraktionskriege. Vieles davon kann man im Nachhinein noch in Angriff nehmen – auch wenn sinnvoller verteilte Beta-Phasen uns da eine Menge erspart hätten. Erkenntnisse aus einer Testphase nur wenige Tage vor dem Verkaufsstart kann man eben nicht mehr rechtzeitig in Verbesserungen umsetzen.

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Gamewarez

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