Wenn man an Sitzsäcke denkt, fallen gerade den reiferen Semestern irgendwelche lederumhüllte Ballen aus den 70ern ein, die einen doch eher auf den Boden sinken als ergonomisch sitzen ließen. Lange sah es so aus, als würden diese Sitzmöbel keine Rolle mehr spielen, seit einigen Jahren sind Gamer aber die große Zielgruppe für Sitzsäcke. Dass die lange nicht mehr so bieder aussehen wie damals, zeigt unser Test des Gamewarez Gaming-Sitzsackes „Crimson Thunder“.
From Hessen with Love
Rund 40km nördlich von Frankfurt befindet sich das beschauliche Städtchen Butzbach – und das dürfte den meisten Deutschen nicht unbedingt ein Begriff sein. Doch genug der Geografiestunde, es soll ja schließlich um den Sitzsack des dort ansässigen Unternehmens Gamewarez gehen. Warum man sich auf Sitzsäcke verlegt hat, verrät man auf der Firmenwebseite: Während man beim PC-Zocken auf allerhand bequeme Bestuhlung zurückgreifen kann, sind beim Bespielen von Konsolen ganz andere Anforderungen gegeben.
So eine Couch mag zwar verdammt bequem sein, wenn man einen Film anschaut, für‘s Zocken ist man in der Regel – trotz ständig größer werdenden Fernsehern – dennoch zu weit entfernt. Jeder, der sich schon mal über winzige Untertitel und Beschriftungen in Spielen geärgert hat, kann das gut nachvollziehen. So ein Sitzsack ist da multifunktionell, weil man das Teil dank des geringen Gewichts ohne große Anstrengungen umstellen kann – wie es eben gerade passt.
Reinsetzen und wohlfühlen?
Zunächst eine gute Nachricht: Die Sitzsäcke von Gamewarez kommen fertig befüllt nach Hause – man muss also nicht erst die halbe Wohnung in eine winterliche Landschaft aus Polystyrol verwandeln, weil man die Hülle selbst befüllen soll. Und damit haben wir auch gleich das Füllmaterial verraten, es handelt sich dabei um EPS, expandiertes Polystyrol. Auf gut deutsch: Hundsordinäre Styroporkugeln wie in so ziemlich jedem anderen Sitzsack auch.
Überraschend allerdings: Der Sitzkomfort ist erheblich höher als bei den befüllten Mülltüten, die etwa Möbeldiscounter als Sitzsäcke verkaufen wollen. Man sinkt eben nicht bis auf den Boden, während die Füllung rechts und links vom Allerwertesten nach oben quillt. Es ist gut zu spüren, wie sich der Sitzsack an die Körperform anpasst, er bietet aber dennoch festen Halt. Eine so subjektive Empfindung zu beschreiben ist natürlich schwer, allerdings gab es bei uns nicht einen Testsitzer, der nicht völlig überrascht ob des Sitzkomforts war – und das bis in den dreistelligen Kilobereich der Probanden.
Reine Haltungsfrage
Und diese Stärken spielen die Gamewarez-Säcke bei den typischen Bewegungen beim Zocken voll aus: Während ruhigerer Standardphasen (etwa ein Ausdauerrennen bei „Forza Motorsport 7) kann man sich wunderbar gegen die Lehne setzen, so hält man auch eine Stunde bewegungslos aus, ohne dass irgendetwas drückt oder scheuert. Und wenn man sich dann nach vorne lehnt, um konzentriert zu lesen oder ein Rätsel zu lösen, dann sitzt man eben noch genauso bequem wie vorher auch.
Unser Modell „Crimson Thunder“ hat eine rote Ziernaht und einen Bezug aus PVC-Gewebe. Das ist extrem pflegeleicht, Chipskrümel sind leicht abwaschbar, Spritzer von Wasser, Cola und Bier dringen nicht durch den Bezug. Rechtsseitig sind Taschen für Kleinkram wie Fernbedienungen angebracht, wenn es mehr Platz für einen Controller sein muss, kann man die Unterteilung per Klettverschluss lösen und eine große Seitentasche daraus machen. Zur Linken gibt es dann so eine Art Schlaufe für Headset, Kopfhörer oder alles andere, was sich an so einer Halterung eben befestigen lässt.
Wunschmöbel
Somit bieten die Sitzsäcke von Gamewarez so ziemlich alles, was man sich als Gamer wünschen kann, oder vielmehr das, was man sich klischeehaft als Gamers vorstellt. Bequem, pflegeleicht, durch geringes Gewicht sehr mobil. Zugegebenermaßen dürfte das Design nicht jedem gefallen, von Innenarchitekten durchgestylte Luxushütten sind eher nicht der Ort, an dem wir einen Gamewarez-Sitzsack erwarten würden. Und daran ändert auch die Tatsache nichts, dass es eine Kunstledervariante mit wertig aussehendem Karosteppnähten gibt.
Vielmehr gehört so ein Sitzmöbel in ein „Mancave“, ein Gaming- oder vielleicht sogar ein Kinderzimmer. Und preislich geht das mit rund 130,- Euro auch absolut in Ordnung – besonders vor dem Hintergrund, dass die Gamewarez-Produkte nicht nur in Deutschland entworfen, sondern auch hierzulande hergestellt werden. Und: Wenn nach einigen Jahren die Stabilität und der Sitzkomfort nachlassen (zumindest während unserer Online-Recherchen stießen wir immer wieder auf die Aussage, dass dies aufgrund der Beschaffenheit des Füllmaterials nicht zu verhindern sei), kommt man über einen Reißverschluss an die Innereien des Sitzsackes, um diese auszutauschen oder nachzufüllen.
Zockertraum?
Eigentlich gibt es für uns bei den Gamewarez-Sitzsäcken nur ein Attribut, das in die Rubrik „Geschmackssache“ fällt – und das ist das Design. Wenn Ihr Euch für die Optik erwärmen könnt, gibt es keinen Zweifel, dass so ein Sitzsack Euer Gaming-Erlebnis ergänzen oder zumindest bequemer gestalten wird. Der Sitzkomfort ist, so das einhellige Urteil aller Menschen, die wir auf unser Testexemplar gepflanzt haben, großartig – nicht selten mit dem Beiwort „überraschend“ garniert. Offenbar haben Sitzsäcke keinen guten Ruf, das kann sich mit den Produkten von Gamewarez aber nur bessern.
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