Als vor über 25 Jahren der erste Ableger der „Micro Machines“-Reihe erschien, wurden die Codemasters sehr für ihr Projekt gefeiert. Nicht, weil es vorher keine Top-Down-Racer gegeben hätte, sondern eher, weil man für damalige Verhältnisse sehr viel Liebe zum Detail bewies – außerdem waren die Micro Machines damals der letzte Schrei auf dem Spielzeugmarkt. Nach über zehn Jahren Pause kehrt man jetzt zurück, doch kann man 2017 noch mit Mini-Autos punkten? Lest unseren Test und findet es heraus.
Extra klein
Nach wie vor ist die Idee von „Micro Machines“, dass man mit winzigen Fahrzeugen Rennen fährt – und zwar auf allerhand Kursen, die thematisch in einem Haushalt zu finden sind. Leider gibt es hier keine Überraschungen, wir fahren durch Küche, Kinderzimmer und über den Pokertisch, wie eh und je eben. Insgesamt warten zehn Strecken auf die Spieler, nicht gerade rekordverdächtig, da es aber nicht nur Rennen und Ausscheidungsmatches gibt, relativiert sich das etwas.
Ähnlich sieht es auch bei den Fahrzeugen aus: Ein Dutzend davon haben die Entwickler eingebaut, diese unterscheiden sich in erster Linie in ihrer Optik voneinander. Es gibt kein Fahrzeug, das schneller ist als die anderen, lediglich bei der Bodenhaftung gibt es Unterschiede. Je nach Spielmodus warten auch handfeste Waffen, mit denen man seine Gegner plätten kann, auf uns. Im Prinzip ist das auch schon alles, was man über „Micro Machines: World Series“ wissen müsste.
Ist das Euer Ernst?!
Naja, zumindest in Hinsicht auf das Gameplay. Es gibt einen wirklich großen Wermutstropfen: Während die „Micro Machines“-Reihe von jeher eine gewaltige Nummer im (lokalen) Multiplayer-Business war, gibt es in „Micro Machines: World Series“ nur einen Teil der Spielmodi für die gemütliche Multiplayer-Zockerei auf der heimischen Couch. Ein Splitscreen-Feature fehlt, und so können nur die regulären Ausscheidungsmatches und Kämpfe lokal gespielt werden. Sämtliche Modi, deren Geschehen nicht auf einem Bildschirm dargestellt werden können, funktionieren hier nicht.
Und das ist ziemlich schade. Klar, man konzentriert sich in diesen Tagen in erster Linie auf Online-Funktionalitäten, schließlich finden sich da praktisch jederzeit Mit- und Gegenspieler. Trotzdem ist es ärgerlich, wenn man aus nicht nachvollziehbaren Gründen einfach traditionelle und/oder wichtige Elemente ausspart. Lokaler Multiplayer war immer der wichtigste Eckpfeiler der Reihe, insofern ist das für uns ein echter Makel.
Die Zukunft ist online
Den vollen Umfang bietet „Micro Machines: World Series“ also nur dann, wenn man kein Problem damit hat, sich in den Online-Welten zu tummeln. Dafür haben sich die Entwickler aber Einiges einfallen lassen – wie etwas Loot-Boxen, die man für den Levelaufstieg spendiert bekommt. Auch das mit den Levels funktioniert ausschließlich im Online-Betrieb, vom Rennen Fahren gegen die KI hat man diesbezüglich rein gar nichts.
Zusammen mit geplanten Events und Turnieren ist der Reiz, weitere ein, zwei Runden durchzuziehen, groß – man muss aber ein Faible für das zugegebenermaßen etwas anonymere Online-Gaming haben. Wenn wir ganz ehrlich sein dürfen: Die gute alte klassische Zockerei zusammen vor dem heimischen Fernseher macht mehr Spaß – trotz aller zusätzlichen Features, die man uns hier spendiert. Da hilft aber kein Betteln und kein Meckern, der Online-Multiplayer ist da, wo „Micro Machines: World Series“ das meiste Fleisch auf den Rippen hat.
Wie früher
In Sachen Darstellung ist „Micro Machines: World Series“ ziemlich klassisch aufgestellt: Die bekannte Vogelperspektive lässt die kleinen Autos umso winziger aussehen, die Level sind liebevoll gestaltet und bieten uns mal einen anderen Blick auf alltägliche Gegenstände. Da wird aus einer simplen Spielkarte eine Rampe, aus einem Pokerchip oder einer Kaffeetasse gefährliche Hindernisse. Eigentlich könnte man sich über die Präsentation nicht beklagen…
…wenn da nicht die technischen Probleme wären. Immer mal wieder kommt es in der von uns getesteten Xbox-Version zu Mikrorucklern, was in solchen arcadelastigen Spielen im mindesten Fall schwer nervig sein kann, im schlimmsten Fall über Sieg und Niederlage entscheidet. Hier müssen die Entwickler unbedingt noch einmal nachbessern, es sollte auch durchaus drin sein, das Ganze auf der Xbox One in einen ruckelfreien Zustand zu bringen.
Gar nicht übel
Sicher, gefühlt haben wir jetzt mehr negative als positive Seiten zu „Micro Machines: World Series“ angesprochen. Das liegt aber in erster Linie daran, dass nicht nur wir unsere feste Vorstellung haben, wie so ein „Micro Machines“-Ableger auszusehen hat. Hiervon weicht der Titel aber zumindest in Sachen Offline-Multiplayer deutlich ab, uns will es einfach nicht in den Schädel, wieso man auf ein Splitscreen-Feature verzichtet hat.
Gut hingegen: Mit knapp 30,- Euro ist „Micro Machines: World Series“ für das Gebotene wirklich nicht zu teuer. Egal, ob man den Titel als Download oder in Retail-Fassung erwerben will, das Geld könnte man auf jeden Fall schlechter investieren. Das Gameplay ist solide und bietet wenig Anlass zur Beschwerde, wir müssen es aber noch einmal sagen: Für reine Couch-Koop-Sessions ist „Micro Machines: World Series“ leider nur eingeschränkt tauglich.
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