Die Mannen von 2K Sports haben sich mit der „NBA 2K“-Reihe echt einen bequemen Posten geschaffen. Ein guter Beweis, dass der Genre-Primus eben nicht zwangsläufig auch von EA Sports kommen muss. Jetzt ist „NBA 2K17“ erhältlich und muss sich den Markt nicht mit Konkurrenz jedweder Qualitätsstufe teilen – ruht man sich daher auf den Lorbeeren aus oder bringt man wieder einen echten Knaller? Lest unseren Test und findet es heraus.
Von Anfang an
In diesem Jahr hatte 2K Sports eine wirklich tolle Idee: Nicht einfach nur eine schnöde Demo wollte man veröffentlichen, man wollte den Fans mehr als das geben. Mit „The Prelude“ gibt es ein komplettes kleines Spiel, das einen locker 4-5 Stunden beschäftigte und dabei auch gleich die Geschichte eines Neulings erzählt, der von der Highschool aufs College geht und zu den Profis wechselt. Ein guter Vorgeschmack auf „NBA 2K17“, der auch tatsächlich einige der Stärken und Schwächen vorweg nahm.
Die College-Phase wird in der Karriere von „NBA 2K17“ erneut in Angriff genommen, der Fokus liegt dann aber auf dem, was danach kommt. Die zugrundeliegende Story stammt dieses Mal aber nicht mehr aus der Feder von Spike Lee, stattdessen verpflichtete man Aaron Covington. Dem ist das Sport-Genre auch absolut nicht fremd, schließlich hat er das Drehbuch zu „Creed: Rocky‘s Legacy“ beigesteuert. Doch um es gleich vorweg zu nehmen: Wirklich spannend ist das Ganze nicht geworden, es reicht zumindest nicht, um das ohnehin bei vielen Spielern nicht gerade populäre Gegenstück des Vorgängers irgendwie zu übertrumpfen.
Die Grundlagen
Bei „NBA 2K17“ darf man sich erneut über eine mehr als solide Spielmechanik freuen. Im Grunde hat man den allergrößten Teil von Physik und Steuerung direkt aus dem Vorgänger übernommen – und das ist auch relativ logisch, schließlich hat man hier ein gutes Fundament vorgefunden. Hier und da gab es natürlich auch wieder die obligatorischen kleineren Verbesserungen, die in diesem Jahr aber wirklich allenfalls den langjährigen Hardcore-Fans wirklich auffallen dürften.
Und auch bei den Spielmodi gibt es keine Überraschungen. Zwar kehrt der „Allstars“-Modus zurück, da der aber nur im letzten Jahr fehlte und ansonsten ja schon ein bekanntes Element ist, hält sich die Freude darüber in einigermaßen engen Grenzen. Okay, das ist falsch ausgedrückt: Erfreulich ist das schon, schöner wäre es allerdings gewesen, wenn man mal etwas wirklich neues geliefert hätte. „NBA 2K17“ wird durch diesen Modus nicht zu einem signifikant besseren Spiel. Das Ganze ist – wie weiter unten erklärt wird – ein netter Bonus, aber kein alleiniger Kaufgrund.
An der Front
Und so gibt es dann eben Bekanntes zu sehen und spielen: Die „Allstars“ schicken jeweils fünf legendäre Spieler gegen ein anderes Team ins Rennen. Dabei muss man sich nicht darauf beschränken, solche Superstars innerhalb der gleichen Spielergeneration zu nutzen. So kann man durchaus Julius „Dr. J“ Erving (Achtung, Videospiel-Trivia: Einer der beiden Basketballer im 1983er EA-Release „One on One“, so spielt das Leben!) gegen Kevin Durant antreten lassen.
Der „MyTeam“-Modus ist dabei wieder das Gegenstück zu den „Ultimate Team“-Modi des Konkurrenten EA Sports, auch hier dreht sich alles wieder um Sammelkarten. Hier im Speziellen und in vielen anderen Bereichen des Spiels im Allgemeinen zeichnet sich schon länger, jetzt aber immer konkreter, ein recht unschöner Trend ab. Und dazu gehen wir jetzt gleich ein.
Kaufmannsladen
Unschön ist beim Skill-System vor allem die Tatsache, dass man diese nicht wie herkömmlich über ein eigentlich beliebiges Menü freischalten darf. Vielmehr ist das Ganze in einer Art Shop-System verpackt – mit Warenkorb, dem Bezahlen und dergleichen mehr. Auf der einen Seite wirkt das natürlich wenig sportlich, schließlich arbeitet man im Sport hart an allen Fortschritten, an allen Verbesserungen. Man kauft sich das nicht so einfach. Auf der anderen Seite beschleicht uns der Verdacht, dass man die Kluft zwischen „Erspielen“ und „Erkaufen“ immer kleiner werden lässt.
Und das ist dann tatsächlich ein Gefühl, das in „NBA 2K17“ dominanter ist als in den Jahren zuvor. Ähnlich wie bei Handy- und Free2Play-Games hat man durchaus den Eindruck, dass man doch jetzt bitte Geld für Virtual Coins auszugeben habe. Okay, wenn sich Entwickler dazu entscheiden, zahlungskräftigen Kunden Abkürzungen für Videospiele zu bieten (was an und für sich ja schon unsinnig ist, schließlich will man möglichst viel Spielzeit für sein Geld), dann mag das in Ordnung gehen. Wenn man aber Vollpreis für ein Spiel bezahlt, dann ist es nicht verständlich, wenn man mehrere hundert Stunden Spielzeit dazu braucht, einen einzelnen Charakter auf das Maximum zu leveln. Entweder F2P-Mechaniken oder Vollpreis – beides können Entwickler nun wirklich nicht haben.
Erwartet oder befürchtet?
Wir geben zu: Bislang mag unsere Einschätzung sehr negativ klingen – doch dem ist eigentlich gar nicht so. Tatsächlich ist auch „NBA 2K17“ ein hervorragendes Basketball-Spiel – und beerbt damit auch seinen eigenen Vorgänger. Die Präsentation ist nach wie vor großartig, auch wenn man keine deutlichen Fortschritte macht. Hier ein paar bessere Animationen, da ein paar verbesserte Spielergesichter, letztendlich darf man als Interessent aber wohl keinen Anspruch auf eine optische Revolution haben. Das ändert natürlich nichts an der Qualität der Aufmachung – viel spannender werden Basketballspiele wohl auch nicht im amerikanischen Fernsehen präsentiert. Beim Lizenzsoundtrack wurde ebenfalls nicht gespart, und auch wenn dieser insgesamt etwas Hiphop-lastig ausgefallen ist, so ist doch von großen Namen wie Jay-Z bis zu Geheimtipps wie Action Bronson fast alles dabei.
Aber: Insgesamt bietet „NBA 2K17“ mehr Update als wirklich Neues. Ob man sich einfach nur auf den Lorbeeren ausruht oder ob man sich ob der aktuell mangelnden Konkurrenzsituation auf der sicheren Seite wähnt – keine Ahnung. Und so gilt hier in Hinsicht auf eine Kaufempfehlung das, was wir auch bei vielen anderen Sportspielen in jährlicher Erscheinungsweise raten: Als Die-Hard-Fan oder als jemand, der schon ein Weilchen mit dem Kauf ausgesetzt hat, darf man gerne zugreifen. Es gibt aktuell kein besseres Basketball-Game – da beißt die Maus keinen Faden ab. Wer allerdings nur dann zugreifen möchte, wenn es gewaltige Neuerungen gibt, dem dürfte der Vorgänger problemlos ausreichen.
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