Eisige Zeiten sind angebrochen – zumindest auf den Konsolen. Doch der Grund dafür ist eigentlich ein guter: „NHL 17“ ist ab sofort erhältlich und buhlt um die Gunst der Eishockey-Fans. Was Ihr in diesem Jahr erwarten dürft und ob der Titel sich signifikant vom Vorgänger unterscheidet oder doch bloß alter Wein in neuen Schläuchen ist, erfahrt Ihr wie immer bei uns im Test.
Gute Grundlagen
Nach all den Jahren, die Electronic Arts jetzt schon damit zubringt, Sportspiele zu veröffentlichen, hat man sich einen ziemlich respektablen Erfahrungsschatz erarbeitet. Die meisten Serien – wenn man eventuell mal von NBA Live absieht – haben ein solides Fundament, auf das man Jahr für Jahr aufbauen kann. Das ist auch im Falle von „NHL 17“ zutreffend, der letzte Ableger war wieder einmal ein guter Schritt in Richtung „Mehr kann man nun wirklich nicht verlangen“-Perfektion.
Schon seit vielen Jahren ist klar, dass die „NHL“-Games nicht zu den spielend leichten Veranstaltungen gehören. Wer also 1985 auf dem C64 ein Ass in „Slap Shot“ war, braucht sich nicht der Illusion hingeben, man könne auf Xbox One oder Playstation 4 dort weiter machen, wo man vor über 30 Jahren aufgehört hat. Es erfordert eine Menge Übung, bei den Eishockey-Spielen aus dem Hause EA Sports auf einen grünen Zweig zu kommen. Bei „NHL 17“ wird das auch nicht zwangsläufig leichter.
Im Westen nichts Neues?
Einen Zahn können wir Euch gleich ziehen: Wirklich überraschende Neuerungen sind in „NHL 17“ leider nicht enthalten. Gewissermaßen ruht man sich ein wenig auf dem sehr soliden Vorgänger aus, der nach der Gurke davor ziemlich wenig Grund zum Klagen gab. Hinzugekommen sind bei den Spielmodi nur der „Draft Championship“-Modus und der „World Cup of Hockey“.
Ersterer liefert uns ein per Los bestimmtes Team, das wir in einem Draft verbessern müssen und mit dem wir dann im Anschluss ein Turnier gewinnen sollen. Der „World Cup of Hockey“ hingegen ist ein internationales Turnier nach real existierendem Vorbild. Das geschieht sicherlich auch nicht rein zufällig: 2016 findet der „World Cup of Hockey“ nach zwölf Jahren Pause zum ersten Mal wieder statt.
Darüber hinaus geht es in erster Linie wieder um die Verfeinerung bekannter Elemente. Fast jeder Spielmodus wurde von den Entwicklern etwas überarbeitet – und selbst wenn es nur darum ging, die Menüs ein wenig klarer zu gestalten oder intuitiver bedienbar zu machen. Natürlich darf auch das obligatorische Update von Teams, Spielerdaten und dergleichen mehr fehlen. Wie immer ist praktisch jedes Pixel, das man im Spiel zu sehen bekommt, vollständig lizenziert.
Franchise-Fragen
Zu den Elementen, die in „NHL 17“ am stärksten überarbeitet wurden, zählt zweifelsfrei der Franchise-Modus. Dieser ist in Sachen Umfang und Features jetzt quasi das haargenaue Gegenstück zu dem aus dem aktuellen „Madden NFL 17“: Man übernimmt Management-, Trainer- und Spieleraufgabe, von der Bepreisung der Getränke im Stadion bis hin zum Tore schießen ist man zumindest wahlweise in alles eingebunden. Wer sich für bestimmte Teilgebiete nicht interessiert (und keine Lust auf Mikromanagement nach jedem Spiel hat), kann diese einfach computergesteuert erledigen lassen.
Das gilt auch für die Spiele selbst: Ihr gebt ungern das Heft aus der Hand und wollt wirklich alle Geschicke selbst lenken? Könnt Ihr, bis hin zu komplett selbst gespielten Matches. Wer lieber ganz gemütlich und stressfrei bei einer Flasche Bier oder einem anderen Kaltgetränk so eine Art „Eishockey-Manager“ zocken möchte, bekommt ebenfalls seine Gelegenheit dazu: Die Matches selbst können vollständig simuliert werden.
(K)eine Frage der Ausstattung
Bei der Präsentation überlässt EA Sports natürlich nichts dem Zufall – wie es schon in den Vorjahren und bei den anderen Games aus dem eigenen Haus der Fall ist. Hier und da gibt es wieder ein paar Verbesserungen, bessere Animationen, realistischere Physik und dergleichen mehr. In jedem Jahr bewegt man sich einen kleinen Schritt weiter in Richtung Fotorealismus, und mit leicht zugekniffenen Augen könnte man tatsächlich glauben, man schaut sich gerade ein Eishockey-Spiel im Fernsehen an. Der übliche Lizenzsoundtrack darf ebenfalls nicht fehlen, wenngleich die ganz großen Artists in diesem Jahr fehlen. Als Mangel darf man so etwas aber nun wirklich nicht bezeichnen.
Wichtig ist, dass die Atmosphäre stimmt – und diesbezüglich kann man bei „NHL 17“ einfach nicht meckern – alles andere wäre gelogen. Vom Gröhlen der Zuschauer bis hin zum ganzen Drumherum der Spiele, man fühlt sich, als säße man mittendrin. Hier punktet „NHL 17“ in vollem Umfang, es ist dem Spaß einfach unheimlich zuträglich.
Klein aber fein
Da ist es auch nicht ganz so tragisch, dass der große Knall in diesem Jahr ausfällt. Verfeinern statt Abriss und Neubau lautet hier die Devise. An praktisch jeder Ecke wurde eine Kleinigkeit mehr oder minder stark verbessert, korrigiert oder ausgebaut. Das ist nicht immer ganz offensichtlich, manchmal handelt es sich auch nur um kleinere Details, die eigentlich nur langjährigen Fans auffallen – oder zumindest Spielern, die sich wirklich lange mit dem Vorjahrestitel beschäftigt haben.
Und so ist es nicht ganz so leicht, eine generelle Kaufempfehlung auszusprechen. Hardcore-Fans werden ohnehin zugreifen, egal wie viel oder wie wenig die Entwickler an Neuigkeiten eingepackt haben – schon alleine die neuen Team- und Spielerdaten und die neue Liga (East Coast Hockey League) dürften Grund zum Zugreifen genug sein. Spieler, die nur gelegentlich eine Runde Eishockey spielen möchten, bekommen hier möglicherweise nicht genügend Neues geboten, um den Kauf zu rechtfertigen. Zweifelsohne handelt es sich bei „NHL 17“ aber um ein für sich betrachtet hervorragendes Eishockey-Spiel, das sich auch für Management-Freaks durchaus lohnt.
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