Liest man den Titel „Spintires: Mud Runner“, so könnte man der Vermutung erliegen, es handele sich dabei um die hundertste Verwurstung von Jeeps und Buggies, die im Matsch um die Wette rasen. Nun gut, Teile davon entsprechen tatsächlich der Wahrheit – warum der Titel aber dennoch etwas ganz anderes ist, erfahrt Ihr in unserem Test.
Fahrkünstler
„Spintires: Mud Runner“ ist ausdrücklich kein Racing-Game – vielmehr handelt es sich dabei um eine Art Physiksimulation. Insgesamt 19 Fahrzeuge – vom Sowjet-Auto bis zum Schwertransport – warten darauf, durch unwegsames Terrain bewegt zu werden. Dabei müssen verschiedene Missionen (etwa Lieferungen ausfahren oder liegen gebliebene Fahrzeuge bergen) erledigt werden. Man sollte aber nicht den Fehler machen und eine Art „Euro Truck Simulator“ erwarten. Die Fahrzeuge in „Spintires: Mud Runner“ bewegen sich nämlich mitnichten von alleine.
Als Physiksimulation erfordert das Spiel den Einsatz aller Tricks – etwa Kupplung, Handbremse und auch so Einiges an fahrerischem Können. Verschiedene Untergründe erfordern unterschiedliche Vorgehensweisen, geschenkt wird einem in „Spintires: Mud Runner“ jedenfalls nichts. Da ist es bisweilen auch mal sehr nützlich, wenn man auf die Verfolgerperspektive umschalten kann.
Stock und Stein
In „Spintires: Mud Runner“ gibt es keine Story – vielmehr gibt es ein Tutorial, einen Herausforderungsmodus, den regulären Singleplayer sowie die Multiplayer-Komponente. Die 19 Fahrzeuge, die man nach und nach freischalten kann, dürfen über sechs Maps bewegt werden. Sicherlich nicht rekordverdächtig, aber für den Preis im mittleren Segment kann man nicht meckern. Fordernd ist so ziemlich jede Begebenheit in den sechs Spielwelten. Immerhin muss man auch darauf achten, dass das Fahrzeug möglichst wenig Schaden nimmt. Vielleicht hat man sich einen Weg ausgesucht, der verspricht, einfach oder schnell zu befahren zu sein – aber so etwas kann schnell in einem Totalschaden enden.
Wir wollen aber auch nicht verschweigen, dass „Spintires: Mud Runner“ kein Titel ist, den man monatelang hoch und runter spielt. Mal eine halbe Stunde zwischendurch geht aber immer – auch wenn man die Steuerung mittlerweile so verinnerlicht hat, dass Matsch, Flußbett und Co. keine Herausforderungen mehr darstellen. Das ist auch nichts, was man mit einem größeren Fuhrpark oder fünf weiteren Maps hätte verhindern können. Die Spielerschaft braucht irgendwann auch mal etwas mehr Action als das Bezwingen unwegsamer Landschaften – alles zu seiner Zeit.
Tolle Details
Viel mehr gibt es eigentlich nicht zu „Spintires: Mud Runner“ zu sagen – und deshalb gehen wir mal zur Präsentation über. Die Grafik ist für die zugrunde liegenden Verhältnisse durchaus als „gelungen“ zu bezeichnen, immerhin steckt hinter „Spintires: Mud Runner“ nur ein einzelner Entwickler. Bestimmt würde es technisch besser gehen, aber viele der Details – matschige Reifen, herumspritzender Dreck, Spuren, die wir im Matsch hinterlassen – sind schon ziemlich ansprechend in ihrer Darstellung. Andererseits ist die Cockpitansicht jetzt nicht unbedingt auf dem Niveau der „Forza“-Games, da wäre noch Luft nach oben gewesen.
„Spintires: Mud Runner“ ist sicherlich kein Spiel für jeden – es gibt ja genügend Zocker, die sich streng dagegen wehren, wenn die Herausforderung in einem Spiel durch eine komplexe Steuerung entsteht. Dafür gibt es hier aber so eine Art „Entschleunigung“ wie bei anderen Simulator-Games: Man muss sich nicht mit der KI herumstreiten, niemand muss bezwungen werden – der einzige Gegner, den man hat, ist das eigene Fahrvermögen (oder aber Unvermögen, je nach dem).
Der Spezialist
Und so empfehlen wir „Spintires: Mud Runner“ wärmstens all denjenigen, die nicht in jedem Jahr den neuesten Ableger irgendwelcher Shooter-Reihem brauchen, die dem jüngsten Fußballkrimi nichts abgewinnen können, die auch mal etwas anderes als das aktuelle Kult-RPG spielen wollen. Ideen wie diese gibt es heute nicht mehr jeden Tag, und schon gar nicht für die Konsolen. Daher: Unsere Empfehlung für Spieler mit dem Geschmack für die außergewöhnliche Kost.
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