„The Elder Scrolls Online“ kam zwar erst mit einiger Verspätung auf die Konsolen, erfreut sich aber dennoch schon seit dem Launch recht großer Beliebtheit bei den Zockern. Nach mehreren DLCs gibt es jetzt etwas, das zumindest nach Ansicht von Bethesda Softworks die Grenzen einer normalen Erweiterung sprengt – und zwar „The Elder Scrolls Online: Morrowind“. Was es damit auf sich hat und ob das Ganze auch im Jahr 2017 noch begeistern kann, erfahrt Ihr in unserem Test.
Zurück nach Vvardenfell
„The Elder Scrolls Online: Morrowind“ führt uns auf die Insel Vvardenfell, die Kennern der Reihe kein gänzlich fremder Ort sein dürfte. Das neue Kapitel erzählt die Geschichte des Gottkönigs Vivec, der die Hilfe unseres Protagonisten benötigt – er wird nämlich von Tag zu Tag schwächer, da er an einer mysteriösen Krankheit leidet. Damit hängt auch unmittelbar das Schicksal der Bewohner der gleichnamigen Stadt zusammen. Unseren Helden können wir aus dem Hauptspiel importieren, alternativ aber auch einen neuen erstellen. Und das kann sich dank der neuen Hüter-Klasse auch lohnen. Es ist also nicht notwendig, das Hauptspiel gezockt zu haben, bevor man „Morrowind“ in Angriff nimmt.
Für all diejenigen, die bisher noch nie in Berührung mit „The Elder Scrolls Online“ kamen, gibt es ein Gesamtpaket aus Morrowind und Hauptspiel, wer letzteres bereits besitzt, kann aber auch einfach das knapp 40,- Euro teure Upgrade kaufen und somit noch den einen oder anderen Euro sparen. Dass Bethesda Softworks ihr „Morrowind“ dergestalt an das Hauptspiel koppelt, hat natürlich seine Ursache – im Kern steckt nämlich noch immer haargenau die gleiche Spielmechanik.
Von A nach B
Das bedeutet: NPCs verpassen uns Quests, die wir erfüllen, dafür gibt es Belohnungen – und der Spaß geht wieder von vorne los. Okay, das ist natürlich der Kurzabriss, „The Elder Scrolls Online“ und somit auch „Morrowind“ bieten natürlich viel mehr Komplexität unter der Haube. Das beginnt bei einer mittlerweile recht ansprechenden PvP-Komponente mit neuem Modus, geht über das gewohnte Crafting bis hin zu großen Bossgegnern, die nur zusammen mit anderen Spielern geplättet werden können.
Was uns auch schon zur Kampfmechanik bringt – die natürlich ebenfalls direkt vom Hauptspiel übernommen wurde. Das Ganze ist extrem actionlastig, mit unzähligen Skills, Waffen, Rüstungen und Angriffsmöglichkeiten. Schon alleine in der Jagd nach besserer Ausrüstung kann man sich richtiggehend verlieren, neue Fähigkeiten freischalten zu können, sorgt auch stets für ein Gefühl des Fortschritts.
Ganz klar: Wer das Hauptspiel „The Elder Scrolls Online“ nicht mochte, wird auch hier nicht glücklich. Trotz des Preispunkts verlässt man sich auf die bekannten Werte, Neues gibt es am ehesten bei der Story und durch den Hüter-Charakter zu erleben. Gerade Letzteres dürfte vielen langjährigen Spielern am ehesten Unterhaltung bescheren, wobei man die Güte von Story und Quests in „The Elder Scrolls Online: Morrowind“ nicht unterschätzen sollte.
Lohnenswert?
Das ist es nämlich, was „The Elder Scrolls Online“ und somit auch das Kapitel „Morrowind“ am ehesten von anderen MMORPGs unterscheidet. Man legt großen Wert darauf, eine schlüssige Story zu erzählen, die mehr ist als ein bloßer Rahmen für irgendwelche Quests nach dem Motto „Bring mir 50 hiervon und 25 davon“. Natürlich ist man nicht gezwungen, sich darauf einzulassen, man muss der Geschichte nicht folgen, um weiterzukommen. Es lohnt sich aber durchaus.
„Morrowind“ bietet zwischen 25 und 30 Stunden reinen Story-Umfang, was für MMO-Verhältnisse vielleicht nicht unbedingt rekordverdächtig ist. Durch die ausgebaute PvP-Komponente kann man – entsprechend ebenbürtige Gegner vorausgesetzt – viele Stunden mit Team-Deathmatch oder CTF-artigen Modi verbringen. Rein vom Spielwert pro Euro her lohnt sich ein Kauf.
Was uns allerdings sauer aufstösst, ist die Tatsache, dass es sich eben nicht um ein Gesamtpaket aller Inhalte handelt – und das wäre bei der Fassung, die auch das Hauptspiel enthält, doch durchaus angebracht gewesen. Will man das derzeitige Kompletterlebnis haben, kommen noch mal ein paar Käufe auf den Spieler zu. So wird es wohl eine ganze Reihe Spieler geben, die auf eine wirklich komplette Edition spekulierend von einem Kauf zum jetzigen Zeitpunkt absehen.
Bekanntes Äußeres
Auch in Sachen Präsentation stützt man sich auf Bewährtes – das ist aber auch schon sehr höflich ausgedrückt. Schon zum Release von „The Elder Scrolls Online“ vor zwei Jahren war die Optik wirklich nicht gerade das Beste, was man jemals zu sehen bekam. Und so muss man sich mit der Schönheit der inneren Werte begnügen, denn so richtig prall ist die Grafik von „The Elder Scrolls Online: Morrowind“ nicht. Grafik-Fetischisten sind da leider an der falschen Adresse.
Das betrifft allerdings wirklich nur die technische Seite. Vom Design und vor allem den Details her kann man sich nicht beschweren. Das mag sich paradox anhören, ist aber tatsächlich so: Trotz der Tatsache, dass man sich fernab von Fotorealismus bewegt, ist der Wille, zahlreiche Details zu liefern, durchaus zu erkennen. Gerade alte Hasen, die „The Elder Scrolls III: Morrowind“ aus dem Jahr 2002 gespielt haben, sind unheimlich verzückt, wie sehr sie die Spielwelt an vergangene Tage erinnert. Zugegeben: Das ist nicht unsere Baustelle, das können wir nur so weitergeben, wie es in der Community erzählt wird.
Neues Kapitel, alter Spaß
„The Elder Scrolls Online: Morrowind“ ist für Fans des Hauptspiels eine tolle Sache – schon alleine wegen der neuen Charakterklasse und den frischen PvP-Elementen. Wir haben durchaus Verständnis dafür, dass so mancher Spieler eine gewisse Enttäuschung verspürt – wieso konnte man das nicht als regulären DLC-Download im Kronenshop realisieren, wieso müssen es gleich 40,- Euro Kaufpreis sein? Mit der notwendigen Distanz erkennt man aber durchaus, dass man reichlich Spiel für sein Geld bekommt.
Zweifellos wird das Kapitel „Morrowind“ nicht nur frischen Wind in die Spielwelt von „The Elder Scrolls Online“ bringen, auch neue Spieler werden dazu stoßen – und das ist generell eine gute Sache, denn so bleiben die Online-Server stets gefüllt. Alte Stärken werden beibehalten, für die Schwächen gilt das allerdings genauso. Wer sich daran nicht stört, kann mit dem „Morrowind“-Kapitel jede Menge Spaß haben, und beim Kauf des Gesamtpakets noch mehr. Aber Vorsicht: Potentiell könnten die nächsten Monate Freizeit in Beschlag genommen werden.
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