Wie in jedem Jahr findet auch 2017 wieder die „Tour de France“ statt – mittlerweile zum 104. Mal. Ganz so häufig ist die Videospielumsetzung noch nicht erschienen, die ab sofort in ihrer jüngsten Ausgabe „Tour de France 2017″ erhältlich ist. Kann der Titel in diesem Jahr neue Inhalte bieten oder ist es nur alter Wein in neuen Schläuchen? Lest unseren Test und findet es heraus.
Alle Jahre wieder
Unzählige Ableger der „Tour de France“-Reihe haben wir schon getestet, und trotz aller Japan- und Simulatorentitel gehören sie ganz weit vorne zu den kuriosesten Spielen – zumindest aus der Sicht eines Durchschnittszockers. Es kommt nicht auf Geschicklichkeit an, wie etwa bei Rennsportspielen, in denen man vor der Kurve bremsen muss. Es geht eindeutig um Strategie, allerdings auf eine ganz eigene Art und Weise. Die Grundidee ist nämlich simpel: Das Haushalten mit den Kräften ist das A und O. Wann greife ich aus dem Windschatten zum Überholen an, wann nehme ich ein Power-Gel, lohnt es sich, den Berg schnell hochzufahren, um dann bei der Abfahrt Kräfte zu schonen?
An diesem Grundprinzip hat sich in der diesjährigen Ausgabe „Tour de France 2017“ rein gar nichts geändert. Das war auch kaum zu erwarten, bei der durchaus als „überschaubar“ zu bezeichnenden Zielgruppe kann man wohl nicht auf riesige Budgets bauen, wenn man auch nur den Break-Even-Point erreichen möchte. Das Gebotene ist zunächst ziemlich ungewöhnlich vom Spielablauf her, es wirkt geradezu komplex. Hier ist es ratsam, den Trainingsmodus zu spielen, um die Grundlagen zu verstehen. Meistern wird man das Ganze allerdings erst durch viel Übung.
Fernsehreif?
Auch EA Sports bringt ihre verschiedenen Titel im jährlichen Rhythmus, auch dort gibt es spielerisch häufig weniger Neues, als man sich als langjähriger Fan wünschen würde – aber dort hat man wenigstens die Sache mit der Präsentation voll im Griff. Das kann man von der „Tour de France“-Reihe leider nicht sagen, und ebenso bedauerlich ist es, dass auch der neue 2017er Ableger da keinen signifikanten Unterschied macht. Eine Steigerung gegenüber der Version aus dem Vorjahr (zugegebenermaßen liegt uns hier nur die PS4-Version vor, während wir in diesem Jahr die Xbox-One-Fassung testen) ist auch im Direktvergleich nicht feststellbar.
Soll bedeuten: Recht einfache Optik, bei der die Landschaften um die Strecke herum recht passabel aussehen, Fahrer und Zuschauer hingegen weniger. Auch bei der Geräuschkulisse sieht es nicht wirklich besser aus: Nichtssagende, belanglose Musikuntermalung aus den Untiefen der Archivmusik treffen auf Sprachausgabe und Soundeffekte aus dem Vorjahr. Das ist definitiv dem Budget geschuldet, aber gerade in Sachen Grafik könnte man so langsam mal ein wenig sichtbaren Fortschritt liefern.
Ganzheitlich
Einfach nur mit Fahrradfahren allein ist die Sache bei „Tour de France 2017“ natürlich nicht getan. Klar, man kann trainieren, die Tour fahren und auch eine Profi-Tour mit echten Fahrerlegenden absolvieren. Auch eine relativ starke Management-Komponente ist mit dabei, und in Zeitherausforderungen kann man Rekorde auf einzelnen Etappen aufstellen. Richtige Neuheiten muss man hier allerdings mit der Lupe suchen.
Die beschränken sich sozusagen auf die Aktualisierungen zur diesjährigen Tour. Die ist ja in jedem Jahr unterschiedlich – und zwar nicht nur, was die Fahrer und Teams angeht, sondern auch in Hinsicht auf die zu fahrenden Etappen. In diesem Jahr beginnt die Tour etwa mit einem Zeitfahren in Düsseldorf und auch sonst gibt es eine Menge Strecken, die man nicht einfach aus dem Vorjahr übernehmen konnte.
Zugegeben: Es ist nicht so, dass man die Etappe tatsächlich an der Umgebungsgrafik erkennen könnte oder dass hier irgendetwas der Realität entsprechend ernsthaft nachgebildet wurde. dennoch haben sich die Entwickler Mühe dabei gegeben, das Ganze halbwegs plausibel umzusetzen. Auf technische wie gestalterische Meilensteine muss man allerdings nicht hoffen.
Die ewige Frage
Wem empfehlen wir „Tour de France 2017“ nun? Das ist eigentlich gar nicht so schwer: Echten Fans der Tour. Wenn es Euch wichtig ist, aktuelle Fahrerdaten, Etappen und dergleichen mehr zu haben, wenn Ihr mehr Strategie und Management als Geschicklichkeit erwartet und außerdem keine Angst vor angestaubter Technik habt – dann seid Ihr hier gut aufgehoben.
Anders sieht es natürlich aus, wenn man etwas unentschlossen ist, aber gerne mal einen Blick auf diese doch ungewöhnlich bis illustre Spielereihe werfen möchte. Dann muss man auch ganz klar sagen: Der Vorjahresableger ist in keinerlei Hinsicht signifikant schlechter als die aktuelle Version, dafür aber häufig gebraucht wie neu zum deutlich günstigeren Kurs erhältlich.
Und so ist „Tour de France 2017“ recht schwer fair zu bewerten. Fans der Reihe (und ja, die gibt es tatsächlich) sind natürlich etwas nachgiebiger, vergleicht man Technik und Komplexität des Gameplays mit anderen aktuellen Titeln, sieht es hier natürlich nicht ganz so toll aus. Gerade als regelmäßige Käufer der „Tour de France“-Games sollte man also nicht allzu viel auf die nackten Zahlen unserer Wertung geben.
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