Sind klassische Jump-and-Runs ausgestorben? Mitnichten! Davon möchte uns auch „Yooka-Laylee“ überzeugen, das ab sofort für Xbox One, Playstation 4 und bald auch für Nintendo Switch erhältlich ist. Die Macher von Playtonic Games bringen jede Menge Erfahrungen in diesem Genre mit, insofern darf man doch wohl davon ausgehen, dass sie ein zünftiges Spektaktel abliefern – oder etwa nicht? Wie gut das Spiel geworden ist und ob sich ein Kauf lohnt, erfahrt Ihr in unserem Review.
Farm der Tierkapitalisten
Die Geschichte von „Yooka-Laylee“ ist so klischeehaft wie simpel: Der fiese Bienenschurke Capital B hat sich ein magisches Buch geschnappt und dessen Seiten in fünf Welten verstreut. Unser Heldenduo Yooka das Chamäleon und Laylee das Fledermausweibchen sollen sich nun auf das gefährliche Abenteuer einlassen, diese Buchseiten in ihren Besitz zu bringen. Neben den fünf verschiedenen Welten gibt es noch eine Hub-Welt, die uns einerseits als so eine Art Tutorial dient und außerdem die Spielgebiete miteinander verbindet.
Dabei wird schnell offensichtlich, dass das Entwicklerteam von Playtonic Games aus Pionieren des 3D-Plattformer-Genres besteht. Nicht selten fühlt man sich an die Banjo&Kazooie-Games erinnert, die dieses freie, nonlineare Spielkonzept groß gemacht haben. Und das zeigt sich natürlich auch bei den zwei etwas gegensätzlichen Charakteren, die zusammenarbeiten, um ihr Ziel zu erreichen.
Sammeln, suchen, erledigen
Dabei gibt es tatsächlich nur wenig Innovation – und das dürfte so manchem Genre-Fan durchaus in den Kram passen. Wir können uns jede Menge Zeit lassen, durch die Spielwelten zu reisen, goldene Federn (die Währung in „Yooka-Laylee“) und Buchseiten („Pagies“) zu sammeln, Geheimnisse zu enthüllen und natürlich auch Skills zu erwerben – es geht insgesamt und zumindest zwischen den einzelnen Aufgaben also ziemlich relaxed zur Sache.
Dabei bedingen sich viele Aufgaben gegenseitig: Nur, wenn man genügend goldene Federn gesammelt hat, kann man diese oder jene Fähigkeit beim Schlangen-Händler kaufen (etwa Stampfattacken, Kugeln spucken und dergleichen mehr), die man dann wiederum benötigt, um eine Aufgabe zu erfüllen, die uns eine Buchseite liefert. Hat man bestimmte Mengen an Buchseiten ergattert, kann man die nächste Spielwelt freischalten – oder eine bereits freigeschaltete ausbauen und erweitern. Als Höhepunkt jeder Spielwelt wartet ein Bossgegner auf uns, und das ist dann auch im Prinzip schon alles, was man wirklich wissen muss.
Chamäleon-wandel-dich
Was uns an „Yooka-Laylee“ wirklich gut gefällt, ist die Vielfältigkeit, die uns in jedem Bereich entgegen schlägt. Alleine in der ersten Spielwelt gibt es von Wettrennen über Schnitzeljagd bis hin zu einfachen Rätseln fast jede denkbare Herausforderung, die man bestehen muss, um an die begehrten Buchseiten heranzukommen. Ebenso gibt es jede Menge Fähigkeiten freizuschalten (allerdings werden diese situationsbedingt zum Kauf angeboten) und außerdem noch verschiedene Tonika, die man etwa durch das Verhauen einer bestimmten Gegnermenge erhält. Davon kann man sich eines aussuchen, das uns dann einen Bonus (z.B. mehr Energie oder stärkere Stampfattacken) liefert.
Langweilig wird es dabei definitiv nicht – allerdings neigt man auch dazu, sich ein wenig in den Spielwelten zu verlieren. Es gibt so viel zu tun, dass man manchmal nicht so recht weiß, wo man jetzt anfangen soll. Wenn dann noch die Spielwelterweiterung dazu kommt, ist der Ofen dann halt ganz aus. Es kann sich mehr nach To-Do-Liste anfühlen als nach unterhaltsamem Gameplay. Aber das ist sicherlich so eine Sache, die mancher Spieler mehr stört als andere, unerwähnt sollte es aber nicht bleiben.
Präsentationsleiden
Während die reine Optik von „Yooka-Laylee“ gemäß der Natur eines solchen 3D-Plattformers wenig Grund für Beschwerden liefert (ein wenig Comic-Optik, alles recht lustig, bunt und abwechslungsreich) sind uns zwei Dinge negativ aufgefallen: Die Kamera ist sich manchmal nicht so recht darüber im Klaren, ob sie von uns manuell gesteuert werden möchte oder doch lieber eine Eigenständigkeit entwickeln soll. Eins der klassischen Probleme des Genres, darauf hätten wir dann doch gerne verzichtet.
Zudem gibt es zuviel Text dafür, dass sich das Spiel auch an Kinder richtet. Das alleine wäre ja kein riesiges Problem, wenn man „Yooka-Laylee“ dafür eine Sprachausgabe spendiert hätte – die gibt es aber nicht. Stattdessen werden die Texte nur mit irgendwelchem Kauderwelsch akustisch untermalt. Wenn die spielenden Kids also gar nicht oder nur unsicher lesen können, werden sie zum Beispiel in der Schnitzeljagd-Passage gar nicht wissen, was zu tun ist. Das hätte man auf jeden Fall besser machen können.
Volle Packung
Wie bereits erwähnt: „Yooka-Laylee“ erfindet das Genre auf keinen Fall neu. Wer auf frische Impulse hofft, wird enttäuscht. Dafür bekommt man aber wirklich jede Menge Umfang für‘s Geld – schließlich kostet der Titel nicht mal 40,- Euro. Neben Unmengen an Aufgaben und Sammelgegenständen gibt es auch noch Mini-Games, die man sogar mit bis zu vier Spielern in Angriff nehmen kann. Somit könnte man „Yooka-Laylee“ auch nach dem Durchspielen noch dann und wann für ein paar unterhaltsame Runden zwischendurch hervorkramen – wenn man denn möchte.
Abgesehen von ein paar kleineren Ärgernissen schafft es das Spiel durchaus, dem Genre etwas neues Leben einzuhauchen – tatsächlich haben wir uns eigentlich sofort heimisch gefühlt, obwohl es sich um ein neues Franchise handelt. Ähnlichkeiten zu bisher veröffentlichten Titeln sind natürlich gar nicht zufällig und wohl auch durchaus gewollt.
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