Es ist soweit: EA Sports‘ erster Release in diesem Jahr ist getätigt – und angesichts des Starts der neuen Saison in der NFL muss das natürlich „Madden NFL 17“ sein. Wir haben uns den jüngsten Ableger der Traditionsreihe näher angeschaut und wissen, ob der Titel eher mit Innovationen oder doch mit Verfeinerungen bekannter Stärken glänzt. Würdet Ihr auch gerne erfahren? Lest unseren Test und findet es heraus!
Ein neuer Markt?
Tatsächlich wird immer offensichtlicher, dass Football kein rein amerikanisches Phänomen mehr ist. Spätestens, seitdem ein deutscher Fernsehsender die jeweils aktuellen Spiele überträgt, wächst die Fangemeinde stetig an. Menschen, die ein wenig amerikanisches Lebensgefühl erschnüffeln möchte, denen unser Fußball zu piefig ist oder die einfach nur Lust auf etwas Ausgefallenes haben, widmen sich dem Sport aus Übersee. Und das eröffnet EA Sports natürlich auch hier einen wachsenden Markt.
Was darf man nun als Neuling erwarten, der sich mit „Madden NFL 17“ einen Einstieg in das Genre der Football-Games verschafft? Nun, zunächst sind da natürlich wieder sämtliche aktuellen Team- und Spielerdaten. Das ist sicherlich keine echte Überraschung, und das trifft auch auf viele andere Bestandteile von „Madden NFL 17“ zu: Der „Ultimate Team“-Modus wurde nur in einigen wenigen Punkten etwas erweitert beziehunsweise verbessert, die ganz großen Hämmer fehlen hier allerdings. Das ist so ein wenig die Devise, die sich durch die Modi zieht – mit einer großen Ausnahme.
Football Manager
In diesem Jahr ist es der „Franchise Mode“, der die deutlichsten Verbesserungen und Überarbeitungen spendiert bekam. Für diejenigen, die es nicht wissen: Hierbei handelt es sich um so eine Art Management-Modus, den man aus verschiedenen Perspektiven spielen darf. Das Ganze kann man etwa aus Trainer-Sicht angehen, aber auch als Besitzer, der finanzielle Entscheidungen bis hin zum Getränkepreis im Stadion trifft. Und zuletzt darf man sich dabei auch als Spieler verdingen. Soweit kennt man das ja alles schon aus den Vorgängern.
Dafür gibt es ab sofort aber viel mehr Flexibilität etwa bei den Spieleinsätzen. Man kann ziemlich fein einstellen, wie und wann man zum Einsatz kommen möchte. Wer etwa nur in der Offense aushelfen möchte, weil das Team an und für sich keine Probleme mit der Defense hat, kann das in „Madden NFL 17“ genauso problemfrei tun wie sich nur in wichtigen Schlüsselsituationen in Spielen einsetzen zu lassen. Das verkürzt die zahlreichen Matches auf ein spannendes Minimum. Hinzu kommen viele kleinere Verbesserungen, die den Modus deutlich angenehmer gestalten, in erster Linie aber Kennern auffallen werden.
An jedem verdammten Sonntag
Nun kann man natürlich über die verschiedenen Spielmodi berichten, was man möchte – in erster Linie kommt es ja noch immer darauf an, dass die eigentliche Spielmechanik passt. Hier ist „Madden NFL“ in den letzten Jahren einen weiten Weg gegangen, in jedem Jahr schaffte man es, kleine und große Verbesserungen zu verbauen. Im jüngsten Ableger dürfen wir uns über eine verbesserte KI freuen – und die wirkt sich auch auf das Spielverhalten des ganzen Teams aus. Es gibt jetzt spürbarere Unterschiede zwischen den einzelnen Mannschaften – etwa bei besonderen Stärken in der Offense oder der Defense.
Auch hier zeigt sich wieder, dass unbedarfte Spieler, die die „Madden“-Games wenn überhaupt nur oberflächlich anspielen, viele der Feinheiten im Gameplay gar nicht so recht erfassen können. Alte Hasen, die dutzende oder gar hunderte Stunden mit den jeweiligen Ablegern zu bringen, wissen das schon eher zu schätzen. Im Allgemeinen gilt aber das Motto „Evolution statt Revolution“, und die wirklichen Klopper fehlen in diesem Jahr ein wenig. „Madden NFL 16“ hatte etwa den neuen „Draft Champions“-Modus, der viel Frische versprühte.
Fernsehreif
Und da ist er dann auch wieder, der Abschnitt über Grafik, Sound und Präsentation im Allgemeinen. Electronic Arts und somit auch EA Sports haben es sich mittlerweile zum Ziel gemacht, dem Wildwuchs der Engines im eigenen Haus Einhalt zu gebieten. Wo man auf der aktuellen Konsolengeneration vor einigen Jahren mit großem Tamtam die „Ignite“-Engine einführte, wurde „Madden NFL“ mit der aktuellen Ausgabe auf die Frostbite-Engine von DICE umgezogen. Dadurch hat sich auch die Optik verbessert – aber sind wir mal ehrlich: Wir haben uns schon auf einem Niveau bewegt, das verdammt nahe an der TV-Übertragung eines Football-Spiels war. Insofern kann man höchstens noch von Detailverbesserungen sprechen.
Und so sieht es auch in Sachen Soundkulisse aus. Die deutlich verbesserten Sprecher, Stadionjubel und dergleichen mehr lassen den Eindruck aufkommen, man säße gerade vor der Flimmerkiste und würde sich den Superbowl anschauen. Hier hat man gerade bei den Soundeffekten in diesem Jahr ordentlich nachgebessert, Dazu kommt der für EA Sports übliche Lizenzsoundtrack, immerhin 40 Songs hat man dieses Mal mit ins Spiel gepackt, und wie immer hat man dafür gesorgt, dass für fast jeden Geschmack etwas dabei ist. „Flo Rida“ trifft auf „The Qemists“ und Steve Aoki – gut durchmischt.
Kann man sich ins Regal stellen
Zugegeben: „Madden NFL 17“ ist wieder einer dieser Titel, bei dem man recht deutlich merkt, dass die jährlich erscheinenden Sportspiele bisweilen nur noch Detailverbesserungen erhalten können. Und das gilt auch, obwohl man die Engine gewechselt hat. Das sorgte lediglich für ein wenig Politur bei der Optik, man sollte also auf keinen Fall ein gänzlich neues Niveau erwarten. Kein großes Ding, denn wie bereits erwähnt ist das Ganze spätestens zum Umstieg auf Xbox One und Playstation 4 äußerst solide geworden.
Und wieder einmal stellt sich die Frage, wem man das Spiel denn nun empfehlen kann – die Antwort fällt dabei wie gehabt aus: Wirkliche Football-Fans kommen natürlich auf keinen Fall um den Kauf herum, und auch für Neulinge ist der Titel ein guter Einstieg (seit einiger Zeit gibt es gute Trainingsmodi). Wer allerdings nur dann und wann den Wunsch auf eine schnelle Runde zwischendurch verspürt, muss bestimmt nicht in jedem Jahr – und nach dem recht signifikanten Upgrade beim Vorgänger erst recht – den aktuellen kaufen. Da würde sich dann der Vorgänger als günstiger Gebrauchtkauf oder noch besser via EA Access anbieten.
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