Es ist sicherlich ein wenig eine Geschmacksfrage, ob man MMA als interessanten Sport oder eher als Barbarei ansieht – das beweist auch die Tatsache, dass man entsprechende Sendungen nicht im deutschen Fernsehen anschauen kann. Ganz ohne echtes Blut und gebrochene Knochen kann man solchen Kämpfen jetzt aber in EA Sports UFC 2 beiwohnen. Ob das Spaß macht und ob die Jungs von EA Canada den Titel gegenüber seinem Vorgänger signifikant verbessern konnten, erfahrt Ihr in unserem Test.
Auf die Schnauze
Mixed Martial Arts im Allgemeinen und UFC im Besonderen sind eine mittlerweile ziemlich populäre Alternative zum Boxen – immerhin tut sich da ordentlich was. Die Jungs und Mädels tänzeln nicht zwölf Runden umeinander herum und versuchen gelegentlich einen Schlag zu landen, vielmehr dauern MMA-Kämpfe in der Regel nur wenige Minuten und enden meist durch Aufgabe oder Knockout. Kaum verwunderlich, dass EA Sports sich das Franchise unter den Nagel gerissen hat, und mit „EA Sports UFC 2“ bringt man jetzt die nächste Ausgabe unter das Volk.
Worum es in dem Spiel geht, ist also offensichtlich. Ein Karriere-Modus erlaubt es uns – wie sollte es auch anders sein – von den Anfängen einer MMA-Karriere bis ganz nach oben aufzusteigen. Hier gibt es alle Elemente, die man erwarten würde, inklusive Trainingseinheiten und dergleichen mehr. Auch hat man, ganz dem Gedanken der Gleichberechtigung entsprechend, die Möglichkeit, zwischen männlichen und weiblichen Kämpfern zu wählen. Insgesamt ist die Inszenierung während der Karriere aber ein wenig trocken, so richtig tief eintauchen in die UFC-Welt lässt uns das Ganze leider nicht.
Zeit für Evolution
Vor knapp zwei Jahren erschien der Vorgänger des neuen „EA Sports UFC 2“ – und da ist die Befürchtung natürlich präsent, dass man diesen über Gebühr als Grundlage für das aktuelle Spiel strapaziert hat. Doch hier dürfen wir Entwarnung geben: Der MMA-Prügler unterscheidet sich in praktisch jeder Hinsicht signifikant vom Vorgänger. Die Kampfmechanik ist deutlich dynamischer geworden, weniger starr, aktiver als zuvor. Auch die physikalischen Gegebenheiten wirken mittlerweile viel realistischer, obwohl sich „EA Sports UFC 2“ wieder auf die Ignite-Engine stützt.
Die Steuerung bleibt im Großen und Ganzen die gleiche, es gibt ein paar kleinere Überarbeitungen. Wer sich beim Vorgänger die Zeit genommen hat, damit klar zu kommen, hat hier keine ernsthaften Probleme zu befürchten. Wir würden die Änderungen insgesamt eher in die Schublade „Vereinfachung“ stecken, viel spannender ist dann allerdings, was man in Sachen Spielmodi vorzuweisen hat.
Mehr, mehr, MEHR!
„EA Sports UFC 2“ bringt den neuen KO-Modus mit. Dieser wurde im Vorfeld der Veröffentlichung gerne als eines der neuen und wichtigen Features angepriesen. Eigentlich handelt es sich dabei eher um eine Kleinigkeit: Zwei Kämpfer versuchen, Treffer zu landen und somit ein KO zu verursachen. „Unnötiger“ Kram wie auf dem Boden wälzen oder Clinches fallen dabei komplett flach. Das ist im lokalen Multiplayer eine recht amüsante Sache, hat aber auch einen ernsten Hintergrund: Man lernt, den idealen Zeitpunkt für solche Attacken zu finden, was den eigenen Spielstil natürlich deutlich verbessert.
Wofür sind EA-Sports-Titel außerdem bekannt? Ganz recht, den „Ultimate Team“-Modus – und der nimmt jetzt in „EA Sports UFC 2“ Einzug in die junge Spielereihe. Der Modus Operandi ist dabei der selbe wie etwa bei den „FIFA“-Games: Wir übernehmen eine Art „Fighting-Stall“,aus fünf Kämpfern jeglicher Richtung und lassen diese gegen den Rest der Welt antreten. Spannend wird das vor allem durch die Sammelkarten, die uns nicht etwa neue Spieler wie bei den FIFA-Games verleihen, sondern Boosts und Spezialangriffe. Natürlich ist das alles im Entwicklerwunsch nach Mikrotransaktionen begründet, es ist allerdings nicht notwendig, Echtgeld in die Hand zu nehmen. Mit dem, was man im Spielmodus verdient, kommt man durchaus über die Runden.
Fernsehreif?
Gerade bei den Titeln aus dem Kader von EA Sports ist es immer wieder spannend, wie sich die Präsentation doch von Mal zu Mal verbessert. Gewöhnlich bewegt man sich ohnehin auf einem recht hohen Niveau und steigert dieses jedes Jahr noch ein bisschen weiter. Bei einem Fighting-Game kann man zwar nicht mit einer neuen Ballphysik aufwarten, insofern mussten die Entwickler bei „EA Sports UFC 2“ sich andere Baustellen suchen. Und tatsächlich: Nicht nur, dass die Kämpfer deutlich realistischer als vor zwei Jahren aussehen, die Animationen wurden stark verbessert. Nicht nur die Bewegungen selbst sind realistischer, sie wiederholen sich auch seltener als früher und wirken dadurch weniger hölzern.
Die insgesamt über 250 Kämpfer wurden bis ins kleinste Detail originalgetreu umgesetzt, was natürlich gerade für Fans des Kampfsports eine tolle Sache darstellt. Ansonsten könnte „EA Sports UFC 2“ auch beinahe eine TV-Übertragung sein. Kommentatoren, Fanjubeln und dergleichen mehr lassen eigentlich wenig zu wünschen übrig. Zusammen mit den neuen Animationen und dem raplastigen Lizenz-Soundtrack ergibt das eine hervorragende Präsentation, wie sie Entwickler und Publisher würdig sind.
Gegen den Rest der Welt
Natürlich darf auch eine Online-Komponente in „EA Sports UFC 2“ nicht fehlen. Und tatsächlich funktioniert das Ganze ziemlich reibungslos, was sicherlich nicht zuletzt daran liegt, dass EA Sports mehr als genügend Erfahrung mit derartigen Geschichten gesammelt hat. Ob man sich wirklich Online-Kämpfe antun möchte, bleibt natürlich jedem selbst überlassen, schließlich ist es wesentlich amüsanter, wenn die Kontrahenten auf der gleichen Couch sitzen.
Es sei aber noch einmal kurz erwähnt, dass der Titel nicht ganz ohne Bugs daherkommt. Das offizielle Forum zum Spiel offenbart eine ganze Reihe von Problemen, die aber häufig in eher speziellen Situationen auftreten und keine allgemeinen Beschwerden darstellen. Wichtig ist dabei allerdings, dass die Hersteller solche Dinge schnellstmöglich beheben – und da lässt sich EA Sports ja nie lumpen.
Ein echter Fortschritt
Prinzipbedingt kann man über Spiele wie „EA Sports UFC 2“ nicht so viel schreiben wie über Titel mit einer ausgeprägten Story, bei der es eben jene zu bewerten gilt. Man kann sich auf die „harten Fakten“ konzentrieren, mehr als die reine Spielmechanik und die Aufmachung gibt es da kaum zu beachten. Bis auf einige Kleinigkeiten hat EA Sports diese Bereiche gut umgesetzt, man hat ohne Unterlass den Eindruck, dass es in allen Bereichen Verbesserungen gegenüber dem Vorgänger gibt. Am meisten hat uns die Tatsache gestört, dass der Karrieremodus so außerordentlich trocken daherkommt – das war schon mit „EA Sports MMA“ vor über fünf Jahren besser gelöst.
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