Mobile Gaming: Revolution oder Verfall?
Nicht wenige erinnern sich an einen historischen Punkt der jüngsten Gaming-Geschichte, als auf der BlizzCon 2018, während der Vorstellung von Diablo Immortal ein Mann in einem roten T-Shirt aussprach, was sich einige dachten. Die Folge für Activision-Blizzard (Starcraft, World of Warcraft) war ein Marketingdebakel, das sich perfekt in den jüngsten Verlauf der Spielefirma einreihte. Aber wenn man versucht, der eigenen Fanbase, die Desktop-Spiele höchster Qualität gewohnt ist, ein Mobile Game als Flaggschiffprodukt zu verkaufen, sollte man im Angesicht einer solchen Reaktion nicht besonders überrascht sein. Aber verdienen Mobile Games jene schlechte Reputation, die sich bei alteingesessenen Gaming-Communities so hartnäckig festgesetzt hat?
Neue Bequemlichkeit gegenüber alter Gamingtradition
Die Vorteile des Mobile Gaming gegenüber Desktop Spielen sind auf den ersten Blick unleugbar: Bequeme Handhabung und das überall, einfache Zugänglichkeit für jede Person mit einem Smartphone und ein Angebot, das in exponentiellem Tempo anzuwachsen scheint. Vor allem im Casino Bereich ist das mobile Zocken längst populärer als am PC und Seiten wie CasinoViking haben sich längst darauf eingestellt. Man bewegt sich kaum von der eigenen Startseite weg, da schießen einem die Angebote für neue Apps ins Gesicht.
Auch die Zielgruppen sind bei einem Titel wie beispielsweise Candycrush vom vierjährigen Kleinkind bis hin zur 65-jährigen Pensionistin breiter gefächert als bei CD Project Red’s Cyberpunk 2077 oder Red Dead Redemption 2 von Rockstar Games. Das Gaming-Zubehör, das einen entscheidenden Aspekt bei der Kostenfrage spielt, fällt beim Mobile Gaming zur Gänze weg. Bedenkt man all diese Faktoren, könnte man sich beinahe fragen, warum man denn überhaupt noch am PC sitzt. Einen der naheliegendsten Punkte stellt die Rechenleistung dar, die für neue aber auch bereits ältere Titel notwendig ist. Wer The Elder Scolls 6 Redfall – sofern es denn je erscheint – auf einem Smartphone spielen möchte, beleidigt nicht nur die Reihe, sondern auch sich selbst. Und Beleidigungen gegenüber Bethesda sollte man besser Bethesda überlassen.
Es hängt mit der Frage zusammen, was uns das Gaming und die damit zusammenhängende Erfahrung wert ist. Allein der kleine Bildschirm ist ein Graus, der von vielen schon aus Prinzip abgelehnt wird. Der traditionelle Gamer-Stereotyp genießt in Ruhe die Zeit, in der er zu Hause zockt, während der Mobile Gamer in der U-Bahn neben einem älteren Ehepaar auf der Mobile Version von PUBG Headshots verteilt und das gegenüber der vierzigjährigen Mutter, die Merge Dragons! spielt. Auch verbindet den Desktop Gamer oftmals eine Beziehung mit seinem Rechner. Womöglich wurde lange auf die Grafikkarte gespart, die alleine so viel kostet, wie ein Smartphone der neuesten Generation.
Vielleicht hat man sich viele Stunden in die Materie eingelesen und besitzt nun nicht nur das Wissen, sondern auch das Können, seinen eigenen Rechner zusammenzuschrauben. Ein Desktop-Computer fällt nicht zu Boden und zerbricht, wird (in den meisten Fällen) nicht gestohlen und hält wesentlich länger als ein Smartphone mit geplanter Obsoleszenz. Und sollte der Prozessor doch einmal den Geist aufgeben, so kann er schlicht und einfach ersetzt werden. Der Speicherplatz kommt zu kurz, die Ladezeiten sind zu lang? Willkommen im Zeitalter der SSD. Wurde vor einigen Zeilen das Gaming-Zubehör angesprochen, so fällt hier die Powerbank weg. Man sitzt ja bereits am Strom und braucht sich keine Sorgen um einen stark eingeschränkten Akku zu machen.
Ein seelenloser Cashgrab neben handgefertigter Kunst
Auch bei der Qualität der Produkte lässt das Mobile Gaming oftmals zu wünschen übrig. So wird der Markt beispielsweise von asiatischen RPGs überschwemmt, deren einziges Ziel es ist, die Spieler und Spielerinnen in den InGame-Shop zu locken, um die spieleigene Währung zu verkaufen. Und während ein Popup nach dem anderen erscheint, der Bildschirm voller Werbeanzeigen ist, bleibt das Gameplay oftmals auf der Strecke. Stellt man ein solches Produkt neben Ubisofts neuestes Assassin’s Creed, für das unzählige Stunden an Recherche notwendig waren, um das historische Setting akkurat darstellen zu können, von dem technischen Aufwand ganz zu schweigen, lässt sich womöglich leichter verstehen, warum ein Großteil der Gaming Community dem Mobile Gaming mit großer Skepsis begegnet.
Mit der Zeit gehen und auf die Vergangenheit achten
Dass große Spielefirmen sich auf ein neues Publikum einschießen, sich technologischen Neuerungen und neuen Zielgruppen anpassen müssen, ist offensichtlich. So sichern sie ihr eigenes Überleben und damit die Finanzierung zukünftiger Projekte. Es ist wichtig, mit der nötigen Feinfühligkeit an die Sache heranzugehen und die Situation richtig einzuschätzen. Fernsehen und Kino sind in friedlicher Koexistenz verfügbar wie auch das Buch und das Theater. Geht man mit differenziertem Blick und einem gesunden Maß an Vernunft an die Sache heran, so findet der Verbraucher oder die Verbraucherin für sich vielleicht heraus, dass es kein Entweder Oder sein muss, sondern womöglich sogar ein Und.