Um die „DOOM“-Reihe ist es in den letzten Jahren ziemlich still geworden. Zwar hat man uns im Herbst 2012 noch „Doom 3 BFG Edition“ präsentiert, dabei handelte es sich aber auch nur um eine moderat aufgemöbelte Neuauflage des Spiels von 2004. In Zeiten, in denen populäre Shooter-Reihen alle Jahre nachlegen, ist das natürlich eine Ewigkeit – es wurde einfach Zeit, dass man die Serie auf die nächste Stufe bringt. „DOOM“ sorgt jetzt für jede Menge Aufsehen, und ob das gerechtfertigt ist, erfahrt Ihr in unserem Test.
Der Mann mit dem Lattenschuss
„DOOM“ beginnt eher ungewöhnlich: Wir erwachen aus einer Art Kryoschlaf, in der unser Space Marine versetzt wurde, weil er mental ein wenig… instabil war. Kein Wunder, wer knietief im Blut watend Monster am laufenden Band schlachtet, muss ja irgendwann mal einen Knacks abbekommen. Der Grund für das Aufwachen ist aber kein schöner: Die Höllenmonster sind mal wieder ausgebrochen. Flugs verfallen wir in alte Muster und erschießen, sprengen, zersägen und verprügeln die Satansbrut als hätte es nie eine Zwangspause gegeben.
Dass man sich mit dieser Geschichte selbst nicht allzu ernst nimmt, wird schnell klar – nämlich dann, wenn uns Forschungsleiter Hayden irgendwelche Hintergründe erzählen will. da neigt unser Space Marine auch mal dazu, irgendwelche Bildschirme kaputt zu hauen, nur um endlich wieder seiner Aufgabe nachgehen zu können. Und tatsächlich: Wo „Doom 3“ noch versuchte, irgendwo einen ernsthaften Rahmen zu schaffen, kehrt das Reboot „DOOM“ zurück zu eher unbeschwerten Wurzeln.
Ist das… SCHNELL!
Dass „DOOM“ mit 60 Frames pro Sekunde laufen wird, haben die Entwickler ja schon vor einer ganzen Weile mit der Welt kommuniziert. Darüber hinaus hat man aber auch die Geschwindigkeit deutlich nach oben geschraubt – bis zu dem Punkt, an dem man keine Funktion für „Rennen“ integrieren musste. Gleichzeitig wurde auch eine Menge vereinfacht: Während etwa bei „Doom 3“ noch jede Menge Backtracking notwendig war (sich etwa den Weg durch eine Basis kämpfen, nur um irgendwo einen Schlüssel zu finden, der direkt am Anfang des Levels benötigt wird), wird das im Vergleich auf ein Minimum beschränkt.
Und auch in Sachen Kampf hat sich eine Menge getan. Es wird dem Spieler richtiggehend abtrainiert, Gegner aus der Distanz zu plätten. Wer direkt „am Mann“ ist und die Gegner mit einem Nahkampfangriff ausschaltet (ab einem gewissen Grad an Schaden blinken die Feinde auf, um Benommenheit zu signalisieren), bekommt man sogar noch Belohnungen in Form von Energiekapseln und dergleichen. Zusammen mit der hohen Geschwindigkeit fühlt sich das Ganze einfach nur ruhelos, hektisch, rauschhaft an – das unterscheidet „DOOM“ nicht nur von den Vorgängern.
Weiterentwickelt
Dabei ist „DOOM“ aber keineswegs eine stumpfe Ballerei im Stil von „Serious Sam“ und ähnlichen Ballerorgien. Neben der Tatsache, dass es durchaus Aufgaben zu erledigen gibt, haben die Entwickler dem Titel ein mehr als umfangreiches Upgrade-System spendiert. In den Levels wurden Energiekugeln versteckt, mit denen man Gesundheit, Panzerung und Munitionsvorräte erhöhen kann. Waffen können per Upgrade ausgebaut werden – etwa Miniraketen für das Sturmgewehr oder Sprengmunition für die Schrotflinte. Verschiedene Perks für die Waffen warten ebenfalls darauf, freigeschaltet zu werden. Nicht zu vergessen auch die Charakter-Perks, die man nach dem Ablegen von Prüfungen (etwa 30 Imps unter Zeitdruck killen) erhält.
In den Levels gibt es jede Menge versteckte Extras, und damit man diese nicht ganz aus den Augen verliert, hilft einem eine Automap-Funktion. An Terminals kann man sich die Position von Sammelgegenständen und Upgrades dann in diese Map eintragen lassen – eine praktische Sache. Schade ist das allenfalls für Spieler, deren größter Spaß es ist, die Level nach Geheimnissen zu durchsuchen.
Sonderausstattung
Nach rund zwölf Stunden – je nachdem, wie lange man sich mit den Bossgegnern herumstreiten muss – ist die Kampagne durch. Weitere Durchläufe können sich durchaus lohnen, es ist nicht davon auszugehen, dass man alle Upgrades und Sammelgegenstände im ersten Durchlauf erwischt, außerdem schaltet man den höchsten Schwierigkeitsgrad erst noch frei. Natürlich ist es nicht jedermanns Fall, mehrere Anläufe zu wagen, im Fall von „DOOM“ ist das aber auch gar nicht notwendig, um ein stimmiges Preis-/Leistungsverhältnis herzustellen.
So gibt es hier den nahezu obligatorischen Multiplayer-Part mit bekannten Modi wie Team Deathmatch, Domination und dergleichen mehr. Das Ganze wurde natürlich ein wenig an die Doom-Gegebenheiten angepasst, so gibt es etwa im Deathmatch-Modus ein Powerup, mit dem man sich in einen Dämon verwandeln kann. Insgesamt wurde hier nicht gespart, es gibt zahlreiche Maps, Spielmodi und Möglichkeiten zur Individualisierung unseres Charakters. Hinzu kommen viele Extras, die man nach und nach freischaltet oder nach jeder Runde geschenkt bekommt – ordentlich.
Unser geheimer Favorit ist allerdings der „SnapMap“-Editor. Das Ganze Leveleditor zu schimpfen, wäre eine schamlose Untertreibung. Obwohl die Entwickler im Vorfeld erklärten, es sei eine eher einfache Lösung für Nicht-Profis ist dieser Editor so flexibel, dass man ihn eigentlich schon „Game Engine“ nennen muss. Die Server gingen erst zum Launchtag online, trotzdem fand man schon kurz darauf wirklich einfallsreiche kleine Spiele wie einen „Tower Defense“-Klon, Remakes klassischer Doom-Maps und viel mehr. Da werden wir wohl noch eine Menge spannender Sachen zu sehen bekommen – alleine hier kann man Stunde um Stunde zubringen.
Kompromissbereit
Wer sich noch an „Doom 3“ erinnert, sieht die immergleiche Umgebung in der Raumstation vor sich – unterbrochen nur von einigen wenigen Mars-Spaziergängen. Hier gibt sich das neue „DOOM“ aber deutlich abwechslungsreicher – da kann man auch darüber hinwegsehen, dass die Entwickler sich die 60 Frames pro Sekunde mit kleineren Einbußen bei der Grafikqualität erkauft. Texturen sind etwa nicht immer so scharf und detailreich, wie man es sich wünschen würde.Das klingt aber zweifellos schlimmer als es wirklich ist – „DOOM“ sieht insgesamt schon ziemlich ordentlich aus.
Die Beschallung ist wie erwartet ziemlich wuchtig. Metal-Gitarren treffen auf gelegentliche Industrialeinflüsse und ergeben somit einen energiegeladenen Soundtrack, der die Spieler von Anfang an wissen lässt, wie der Hase läuft. Ähnlich sieht es auch bei den Soundeffekten aus, die mit ordentlich Wumms daherkommen. Für Sprachausgabe gibt es relativ wenige Freiräume, das vermisst man angesichts der Einfachststory aber auch nicht unbedingt.
Wollen wir wirklich meckern? Ja, und zwar geht uns genau eine Sache gehörig auf den Keks: Die Ladezeiten. Zwischen den einzelnen Levels mag es zwar zu verschmerzen sein, wenn man mal ein wenig warten muss, anders sieht es aber aus, wenn man eine Runenherausforderung spielt – diese muss zunächst langwierig geladen werden, wenn man scheitert folgt wieder eine Wartezeit und nach dem Abschluss… Ihr ahnt es schon.
Das volle Paket
Hut ab, Bethesda: Nachdem Ihr vor ziemlich genau zwei Jahren das „Wolfenstein“-Franchise in die aktuelle Zeit gerettet habt, ist jetzt „DOOM“ dran – und das nicht minder eindrucksvoll. Im Gegenteil: Sieht man den Titel als ein Komplettwerk aus den drei Bestandteilen Kampagne, Multiplayer und SnapMap-Editor an, so zeigt sich durchaus Konsequenzlosigkeit. An keiner Ecke wurde gespart – der Multiplayer-Modus ist mehr als einfaches Alibi, der SnapMap-Editor hat Potential für viele unterhaltsame Stunden mit Community-Ideen. Und die Kampagne erst – die spielt sich trotz teilweise konventioneller Ideen so frisch wie man es nicht für möglich gehalten hätte.
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