Keine VR-Lösung ohne Racer – das hat man sich wohl auch bei Sony gedacht. Mit „DriveClub VR“ hat man den mehr oder minder populären Rennsporttitel für die PS4 jetzt auch als VR-Variante veröffentlicht. Kann so etwas funktionieren und viel wichtiger noch: Ist das mehr als eine Tech-Demo? Lest unseren Test und findet es heraus.
Volles Pfund
Zunächst können wir Entwarnung geben: „DriveClub VR“ ist kein abgespecktes Spiel mit zwei, drei Rennstrecken. Kein Prolog für irgendetwas, das zu einem späteren Zeitpunkt kommen wird. Nein, „DriveClub VR“ ist eine erweiterte Fassung des regulären Spiels mitsamt aller DLCs. Während das Original beim Launch ja noch reichlich schwach auf der Brust war, hat sich seit dem Einiges getan, es gab eine ganze Menge an neuen Inhalten.
Und das ist doch ein ganz hervorragender Ansatzpunkt für eine VR-taugliche Neuauflage. Vermutlich war das auch für die Entwickler eine recht dankbare Sache – so konnte man sich voll und ganz auf das VR-Erlebnis konzentrieren und musste sich nicht darum kümmern, Unmengen an Content zu entwickeln. Und es gibt außerdem noch ein weiteres, sehr faires Detail: Wer „DriveClub“ und den Season Pass besitzt, bekommt für rund zwanzig Taler die Möglichkeit, zum VR-Upgrade geboten.
Rennsport in allen Dimensionen
Eigentlich muss man über „DriveClub“ an sich ja nicht mehr viel berichten: Es handelt sich eben um einen Racer, der irgendwo zwischen Arcade und Simulation angesiedelt ist – mit klarem Hang zu Ersterem. Ursprünglich galt das Ganze so ein wenig als Grafikblender, und die reguläre Fassung dürfte nach wie vor als eines der bestaussehenden PS4-Games gelten. Hier kommt dann aber auch schon der erste Wermutstropfen: „DriveClub VR“ sieht leider nicht mehr ganz so knackig aus wie die reguläre Variante.
VR fordert hier ganz klar einen Tribut – es ist wohl einfach nicht mehr genug Power vorhanden, um erstklassige Optik mit den Freiheiten von Playstation VR zu verknüpfen. Und das zeigt sich nicht nur in matschigeren Texturen, sondern auch in der Qualität der 3D-Modelle und dem Detailgrad der Grafik. In dieser Form erinnert die Optik leider doch mehr an PS3-Niveau. Warum das kein Weltuntergang ist? Ganz einfach, weil man ohnehin zu sehr damit beschäftigt ist, das VR-Erlebnis zu verarbeiten – oder damit, nicht zu erbrechen.
Driver’s Seat
Tatsächlich funktioniert so ein Racing-Game ganz hervorragend in einer Virtual-Reality-Umgebung. Zwar gibt es jede Menge Berichte darüber, dass das Spiel besonders schwer verdaulich sei, das können wir so aber nicht bestätigen. Tatsächlich fühlt es sich recht natürlich an, die Fahrbewegung im Sitzen wahrzunehmen – mal von Berg- und Talfahren abgesehen.
Es ist schon sehr interessant zu sehen, wie man plötzlich von antrainierten Verhaltensweisen zur Intuition wechseln muss. Also sich etwa nicht mehr mit dem Analogstick umschauen, sondern tatsächlich durch Kopfbewegungen. Das macht „DriveClub VR“ aber tatsächlich zu einer sehr aufregenden Sache. Nun ist man nicht gezwungen, tatsächlich die First-Person-Perspektive zu wählen, hier bietet uns das Spiel dann durchaus Alternativen wie den Verfolgermodus. Das fühlt sich dann aber doch sehr ungewohnt an – aber jeder, wie es ihm gefällt.
Racing mit kleinen Schwächen
An und für sich haben wir an „DriveClub VR“ nicht so arg viel zu meckern. Hauptsächlich stört uns die Grafik, die eben nicht mal annähernd das Niveau der regulären Variante erreicht. Das ist zugegebenermaßen schon eine ziemliche Enttäuschung, da das Spiel ja in der Normalfassung als ein ziemliches Grafikbrett bekannt war. Ob man hier eventuell noch etwas mit Patches und Updates richten kann, bleibt abzuwarten – es wäre aber sicherlich wünschenswert.
Und so kann man sich nun bestimmt nicht über Mechanik und Umfang beklagen – eine inhaltlich solide Basis ist also vorhanden. Und so sind die rund 40,- Euro Kaufpreis prinzipiell keineswegs zu viel, vor allem hinsichtlich der Tatsache, dass man in den ersten Tagen von Virtual Reality für die Massen alles ein wenig teurer verkauft. Wenn Ihr nicht erwartet, mitten in ein „DriveClub“ mit der bisherigen Grafik schlüpfen zu können, ist „DriveClub VR“ auf jeden Fall einen Versuch wert. Der Umfang ist mehr als ausreichend, die Fahrphysik taugt und das VR-Erlebnis eindrucksvoll. Schade, dass das augenscheinlich nicht in gewohnter Optik möglich ist.
Das VR-Erlebnis
Jetzt noch ein paar Worte zu den Themen Immersion und körperliche Reaktionen darauf: Es ist tatsächlich ein echter Kulturschock, den man über so eine VR-Lösung wahrnimmt. Ob das Ganze nur eine vorübergehende Phase im Videospiel-Business ist – wie die Bewegungssteuerung, die mittlerweile auch kaum noch Fans hat – ist aktuell noch nicht abzusehen und hängt stark davon ab, was man uns an Spielmöglichkeiten bieten kann. Es ist aber insgesamt eine durchaus überzeugende Technologie, wenngleich qualitativ bestimmt noch Einiges herauszuholen ist.
Und dann ist da noch die Sache mit der Verträglichkeit: Man hat es ja schon im Vorfeld überall zu hören bekommen: Mit dem Erlebnis, das VR-Lösungen bieten, kommt längst nicht jeder Spieler zurecht. „Motion Sickness“ oder auf gut deutsch „Reisekrankheit“ kommt dann zustande, wenn das Gehirn überfordert ist, weil es optische Bewegungen wahrnimmt, der Körper aber keine solchen vornimmt. Das Ganze ist vergleichbar mit dem seltsamen Gefühl, das manche Menschen beim Treppensteigen auf einer stehenden Rolltreppe wahrnehmen. Das Gehirn erwartet Bewegung ohne körperliche Aktivität und ist verwirrt.
Die Reaktion auf diese Überforderung ist unterschiedlich: Manche Spieler kommen ohne größere Probleme damit klar, anderen haben nach dem Abnehmen des Headsets mit einem Schwindel zu kämpfen. Weniger schön ist es natürlich, wenn das zu Kopfschmerzen oder gar Übelkeit führt, aber auch das kann vorkommen. Dabei ist es ratsam, auf die Reaktion des Körpers zu achten und regelmäßige Pausen einzulegen. Und damit meinen wir nicht das übliche „Nach einer Stunde Spielen eine Pause einlegen“ wie es in den rechtlichen Hinweisen vieler Titel steht. Die Anzahl der Menschen, die problematisch auf VR reagieren, ist mit Sicherheit größer als bei regulären Videospielen, deshalb ist Vorsicht wirklich angeraten.
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