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Review: Mirror’s Edge Catalyst

Vor siebeneinhalb Jahren erschien „Mirror’s Edge“, eine eher unübliche Veranstaltung für EA-Verhältnisse. Zwar gab es damals durchaus den einen oder anderen Kritikpunkt, insgesamt kam das Spiel bei Zockern wie Presse aber ziemlich gut an – es war eben ein frisches Konzept, wie man es in der Form noch nicht gesehen hat. Lange sah es so aus, als wäre es das schon gewesen, als würde es keinen Nachfolger geben. Doch jetzt dürfen wir „Mirror’s Edge Catalyst“ in Empfang nehmen – und ob sich das Warten gelohnt hat, erfahrt Ihr in unserem Test.

Frisch aus der Strafkolonie

„Mirror’s Edge Catalyst“ beginnt mit der Entlassung unserer bekannten Protagonistin Faith aus dem Strafvollzug. Eigentlich wäre sie ja auf Bewährung – aber es dauert wirklich nur wenige Minuten, bis sie wieder mitten in den schlimmsten Schwierigkeiten steckt. Zurück im alten Wirkungskreis schließt sie sich wieder den Runnern an, einer Art Geheimbund, der sich der totalitären Herrschaft riesiger Firmenkonglomerate entgegenstellt. Kommt Euch bekannt vor? Nun, das Setting ist im Großen und Ganzen das gleiche wie zuvor. Und das ist nicht besonders überraschend, denn es handelt sich bei „Mirror’s Edge Catalyst“ nicht um einen klassischen Nachfolger. Vielmehr soll das Reboot der Geschichte eine neue Chance geben, von Anfang an erzählt zu werden.

An der Basis selbst hat sich – und das ist sicherlich nicht weiter überraschend – nichts getan. Noch immer ist das Parkour-Konzept der Dreh- und Angelpunkt des Spiels. Es sind zwar ein paar wenige Dinge hinzugekommen, wer aber seinerzeit mit dem Vorgänger gut klar kam, weiß hier ganz genau, wie der Hase, respektive Faith, läuft. Und es ist tatsächlich kein bisschen weniger eindrucksvoll, wie man aus der First-Person-Perspektive über Dächer springt, in einer fließenden Abfolge die verschiedensten Hürden nimmt. Das funktioniert auch nach all den Jahren noch immer gut und gibt dem Spieler das Gefühl, mitten im Geschehen zu stecken.

Grenzöffnung

Wo sich „Mirror’s Edge Catalyst“ aber ganz klar von „Mirror’s Edge“ unterscheidet, ist die Tatsache, dass der Titel nicht von vorne bis hinten komplett und an einem Strang durchgescriptet wurde. Stattdessen haben wir eine Open-World-Umgebung, in der wir nicht nur einer Haupthandlung folgen, sondern auch eine ganze Menge Nebenmissionen durchführen können. Das hat durchaus seine Vorteile, denn so kann man die Spielwelt ziemlich frei erkunden und die Story im eigenen Tempo durchziehen. Gleichzeitig fehlt aber ein wenig der rote Faden, den durchgescriptete Spiele im Allgemeinen haben. Hinzu kommt, dass die Story von „Mirror’s Edge Catalyst“ ohnehin eher flach und wenig fesselnd ist.

Dafür wurde das Kampfsystem deutlich anspruchsvoller gestaltet – und das ist auch wirklich gut gelungen. Es gibt mehr Gegnertypen als früher, und einige davon erfordern ganz spezielle Strategien, Im Allgemeinen ist man aus der schnellen Bewegung heraus deutlich besser gestellt als die Feinde, das kann man auch durchaus etwas forcieren. In einem Punkt bietet man aber weniger als der Vorgänger: Damals hatte man die Wahl, ob man mit oder ohne Waffeneinsatz zu Rande kommen möchte. Es war sicherlich cooler, die Gegner zu entwaffnen und per Faustschlag unschädlich zu machen, in so mancher schwierigen Situation haben die Schießeisen den Schwierigkeitsgrad doch etwas entschärft. In „Mirror’s Edge Catalyst“ kann Faith solche Tricks nicht nutzen.

Hier geht’s lang!

Wie bereits erwähnt, kann die Spielwelt von „Mirror’s Edge Catalyst“ frei bereist werden – und die hat es durchaus in sich. Gleichzeitig hatten die Entwickler aber auch irgendwie Angst, es könnte auf die Spieler erschlagend wirken. So hat man eine Art GPS eingebaut, das den Spielern eine Art optimalen Weg vorschlägt. Früher hat man das einfach über rot markierte Elemente im Level geregelt, aber Videospiele werden ja ohnehin immer leichter und für eine größere Zielgruppe zugänglich gemacht. Einzig ausgewählte Missionen erwarten vom Spieler, sich den Weg selbst zu suchen – das ist aber ein Teil der Herausforderung, die man stellt.

Überhaupt gibt es viele verschiedene Aktivitäten, mit denen man sich die Zeit in „Mirror’s Edge Catalyst“ vertreiben kann. Kuriermissionen, Zeitrennen, sogar die Möglichkeit, eigene Strecken virtuell abzustecken und mit anderen Spielern zu teilen. Richtige Multiplayer-Modi gibt es hingegen nicht, was aber in unserer Wahrnehmung aber kein echter Mangel ist. Ob es sich in der Spielerschaft wirklich durchsetzen wird, irgendwelche Kurse zu gestalten und mit Freunden um die Wette zu rennen, bezweifeln wir aber. In diesen Tagen kann es offenbar keine Spiele ohne irgendwelche teils obskuren, teils lieblos umgesetzten „Social Features“ geben.

Stadt am Draht

Die Spielwelt von „Mirror’s Edge Catalyst“ ist großartig umgesetzt und bietet jede Menge Gelegenheiten für akrobatische Einlagen. Da gibt es wirklich nicht viel zu meckern – und sie sieht sogar ansprechend aus. Vielleicht nicht haargenau, wie wir uns eine Metropole in einer dystopischen Zukunft vorstellen würden, aber trotzdem interessant: Helle und auffällige Farben, klare geometrische Strukture und der klare Hang zur Megalomanie. Grob orientiert man sich dabei an der Art und Weise, wie die Spielwelt im Vorgänger dargestellt wurde – aber in deutlich höherer Qualität. Lediglich die Charaktere sehen derartig nach Plastikpuppen aus, das man sich in die frühen Tage der letzten Konsolengeneration zurückversetzt fühlt. Das passt so überhaupt nicht in das Gesamtbild.

Was uns weiterhin gut gefällt, ist das Skillsystem: Praktisch jede Fähigkeit außer Laufen und Springen muss man freischalten. Das treibt den Spieler an, Nebenmissionen zu erledigen und mit neuen Skills gestärkt an die Storymissionen zu gehen. Gleichzeitig ist es aber für den Neuling nicht immer ersichtlich, welche Fähigkeiten schon früh sinnvoll sind und welche noch ein wenig warten können. Dadurch wird das Ganze ein wenig zu „Trial and Error“. Wir fanden es aber insgesamt durchaus positiv, dass man nicht von Anfang an mit der vollen Bandbreite an Fähigkeiten loslegen kann. Auch, wenn so etwas natürlich schwer im Rahmen einer Story zu vermitteln ist.

Wenig überraschend

Zwar haben die Entwickler von DICE in „Mirror’s Edge Catalyst“ durchaus einige Elemente eingebaut, die das Franchise auf eine neue Ebene heben – allen voran etwa die offene Spielwelt – gleichzeitig hat man aber die stärksten Bestandteile beibehalten. Dass wir trotzdem nicht restlos begeistert sind, liegt in erster Linie daran, dass die Geschichte so austauschbar ist. Wieso schafft man es, uns so überzeugend in die Haut einer Parkour-Läuferin zu schlüpfen, warum ist das Gefühl, mitten drin zu sein, so packend – und wieso schaffen es Geschichte und Charaktere nicht einmal annähernd, Gleiches zu leisten?

Den gleichen „Impact“ wie seinerzeit der Vorgänger wird „Mirror’s Edge Catalyst“ wohl nicht erzeugen können. Dafür fehlt dem Spiel der Überraschungseffekt, mit dem „Mirror’s Edge“ damals zweifellos punkten konnte. Trotz aller Neuerungen fehlt der Überraschungseffekt oder zumindest eine Story, die den Spieler packt und an sich fesseln kann. Features, die das reine Basisgameplay signifikant ändern – wie etwa der Greifhaken – sind rar gesät. Schlecht ist „Mirror’s Edge Catalyst“ auf keinen Fall, aber restlos von den Socken gehauen fühlen wir uns auch nicht gerade.

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Gamewarez

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