Wir befinden uns noch immer mitten in der Experimentierphase von VR: Was funktioniert, welche Darstellungsweise beeinträchtigt die wenigsten Spieler und vor allen Dingen: Kann man das Ganze auch als Vehikel für längerfristig unterhaltsame Games nutzen? Besonders letzteres sucht man in den Anfangstagen leider eher vergeblich, aber vielleicht kann ja „Robinson: The Journey“ hier voll punkten. Falls Ihr das in Erfahrung bringen möchtet, legen wir Euch unseren Test ans Herz.
Planet statt Insel
„Robinson: The Journey“ lässt den kleinen Robin nach einem Raumschiff-Crash auf einem fremden Planeten stranden. Immerhin ist er dabei nicht ganz allein, er hat eine KI-Drohne namens – nein, nicht Freitag – Higs und einen Baby-Dinosaurier namens Laika bei sich. Und von diesen Urzeitwesen gibt es auf dem Planeten jede Menge! Darin steckt dann auch schon der Hauptreiz von „Robinson: The Journey“ – eine Art Jurassic-Park für Playstation VR sozusagen.
Das Problem dabei: Das war es dann auch schon fast. In Sachen Gameplay beschränkt sich das Spiel auf einige wenige Puzzles und das Scannen von Lebewesen mit dem Scan- und Modifikationswerkzeug, das wir mit uns führen. Zusammen mit den Fähigkeiten, die unser Mini-Dino, unsere KI-Einheit und das Werkzeug an die Hand geben, sollen wir uns einen Weg über die Planetenoberfläche bahnen, um einerseits in Sicherheit zu kommen und andererseits die Hintergründe für den Absturz des eigenen Raumschiffs aufzuklären.
Ziellosigkeit
Also ein weiteres VR-Game, das eigentlich nur davon lebt, dass es den Spieler mitten rein ins Geschehen wirft. Die Ratlosigkeit, die Robin als Gestrandeter empfindet, soll als Gameplay-Element übernommen werden, letztendlich fehlt dem Spieler aber häufig der Plan, was denn aktuell zu tun ist. Es gibt keine Hinweismarker, wo unser nächste Wegpunkt ist, die KI-Einheit gibt während den Rätseln mal bessere Hinweise, mal gar keine. Und das mit dem Scannen der Fauna ist zwar prinzipiell erst mal spannend, ändert sich aber über den kompletten Spielverlauf nicht mehr.
Doch die zweifellos größte Schwäche von „Robinson: The Journey“ ist die Sache mit dem Spielumfang: Obwohl wir nicht wie die Verrückten durch das Spiel gerannt sind, war nach schon vier Stunden der Ofen aus – und das ist für ein Vollpreisspiel, denn so wird „Robinson: The Journey“ vermarktet, schlicht und ergreifend viel zu wenig. Und das, was man uns liefert, reicht noch nicht einmal so wirklich aus, um uns über die Spielzeit hinweg kurzweilig zu unterhalten.
Die nächste Dimension
Gut macht „Robinson: The Journey“ allerdings die Sache mit der zugrundeliegenden Atmosphäre. Man fühlt sich tatsächlich in so eine Art Weltall-Jurassic-Park versetzt, und das ist überwiegend ein echt großartiges Erlebnis. Die Grafik ist atemberaubend – allerdings nur, solange man nicht ganz genau hinschaut. Das lässt sich aber bei den ganzen Kletterorgien, die man uns vorsetzt, leider nicht vermeiden. Und tatsächlich sind es nicht die 3D-Modelle, die zu wünschen übrig lassen, sondern „nur“ vereinzelte Texturen, die alles andere als zeitgemäß aussehen. Insgesamt würden wir die Optik von „Robinson: The Journey“ aber als durchaus gelungen bezeichnen.
Es ist das Gefühl, mittendrin zu stecken, das den Titel ausmacht. Jede Menge übergrößes Viehzeug gibt dem Spieler das Gefühl, ein winzig kleiner Zwerg in einem Universum voller riesiger Wesen zu sein – und das ist tatsächlich eine ganz beachtliche Leistung. Somit ist „Robinson: The Journey“ nicht weniger als die Erfüllung eines Traumes für viele Dino-Fans näher kommen wir einem solchen „Dino Park“ oder dessen Wahrnehmung in diesem Leben wohl nicht mehr.
Große Verwunderung gibt es allerdings bei der Steuerung: „Robinson: The Journey“ unterstützt derzeit keine PS-Move-Controller. Das ist deshalb so eigenartig, weil sich diese nahezu perfekt eignen würden, um halbwegs intuitiv zu steuern – und zwar besonders unser Scannerwerkzeug, das ja schon beinahe die richtige Form einer solchen Move-Eistüte hätte. Die Entwickler von Crytek lassen uns zwar wissen, dass man bereits an einem entsprechenden Patch arbeitet, aber dass man nicht von Anfang an mit Move als Steuerungsmethode gearbeitet hat, ist kaum nachvollziehbar.
Kotz! Würg!
An und für sich kommen wir mit Playstation VR ja sehr gut zurecht, im Gegensatz zu vielen Berichten gestresster Seelen hatten wir noch nicht mit großartiger VR-Sickness zu kämpfen. „Robinson: The Journey“ ist hier aber die Ausnahme, denn hier ist die Kamera durch die Klettereien so oft an virtuellen Wänden, dass man nach dem Abnehmen des Headsets zunächst eine ganz seltsame Optik bekommt. Der Übergang zwischen virtueller und tatsächlicher Realität ist hier besonders krass.
Nun können wir natürlich nicht behaupten, das würde allen Spielern so gehen. Die Tatsache, dass „Robinson: The Journey“ aber als einziges von uns getestetes VR-Produkt solche „Unpässlichkeiten“ erzeugten (immerhin kam es nicht zu heftigeren Kopfschmerzen oder gar Erbrechen) scheint dennoch nahezulegen, dass man es mit dem „Mittendrin“ möglicherweise doch ein wenig übertrieben hat.
So nicht!
So sehr uns die Erfahrung, mitten auf einem Dino-Planeten herumzuturnen, auch gefallen haben mag: Das ist einfach nicht genug, um einen Vollpreistitel zu rechtfertigen, der nach gut vier Stunden vorüber sein soll und praktisch keinerlei Wiederspielwert besitzt. Spielerisch ist das Ganze eher einfach gehalten – und das wäre auch absolut in Ordnung, wenn der Preis stimmen würde. Wir können uns die Preisgestaltung tatsächlich nur so erklären, dass man aktuell abklopfen möchte, wie weit die Verbraucher zu gehen bereit sind.
Aber das sind wir ja von neuen Technologien nicht anders gewöhnt: Als Kinect und PS Move an den Start gingen, hat man auch versucht, wirklich jeden Quatsch für teuer Geld zu verkloppen – nicht dass wir in diesem Kontext „Robinson: The Journey“ als Quatsch bezeichnen wollen würden. Zu diesen Konditionen möchten wir das Spiel aber nicht unbedingt empfehlen. Es ist wohl davon auszugehen, dass der Preis recht schnell fällt und entsprechende Gebrauchtangebote in großer Zahl erhältlich sein würden – und das reicht dann für die vier Stunden Unterhaltung doch dicke aus.
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