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Review: Sherlock Holmes: The Devils Daughter

Vielen Core-Gamern mag der Gedanke, ein relativ actionfreies Abenteuer rund um Sherlock Holmes zu spielen, eher zuwider sein. Dass sich dies aber dennoch lohnen kann, bewies „Sherlock Holmes: Crimes & Punishments“ vor knapp zwei Jahren. Weit abseits von Triple-A-Budgets schaffte Frogwares es, Spieler wie Kritiker gleichermaßen zu begeistern. Und deshalb überrascht es auch gar nicht, dass man sich ziemlich schnell daran gemacht hat, „Sherlock Holmes: The Devil’s Daughter“ zu veröffentlichen. Ob man an vergangene Heldentaten anknüpfen kann, erfahrt Ihr in unserem Test.

Viele Wege führen nach London

„Sherlock Holmes: The Devil’s Daughter“ bemächtigt sich eines Story-Konzept, wie man es aus so mancher Fernsehserie kennt: Mehrere Episoden bieten einzelne und in sich abgeschlossene Fälle, das Ganze ist aber in eine größere Rahmenhandlung eingebettet. Das kennt man in ähnlicher Form etwa aus „L.A. Noire“, allerdings ist das Geschehen bei „Sherlock Holmes: The Devil’s Daughter“ deutlich weniger packend ausgefallen. Und Kenner der Reihe werden sich ganz nebenbei auch auf eine klare Veränderung gefasst machen müssen: Sowohl Sherlock Holmes als auch sein „Schatten“ Dr. Watson kommen deutlich jünger daher, als man es von den vergangenen Teilen der Serie kennt.

Und mehr noch: Besonders bei Holmes geht das auch mit einer gewissen Unreife einher. Die Figur erscheint weniger ausgeglichen, weniger souverän. Eindeutig orientieren sich die Macher hier eher an den dunklen Seiten Sherlock Holmes, die in den letzten Jahren in Film und Fernsehen prominenter herausgegriffen und dargestellt wurden. Das ist bis zu einem gewissen Grad eine nette Abwechslung, letztendlich führt das aber auch zur Verwirrung: Muss so etwas inmitten einer populären Serie „Knall auf Fall“ passieren? Den meisten Spielern wachsen Wesen und Aussehen einer so markanten Figur wie Sherlock Holmes schnell ans Herz, da ist eine kleine Enttäuschung häufig vorprogrammiert.

Kombiniere, Watson!

Wir haben es anfänglich bereits durchblicken lassen: So richtig aufregend sind Handlung und Fälle in „Sherlock Holmes: The Devil’s Daughter“ leider nicht. Das war in „Crimes & Punishments“ noch deutlich besser, auch hat man sich mittlerweile einfach ein wenig am Setting sattgesehen. Klar, das viktorianische London ist mit Sicherheit ein spannendes und ausdrucksstarkes Setting. Wenn das aber immer und überall mit den gleichen Merkmalen dargestellt wird (rotznäsige, verarmte Kinder, rotgraue Backsteinbauten), ohne dass etwas Frisches dazukommt, stellt sich eben ein Gewöhnungseffekt ein.

Einen solchen gibt es beim Gameplay allerdings nur eingeschränkt. Zwar orientiert sich „Sherlock Holmes: The Devil’s Daughter“ in vielen Belangen an seinen Vorgängern, dieses Mal setzt man aber verstärkt auf Quicktime-Events. Das ist immer so eine Sache: Für Entwickler ist das ein ziemlich einfacher Weg, dem Spieler Interaktivität zu bieten – oder zumindest vorzugaukeln. Bei vielen Zockern ist das aber unheimlich verhasst, weil es viele Gameplay-Elemente unnötig vereinfacht. Und manchmal ist es auch einfach völlig unnötig, ein gutes Beispiel ist hier das Belauschen von Gesprächen. Dazu darf man in „Sherlock Holmes: The Devil’s Daughter“ an den Analogsticks zwirbeln, bis sich auf dem Bildschirm eine Überlagerung einstellt – und das ist einfach nur „Leute durch einen brennenden Reifen springen lassen“. Kein gutes Gamedesign.

Auch gibt es immer wieder Stellen, an denen man gerne völlig andere Ansätze verfolgen würde, als einem das Spiel vorgibt. Ein klassisches Adventure-Problem eben, da man als Entwickler nicht alle Eventualitäten umsetzen kann. Trotzdem: Spätestens im Testbetrieb hätte so manch der hier vorhandenen Schoten auffallen müssen, egal ob wir von fehlenden Informationen zu einer bestimmten Sachlage oder von knallharten Logikfehlern sprechen – das ist nach dem doch sehr überzeugenden Vorgänger schon ein deutlicher Rückschritt.

Nicht ganz lückenlos

Immerhin: Die dringlichsten konzeptionellen Schwächen von „Sherlock Homes: The Devil’s Daughter“ wären damit abgehandelt. Das mag zwar für Spieler, die sich primär von der Handlung unterhalten lassen möchten, ein schwerwiegendes Problem sein, diejenigen, die aber des Rätselns willen vorbei schauen, werden dennoch sehr gut unterhalten. Hier gibt man sich nicht die Blöße – was aber auch daran liegen dürfte, dass man nicht zu weit von der Erfolgsformel des Vorgängers abweicht. Die Rätsel, das Kombinieren und Überlegen ist entgegen der Quicktime-Events kein Selbstzweck, um das Spiel irgendwie aufzupusten oder den Spieler zwischendurch wachzurütteln – es ist der Kern der Veranstaltung, die wahre Stärke.

Dass dann noch Action-Sequenzen dazukommen – auch eine Geschmacksfrage. Sicherlich lockert das das Gameplay weiter auf und sorgt auch für Abwechslung. Aber für so manchen Spieler der Kernzielgruppe, die so viel gescholtenen Casual-Gamer, wird das wohl schnell in Stress ausarten, da eine gewisse Hektik nicht von der Hand zu weisen ist. Im Zweifelsfall muss man sich da eben durchkämpfen, um zu den angenehmeren Komponenten zu gelangen.

Ein schweres Erbe

Reißen wir das Pflaster schnell und möglichst schmerzarm von der Haut: So gut wie sein Vorgänger ist „Sherlock Holmes: The Devil’s Daughter“ nicht. An diesen Erfolg kann man nur unzureichend anknüpfen, und das liegt noch nicht einmal an mangelnden Production Values. Zwar hätte die deutsche Synchro ein wenig besser ausfallen dürfen, das ist aber kein riesiges Problem. Logiklöcher und auch einige der anderen konzeptionellen Schwächen zu vermeiden hätte hingegen wohl kein riesiges Budget verschlungen.

Wir haben keine Zweifel, dass „Sherlock Holmes: The Devil’s Daughter“ ebenfalls seine Liebhaber finden wird – auch und besonders unter den Fans des Vorgängers. Allerdings sollte man nicht die Erwartung haben, eine Steigerung erfahren zu können, denn eine solche gibt es schlicht und ergreifend nicht.

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Gamewarez

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