Dass es das noch gibt – Spiele mit einem Twist, wie man es bislang so kaum zu Gesicht bekam. „Snake Pass“ versetzt uns in eine Schlangenhaut – und zwar etwas anspruchsvoller, als es „Snake“ auf den ollen Nokia-Handys betrieb. Ob das Spiel Spaß macht und die 20 Euro Kaufpreis wert ist, erfahrt Ihr in unserem Test.
Aalglatt
Unser Protagonist Noodle ist also eine Schlange – wie überraschend. Begleitet vom Kolibri Doodle müssen wir feststellen, dass wir auf einer Reihe von Himmelsinseln gefangen sind. Um diese verlassen zu können, müssen wir drei Portalsteine sammeln und in die Sockel einsetzen, dann können wir das Portal nutzen, um zur nächsten Insel zu kommen. Am Ende wartet dann eben die Reise zurück in die Heimat.
Die Story ist dabei gar nicht weiter wichtig, tatsächlich geht es eher um die reine Spielmechanik. Es ist gelinde gesagt herausfordernd, so eine Schlange durch die Spielwelten zu bewegen. Man steuert nämlich fast ausschließlich die Kopfpartie des Reptils, die sich naturgemäß nur ein kleines Stück nach oben recken kann. Um etwa ein Spalier oder eine Leiter erklimmen zu können, müssen wir uns dicht um Sprossen und Stangen schlängeln, mit dem Gewicht von Kopf und Schwanz spielen.
Von der Pike auf
Immerhin bringt uns der Kolibri Doodle die Basics in den ersten Leveln bei – der Schwierigkeitsgrad steigt graduierlich. Haben wir die einzelnen Portalsteine eingesammelt und am Tor abgeliefert, können wir uns dann ins nächste Level begeben. Allerdings lohnt sich auch das Verweilen, denn es gilt in jedem Level mehr oder minder versteckte Irrlichter und Münzen zu finden. Gerade letztere haben es oft wirklich in sich und sind nur durch erfahrene „Schlängler“ zu bergen.
Überdies kann man die insgesamt 16 Level, die in die vier thematischen Bereiche Erde, Wasser, Feuer und Wind eingeteilt sind, auch als Zeitrennen freischalten. Somit bietet das Spiel insgesamt ausreichend Umfang für den Kaufpreis – auch wenn es sich bei „Snake Pass“ nicht um einen Titel handelt, den man für Wochen am Stück spielt. Dreh- und Angelpunkt ist das Meistern der Schlangenbewegung, und die ist komplex genug, um die Spieler länger beschäftigt zu halten.
Rund und Bunt
Die Grafik von „Snake Pass“ ist – wie auch der Rest der Aufmachung – ganz klar kindgerecht gestaltet. Die vier Spielwelten sind abwechslungsreich, bunt und im Tiki-Karibikstil gehalten, und auch wenn wir uns nicht vorstellen können, dass ganz junge Kids mit der Steuerung klarkommen: „Snake Pass“ ist gewaltfrei, viel schlimmer als „Schlange fällt in die Tiefe“ oder „löst sich in Lava auf“ wird es nicht. Und während die Musikuntermalung sehr angenehm und atmosphärisch ist, hätten wir uns dann doch ein wenig Sprachausgabe gewünscht. Die Geschichte und die Dialoge zwischen Noodle und Doodle werden nur über Texttafeln dargestellt.
Technisch gibt es an der von uns getesteten Xbox-One-Fassung nichts auszusetzen, es kam zu keinen Framerate-Einbrüchen, zu spät aufpoppenden Objekten, unscharfen Texturen oder dergleichen mehr – allerdings muss man sich auch vor Augen halten, dass wir es hier nicht mit einem Spiel zu tun haben, das auf Fotorealismus setzt. Wenn wir überhaupt etwas am Spiel aussetzen möchten, dann dass die Steuerung in der Horizontalen manchmal an Intuition vermissen lässt, außerdem hätten wir uns einen etwas besseren Überblick bei der Kamerasteuerung gewünscht. Manchmal wäre eine automatische Kamera, die Gerüste und Ähnliches in den Fokus bringt, doch ganz praktisch.
Frei nach Snakespeare
„Snake Pass“ ist tatsächlich eines dieser Spiele, wie man sie heute nicht mehr oft vor den Controller bekommt. Keine große Story, nur der Spieler gegen Steuerung und Umwelt – klassisches Arcade-Futter vergangener Tage. Vielleicht ist es auch das, was „Snake Pass“ so vergnüglich und kurzweilig macht. Allerdings ist das Ganze auch anstrengend: Nach zwei oder drei Levels stellt sich ein vorübergehender Sättigungseffekt ein.
Das liegt schlicht und ergreifend daran, dass es zwar einerseits sehr herausfordernd, aber andererseits auch etwas eintönig zur Sache geht. Dann legt man das Spiel auf die Seite und macht am nächsten Tag damit weiter. Gerade in den letzten beiden Spielwelten kann man je nach Skill schon mal eine halbe Stunde pro Level versenken. Das reicht für die schnelle Runde zwischendurch, die Thematik ist reizend und die Umsetzung technisch solide – da kann man kaum meckern.
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