Bis zum Release von „The Witcher 3: Wild Hunt“ galt – strittigerweise – „The Elder Scrolls V: Skyrim“ als populärstes Rollenspiel für den Massenmarkt. Selbst Menschen, die sonst eigentlich keine Rollenspiele gezockt haben, wurden wir magisch von „Skyrim“ angezogen. Das ist jetzt gute fünf Jahre her, eine gefühlte Ewigkeit also. Auf dem PC erfreut sich der Titel dank der fleißigen Mod-Community noch immer größter Beliebtheit – etwas, das man mit dem neuen „The Elder Scrolls V: Skyrim Special Edition“ auch auf den Konsolen erreichen möchte. Wie gut das gelingt, erfahrt Ihr in unserem Test.
Zurück nach Himmelsrand
„The Elder Scrolls V: Skyrim Special Edition“ ist eigentlich nur eine Umsetzung des populären Rollenspiels für Xbox One und Playstation 4. Konkret bedeutet das: Das gleiche Spiel, keine neuen Quests, Klasse, Zauber, Charaktere oder sonstiges. Allerdings haben sich die Mannen von Bethesda Softworks nun wirklich nicht lumpen lassen – neben dem Hauptspiel selbst sind die drei großen Erweiterungspakete „Dawnguard“, „Hearthfire“ und „Dragonborn“ mit dabei, auch die Grafik würde einer Frischzellenkur unterzogen.
Doch das vermutlich spannendste Neufeature ist der Modsupport – eine Sache, die langsam aber sicher auf der aktuellen Konsolengeneration an Fahrt gewinnt. Hier muss man aber auch gleich etwas einschränken: Sony ist offensichtlich nicht restlos von der Idee begeistert, dass User mehr oder minder ungefiltert Inhalte auf die PS4 schaufeln. Dort funktionieren lediglich Mods, die Assets nutzen, die bereits im Hauptspiel vorhanden sind. Auf der Xbox One hingegen gibt es dahingehend keine Limits.
Wir wollen jetzt nicht unbedingt behaupten, dass der Mod-Support der PS4-Fassung völlig nutzlos sei, die Unterschiede im Mod-Angebot sind aber astronomisch. Dort gibt es eher Modifikationen am Gameplay, auf der Xbox One dürfen wir uns mittlerweile sogar über große Story-Mods freuen, die dem Titel reichlich neue Spielzeit spendieren. Wenn man darauf wert legt und beide Konsolen besitzt, ist die Umsetzung für Xbox One deshalb vorzuziehen.
Alterserscheinungen
Es ist bemerkenswert: Das Gameplay von „The Elder Scrolls V: Skyrim Special Edition“ ist auch fünf Jahre nach dem Launch des Originals noch immer zeitgemäß. Es ist irgendwie, als ob man einen alten, aber perfekt passenden Schuh nach Jahren wieder anzieht – es fühlt sich gewohnt, sogar gut an. Aber selbst an heutigen Maßstäben gemessen gibt es da nicht viel zu meckern. Die Spielwelt ist nach wie vor eindrucksvoll riesig, das Spiel schafft es, die Zocker zu fesseln und zu vereinnahmen.
Natürlich hat man für „The Elder Scrolls V: Skyrim Special Edition“ – wie auch schon angedeutet – die Grafik ein wenig an heutige Standards angepasst. Im Direktvergleich sieht das Spiel jetzt natürlich deutlich besser aus: Neue Lichteffekte verzaubern den Spieler, die Auflösung ist höher und ermöglicht eine noch schärfere Darstellung, auch hat sich bei der Framerate ordentlich was getan. Aber: Die 3D-Modelle sind im Großen und Ganzen nach unserer Auffassung noch immer die gleichen, und das sieht man besonders gut bei den Charakteren, die serientypisch ziemlich kantig daherkommen. Seinerzeit musste man die Modelle eben mit deutlich weniger Polygonen als heutzutage erstellen, und eine komplette Erneuerung dieser Modelle würde wohl den Rahmen eines finanziell tragfähigen Remasters leider deutlich sprengen.
Preismeckereien
Die Ankündigung von „The Elder Scrolls V: Skyrim Special Edition“ wurde von den Fans durchaus positiv aufgenommen – sehr zu Bethesdas Gefallen. Zum Missfallen der Fans hat man aber einen nicht ganz unstrittigen Preis für das Ganze gewählt. Kann es sein, so viele Stimmen im Internet, dass man uns für ein fünf Jahre altes Spiel mit Mod-Support und verbesserter Grafik tatsächlich noch mal 50 Taler abnehmen möchte?
Gerade hinsichtlich der Tatsache, dass es sich um ein millionenfach verkauftes Produkt handelt und die Zahl der Zocker, die das Spiel noch nicht hinter sich gebracht haben, nicht unbedingt riesig sein dürfte, ist das natürlich ein gewagter Schachzug. Gemessen an den hunderten Stunden Spielzeit, die man mit „The Elder Scrolls V: Skyrim Special Edition“ und den unzähligen neuen Mods zubringen kann, ist das aber trotzdem ein lächerlich geringer Preis. Trotzdem verstehen wir die Kritik natürlich – rund 40,- Euro Kaufpreis wäre uns auch lieber gewesen. Immerhin haben die Entwickler den Löwenanteil ihrer Arbeit schon im Vorfeld abgeliefert, da hat das Ganze dann schon ein kleines „Gschmäckle“.
Alte Mängel
Was uns aber außerdem bei „The Elder Scrolls V: Skyrim Special Edition“ aufgefallen ist – und auch gut in den Kontext der Preisdiskussion passt: Die meisten der kleinen Fehlerchen, die das Original damals mitbrachte, schleppt auch das Remaster noch mit. Seinerzeit hat wohl niemand erwartet, dass man in einer so riesigen Spielwelt wirklich alles perfektionieren kann – das war ja auch eine reine Ressourcenfrage. Aber zumindest die gröbsten Schnitzer wie die teilweise stockdämliche KI hätte man ruhig noch einmal in Angriff nehmen können. Fünf Jahre nach der Erstveröffentlichung kann man sich wohl kaum damit herausreden, dass man von diesen Problemen nichts gewusst haben will.
Das ist natürlich umso ärgerlicher, wenn man beim Preis relativ stark zulangt. Dann hat man als Kunde auch ein Recht darauf, dass bekannte Fehler behoben werden. Das Risiko, dass sich das Spiel nicht mehr haargenau so verhält wie das Original und dass es eventuell zu Inkompatibilitäten mit einzelnen Mods kommt, muss man da auch einfach eingehen. Unserer Meinung nach gehört das Richten solcher Fehler (und auch Glitches) zum Remastering-Prozess dazu.
Leicht bewölkt in Himmelsrand
Falls Ihr darauf spekuliert, dass wir „The Elder Scrolls V: Skyrim Special Edition“ jetzt entweder in den Himmel loben oder völlig zerfetzen, müssen wir Euch enttäuschen. Hier sitzen wir ein wenig zwischen den Stühlen: Auf der einen Seite ärgert uns natürlich, dass es teilweise noch immer die alten Mängel gibt, auf der anderen Seite gibt es verbesserte Grafik, stabile Framerate und vor allen Dingen den Mod-Support, der besonders auf der Xbox One jede Menge zusätzlichen Spielwert bietet.
Und das ist es dann auch, was der Special Edition ein wenig den Hals rettet. Selbst eine kleine Modifikation – wie etwa ein höheres Tragevermögen, neue Perks oder Zaubersprüche – können das Gameplay teils drastisch verändern, so dass knallharte Fans des Spiels die Geschichte von einer ganz anderen Seite zu sehen bekommen. Ganz zu schweigen natürlich von Mods wie der legendären „Falskaar“-Mods, die schon beinahe ein eigenständiges Spiel darstellt. Insgesamt sind die 50,- Euro für „The Elder Scrolls V: Skyrim Special Edition“ somit nicht wirklich unverschämt.
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