Viele Entwickler sperren sich aktuell gewissermaßen davor, die noch junge VR-Technologie für Shooter zu nutzen – man geht gar davon aus, dass das zu einer Art sensorischem Overkill führen könnte. Als ersten Schritt in dieses Genre kommt jetzt der Download-Titel „Lethal VR“ daher, allerdings mit mehr oder minder großen Einschränkungen. Welche das sind, erfahrt Ihr bei Interesse in unserem Test.
Schießbudenfiguren
Auf dem „Papier“ (eigentlich eher auf dem Screen, aber das dürfte ja klar sein) liest sich „Lethal VR“ natürlich gut. Nicht wenige Spieler haben größtes Interesse daran, ihr VR-Headset auch mal dazu zu nutzen, mitten in ein spannendes Gefecht einzutauchen. Wirklich konsequent setzen die Mannen von Three FIelds Entertainment diesen Wunsch aber nicht um. So handelt es sich bei „Lethal VR“ lediglich um eine Art virtuellen Schießstand, der es uns ermöglicht, auf Pappkameraden zu ballern.
Das mag zwar auf den ersten Blick eine große Enttäuschung sein, hat aber einen gewaltigen Vorteil: Dadurch, dass man eben nicht wild durch die Gegend hechtet, sondern auf einer Position verharrt (so wie es etwa bei „Tumble VR“ der Fall war). Dadurch ist die wirklich größte Quelle für „VR Sickness“ ausgeschaltet und auch empfindlichere Naturen sollten dadurch einigermaßen gut mit „Lethal VR“ zurecht kommen.
Gut zielen!
Gesteuert wird „Lethal VR“ mit Move-Controllern – und das funktioniert auch ganz gut und hinreichend präzise. Hier ist also durchaus noch Potential zur virtuellen Realität erkennbar. Anders sieht es dann aber bei der Aufmachung aus: Es scheint fast so, als habe man peinlich genau darauf geachtet, auf keinen Fall zuviel Realismus in der Optik zu bieten. Zum Teil geht es ohnehin nur gegen einfache runde Zielscheiben und alle menschlich anmutenden „Gegner“ sind entweder nur Silhouetten oder aber so überzeichnet in Comic-Optik, dass man zu keiner Zeit den Eindruck hat, wirklich Menschen über den Haufen zu ballern. Irgendwo ist das verständlich, vielleicht sind die Befürchtungen der Entwickler berechtigt – aber es raubt uns auch völlig das Gefühl, so richtig mittendrin im Geschehen zu sein. Und das ist ja durchaus Sinn und Zweck von „Virtual Reality“.
Mal wird mit Feuerwaffen geballert, mal werden Messer oder Shuriken geworfen, dabei ist es stets vom Level abhängig, welche Waffen uns zur Verfügung stehen. Wirklich freies Gameplay gibt es nicht, jedes Element von „Lethal VR“ ist vorgegeben, und das ist wohl auch die größte Schwäche des Spiels. Insgesamt fehlt uns – trotz des für ein so junges Genre günstigen Kaufpreises von rund 15,- Euro – doch ein wenig die Substanz. Nach dem ersten Durchlauf gibt es wenig Grund, das Spiel noch einmal in Angriff zu nehmen.
Anfängerglück, Anfängerpech?
Man kann es durchaus so sagen: „Lethal VR“ ist ein ganz klassischer Vertreter einer noch jungen Technik. Derlei unaufregende, wenngleich funktionelle Spiele haben wir in den letzten zehn Jahren unzählige Male gesehen – ob es bei der Einführung von der Playstation-Kamera oder der von Playstation Move war. Man prüft, was funktioniert, was von den Kunden angenommen wird. Letztendlich kommen diese Games aber kaum über den Status eines Appetithappens hinaus, und das gilt dann leider auch für „Lethal VR“.
Immerhin kann man nicht behaupten, die Entwickler würden den Spielern allzu tief in die Tasche greifen: Mit rund 15,- Euro Kaufpreis kann man leben, dafür gibt es durchaus auch Schlechteres.Man sollte aber auf keinen Fall unzählige Stunden Spielspaß erwarten – vielleicht eher als eine Art magenverträgliches VR-Training für empfindliche Personen. Der Titel ist vermutlich tatsächlich eines der am leichtesten zu verdauenden VR-Erlebnisse. Wer hier noch mit Übelkeit zu kämpfen hat, für den ist Virtual Reality wohl wirklich ungeeignet.
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