Es ist mal wieder soweit, die Skylanders sind wieder los: Mit „Skylanders: Imaginators“ gehen die Könige der Spielzeug-Videospielkombination jetzt in die nächste Runde. „Toys to Life“ heißt das Konzept, doch das soll uns jetzt gar nicht weiter interessieren. Stattdessen wollt Ihr sicherlich wissen, ob der Kauf die quengelnden Kinder rechtfertigt, die künftig bei jedem Einkauf eine Figur in den Wagen legen. Lest unseren Test und findet es heraus.
Die Idee des Jahres
Noch in jedem Jahr haben die Entwickler der „Skylanders“-Reihe neue Ideen in die Spiele eingebaut. Ob es nun Giganten-Figuren oder solche, bei denen man die Bestandteile untereinander mischen kann, waren, stets gab es frischen Wind. Und das gilt natürlich auch in diesem Jahr bei „Skylanders: Imaginators“. Das wichtigste Neuelement sind hier die die Speicherkristalle: Mit diesen ist es möglich, ganz eigene Spielfiguren zu erstellen.
Hierzu stellt uns „Skylanders: Imaginators“ einen recht umfangreichen Editor zur Verfügung, der eigentlich kaum einen Wunsch bei der Gestaltung offenlässt. Diesen speichert man dann nach der Erstellung auf einem Speicherkristall, einem Gebilde, das man wie reguläre Spielfiguren auf das Portal stellen kann. Das ist einerseits natürlich eine ganz fantastische Sache, die Kindern (und so manchem Erwachsenen gleichermaßen) dabei hilft, sich mehr mit dem Charakter zu identifizieren und damit ein wenig zu „verwachsen“.
Andererseits gibt es aber auch eine sehr unschöne Seite an diesen Speicherkristallen: Sind sie einmal mit einer Figur „besetzt“, so kann man sie nicht mehr löschen und einen anderen Charakter erstellen und darauf speichern. Dann muss man sich für knappe zehn Euro einen neuen Speicherkristall kaufen – also ein weiteres Loch, in das schwerverdientes Geld verschwindet. Löschen funktioniert derzeit wohl über einen Trick, der einen Nintendo 3DS und ein Skylanders-Game samt Portal erfordert, möglicherweise werden die Entwickler dem aber noch einen Riegel vorschieben.
Der Lehrmeister
Und das ist tatsächlich noch nicht alles, was Activision und die Entwickler sich für „Skylanders: Imaginators“ ausgedacht haben: Es ist nicht so, dass man einfach nur Speicherkristalle verkaufen möchte, und das war es dann. Natürlich gibt es auch neue Figuren, die sogenannten „Sensei“. Diese sind jeweils einer Kampfklasse zugeordnet und verfügen über eine ganz besonders effektive Superattacke. Und: Ein gutes Drittel dieser neuen Figuren sind ehemalige Bösewichte, denen man in den Vorgängern schon gegenüberstand – ein witziger Twist in der Geschichte.
Beim Gameplay selbst hat sich dabei gar nicht mal so viel getan – und das wohl auch nicht zuletzt aus dem Grund, dass man auch seine alten Spielfiguren wiederverwenden kann. Jedes Spielelement, das man aus einem der Vorgänger noch über hat, kann man in irgendeiner Art und Weise auch in „Skylanders: Imaginators“ nutzen – bis hin zu den Portalen. Das ist zwar eindeutig nur deshalb ein Feature, weil Activision die genervten Eltern nicht verprellen möchte, allerdings auch eine tolle Sache, die der Reihe ein Bild wie „aus einem Guß“ verleiht.
Es wird weiterhin gekämpft – auf bekannte Art und Weise und mit den neuen Spezialangriffen der Senseis. Die müssen zunächst freigeschaltet werden, für jeden dieser neuen Figuren gibt es einen eigenen Spot, der ihm diesen Angriff als Fähigkeit verleiht. Und mehr noch: Abhängig von der Elementarklasse, die so ein Sensei besitzt, kann er auch bestimmte, für andere Figuren unzugängliche Gebiete erreichen. Da das Starter-Set von „Skylanders: Imaginators“ nur zwei Senseis (Master King Pen und Golden Queen) und ein Speicherkristall beliegt, wird man um den Kauf weiterer Figuren nicht herumkommen, wenn man denn den kompletten Spielumfang in Anspruch nehmen will. Nun ja, das ist ja auch die Idee hinter dieser Spielereihe.
Skylanders Kart
Neu hinzugekommen ist bei „Skylanders: Imaginators“ außerdem noch eine Art Kart-Rennen – das lockert das Spielgeschehen ein wenig auf und macht Laune. Allerdings, und das verstehen wir nun wirklich so gar nicht, gibt es hier keine Möglichkeit, das auch im Splitscreen-Modus zu spielen. Damit verschenkt man unheimlich viel Potential für den Multiplayer-Betrieb, aber vielleicht hat man ja Gnade mit den Spielern und schiebt einen entsprechenden Patch hinterher.
Ansonsten ist das Spiel sowohl vom Gameplay als auch von der Technik her sehr solide. Die Grafik ist natürlich ein wenig krass-bunt, allerdings goldrichtig für Kids. Und abgesehen von ein paar gelegentlichen Drops bei der Framerate läuft „Skylanders: Imaginators“ stabil und ohne weitere Mängel – das ist aber nach all den Jahren, in denen man die Reihe schon betreibt, kein echtes Wunder.
Die obligatorische Gewissensfrage
Einen Abschnitt wie diesen haben wir noch in praktisch jeden Skylanders-Test gepackt, und auch dieses Mal kommen wir nicht drum herum. Die Art und Weise, wie Activision hier Geld verdient, ist wohl schon ein wenig perfide. An die Sache mit dem häufigen Figurenkauf haben wir uns mittlerweile ja schon gewöhnt. Dass es dieses Mal aber nicht löschbare „Leerfiguren“ in Form der Speicherkristalle gibt, halten wir für eine recht fragwürdige Entscheidung – zumal das natürlich keine technische, sondern eine strategische Einschränkung ist. Und auch das Thema „Mikrotransaktionen“ hat in einem Spiel, das sich primär an Kinder wendet, unserer Meinung nach so überhaupt nichts verloren. Da ist Ärger vorprogrammiert, und auch das Konzept, dass man nicht fertige Item-Sets erwirbt, sondern Kisten, in denen je nach Preisklasse Gegenstände unterschiedlicher Qualität garantiert werden, eignet sich wegen des Glücksspielelements nicht für Kinder.
Notwendig ist der Kauf solcher Kisten allerdings nicht – alle Items kann man auch durch reguläres Spielen nach und nach freischalten. Das ist allerdings nur ein kleiner Trost dafür, dass es so wirkt, als würde man schon die jüngsten Zocker darauf hin konditionieren wollen, dass man mit dem Kauf eines Vollpreistitels nur „die erste Rate“ an den Hersteller überwiesen hat.
Eigentlich eine gute Sache
Sehen wir mal von den moralischen Einwänden ab, ist „Skylanders: Imaginators“ aber ein ziemlich anständiges Produkt. Es gibt unheimlich viel zu tun, selbst für den ersten „schnellen“ Durchlauf braucht man locker 15 Stunden und bekanntlich ist es damit ja längst nicht getan, wenn man alle Areale der (ziemlich großen) Spielwelt bereisen und alle Items einsammeln möchte. Ein längerfristig beschäftigtes Kind – und vielleicht auch noch die eine oder andere Eltern-Kind-Runde – entschädigt vermutlich für so manche ungeplante Investition.
Und man muss Activision und den Entwicklern von Toys for Bob einmal mehr dazu gratulieren, dass sie immer wieder neue Ideen aus dem Hut zaubern, die für neuen Spielspaß sorgen – in manchen Jahren mehr, in anderen Jahren eben etwas weniger. Und gerade in diesem Jahr, in dem die Konkurrenz etwas ausgedünnt wurde, lässt man nicht nach und liefert mit den Speicherkristallen eine sehr frische Idee – auch wenn man das natürlich auch gleich dafür nutzt, noch mehr Geld aus dem Franchise zu ziehen.
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