Da guck an: Beinahe heimlich, still und leise hat Tripwire Interactive jetzt mit „Killing Floor 2“ ein Spiel veröffentlicht, das beinahe als das neue „Left 4 Dead“ hätte durchgehen können. Und das Schönste daran: Mit nicht mal 40,- Euro Kaufpreis ist das Ganze auch fernab von Vollpreis. Ob der Titel eine kleine Perle oder doch eher Mist vom Grabbeltisch ist, erklärt Euch unser Test.
Zombies mal wieder
„Killing Floor 2“ spielt rund einen Monat nach den Ereignissen des für Konsolenspieler eher unbekannten Vorgängers. Wichtig ist dabei nur zu wissen, dass es einen Virus-Ausbruch gab, der Menschen in sogenannte „Zeds“ (im Prinzip nichts anderes als Zombies) verwandelt. Naja, und genau die sollen wir jetzt in großen Zahlen aus dem Weg räumen, um eine gewisse Normalität in Europa wiederherzustellen. Naja – nicht unbedingt ein oscarverdächtiges Drehbuch – aber die Handlung gibt hier wirklich nur den äußersten Rahmen für „Killing Floor 2“ vor.
Es geht dabei mehr um das Zusammenspiel – ähnlich wie etwa bei „Left 4 Dead“ und Konsorten geht es darum, Im Kampf gegen den KI-Gegner optimal zusammenzuarbeiten. Eine reguläre Kampagne gibt es auch in „Killing Floor 2“ nicht, als Einzelspieler hat man ziemlich Pech: Es gibt lediglich einen wenig überzeugenden Trainingsmodus sowie ein Tutorial, das uns durch die Basics führt. Dessen sollte man sich natürlich bewußt sein, wenn man sich für „Killing Floor 2“ interessieren sollte.
Und ab geht die Putzkolonne
Bis zu sechs Spieler dürfen online an der Schlacht gegen die Zombies teilnehmen. Und diese „Zeds“ haben es auch durchaus in sich: Es gibt nicht einfach nur eine homogene Gegnermasse, sie unterscheiden sich in Optik und Verhalten voneinander. Dabei hat man sich von den ganz großen Namen der Zombie-Games inspirieren lassen, von Boomer-artigen Fettwanstzombies bis zu ziemlich agilen rennenden Zombies wie bei „Dying Light“ gibt es da jede Menge Abwechslung. Das finden wir insgesamt ziemlich gelungen.
Und auch bei der Spielmechanik gibt es wenig Grund zur Beschwerde: Das Ballern geht gut von der Hand, geschenkt bekommt man nichts. Im Kern handelt es sich bei beiden Spielvarianten, die aktuell enthalten sind (dazu später mehr) um Abwandlungen vom guten alten „Horde“-Modus mit allen denkbaren Eigenheiten. Equipment-Kauf, verschiedene Klassen (in diesem Zusammenhang eher „Perks“), und vor allem Endgegnern. Welcher davon am Ende der Partie auf uns wartet, weiß man erst, wenn es soweit ist: Hier herrscht der Zufallsgenerator über Gedeih und Verderb.
Nachschub!
Die Entwickler von Tripwire Interactive haben bereits angekündigt, dass es beim bisherigen Lieferumfang nicht bleiben wird. Von den Spielmodi bis über die Endgegner sollen reichlich neue Inhalte dazu kommen – wohl auch kostenlos, um die Community nicht unnötig zu spalten. Das ist bitter nötig, denn zum Start kommt „Killing Floor 2“ nun nicht gerade in rekordverdächtigem Umfang daher. Alleine schon die Tatsache, dass es aktuell nur zwei Bossgegner und zwei verschiedene Spielmodi gibt, ist angesichts der Tatsache, dass es praktisch keinen Einzelspieler-Content gibt, schon ein wenig ärgerlich. Hier wird die Zeit zeigen müssen, was man aus dem Konzept noch herausholen kann.
Von Freunden und Knallköppen
Selten zeigte es sich so stark wie in „Killing Floor 2“: Ohne passende Mitspieler ist man aufgeschmissen. Längst nicht jeder, der sich auf den öffentlichen Servern tummelt, ist auch wirklich ein geeigneter Mitspieler. Das Spiel muss mit dem passenden Personal gezockt werden. Wenn man sich nicht auf seine Kollegen verlassen kann und jeder sein eigenes Ding durchzieht, dann hat man definitiv gelitten.
Das geht beinahe soweit, dass wir behaupten würden, dass man „Killing Floor 2“ kaum außerhalb des Freundes- oder Bekanntenkreises spielen kann. Zumindest kommunizieren sollte man beim Spielen, sonst wird das Ganze schnell zu einem heillosen Durcheinander. Das ist aber natürlich kein Umstand, den man „Killing Floor 2“ per se zuschreiben müsste.
Blutig, blutig!
Überraschend gut ist für solche „Mid-Budget“-Verhältnisse aber die Präsentationsseite von „Killing Floor 2“. Zwar basiert das Ganze auf einer modifizierten Variante der Unreal Engine 3 und ist somit technisch alles andere als „Cutting Edge“, dafür haben sich die Entwickler keinerlei geschmacklichen und moralischen Auflagen gemacht – und dementsprechend blutig fällt das Spiel dann auch aus. Viel entfernter von „jugendfrei“ könnte man nicht sein, und wenn wir nicht schon eine FSK18-Freigabe von „Mortal Kombat X“ mit eigenen Augen gesehen hätten, wären wir spätestens jetzt vom Glauben abgefallen.
Ein echter Höhepunkt ist aber der Soundtrack. Dieser ist so eine Art Mixtur aus Lizenz- und eigens für das Spiel aufgenommenen Tracks. Zugegebenermaßen: Die Lizenz-Bands kennen wohl nur diejenigen, die auch in der Untergrund-Ecke von Metal und Deathcore bewandert sind. Qualitativ gibt es hier aber nun wirklich nichts zu meckern, und wenn es gar nicht anders geht, wird eben abgeschaltet.
Darauf kommt es an
Wie schon erwähnt: Im Launchzustand halten wir „Killing Floor 2“ für nicht umfangreich genug – trotz der unverbindlichen Preisempfehlung von knapp 40,- Euro. Spielerisch kann man sich nicht beklagen, aber ob das Ganze nun zu einer wirklichen Rakete wird, ist aktuell noch nicht abzusehen. Es hängt schlicht und ergreifend davon ab, ob Tripwire Interactive wirklich noch umfangreiche Inhalte nachliefert – im Idealfall natürlich auch regelmäßig und über einen längeren Zeitraum.
Nun sind die Entwickler zumindest auf dem PC nicht unbedingt als Kundenpreller bekannt – sie stammen als ehemalige Modder ja ohnehin aus der Community ab. Insofern haben wir keine großen Befürchtungen, dass man uns hier im Regen stehen lässt. Fragt sich eben nur, wie lange wir uns auf frische Inhalte gedulden müssen.
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