Das Jahr 2017 ist eindeutig ein wichtiges für die „Kingdom Hearts“-Reihe – neben „Kingdom Hearts HD 1.5 & 2.5 Remix“, das für Ende März geplant ist, dürfen wir uns jetzt über den sperrigen Titel „Kingdom Hearts HD 2.8 Final Chapter Prologue“ freuen. Ob sich der Kauf lohnt und warum man das Ganze besser ab April veröffentlicht hätte, erfahrt Ihr in unserem Test.
Mickey und die Japaner
Die „Kingdom Hearts“-Reihe ist ja für sich betrachtet schon kurios genug: Da gibt es Rollenspiel- und Kampf-Gameplay, Disney-Figuren wie Pluto, Mickey Mouse und Donald Duck, aber auch solche aus verschiedenen Square-Enix-Games – eine ziemlich seltsame Mixtur. Gleichzeitig ist das Ganze hinsichtlich der ablegerübergreifenden Story so komplex, dass wir unsere liebe Not damit hatten, durchzusteigen, worum es geht. Mehr als zehn Spiele über beinahe ebenso viele Plattformen in fünfzehn Jahren – da gab es viel Gelegenheit, um ein umfangreiches Universum zu erschaffen.
Und es wird noch eigenartiger: „Kingdom Hearts HD 2.8 Final Chapter Prologue“ ist kein einzelnes Spiel, sondern eine Sammlung – und zwar keine reine Spielesammlung. Hier bekommt Ihr als „großen Brocken“ ein Remaster von „Kingdom Hearts 3D: Dream Drop Distance“, das ursprünglich für Nintendo 3DS erschienen ist. Als Zwischenstück zwischen „Kingdom Hearts 3D“ und dem kommenden „Kingdom Hearts 3“, als eine Art Teaser, gibt es „Kingdom Hearts 0.2: Birth by Sleep – A Fragmentary Passage“. Und jetzt kommt die große Überraschung: Als dritten Part gibt es den Film „Kingdom Hearts X Back Cover“.
Ein wenig Frische
Mit „Kingdom Hearts 0.2: Birth by Sleep – A Fragmentary Passage“ liefert man uns also einen Ausblick auf das hoffentlich im nächsten Jahr erscheinende „Kingdom Hearts 3“ – und das weiß auch tatsächlich zu gefallen: Endlich bekommt man etwas frische Technik zu sehen, abseits alter Konsolen, Remakes und Handhelds. Tatsächlich ist das rein spielerisch sehr unterhaltsam, wenngleich wir nach nicht einmal vier Stunden mit allem abgeschlossen hatten.
Zugegeben: Wenn man langjähriger Fan der Reihe ist, dürfte man davon sicherlich deutlich mehr haben, als wenn man auf Verdacht und zum ersten Mal in die Reihe hinein schaut. Für die gilt, dass es wirklich nur ein kurzer Einblick in kommende Abenteuer und Technik ist. Drei bis vier Stunden ist für einen Ableger der „Kingdom Hearts“-Reihe wirklich nahezu nichts, insofern bleibt der Eindruck, dass man es „nur“ mit einer Demo zu tun hat. Immerhin ist das nicht das einzige, das einen Kauf rechtfertigen müsste.
Der alte Bekannte
Erfreulicherweise steckt nämlich – wie eingangs bereits erwähnt – auch noch „Kingdom Hearts 3D: Dream Drop Distance“ mit im Paket. Ursprünglich erschien der Titel im Jahr 2012 für Nintendos 3DS und dementsprechend dürfen wir uns auch über eine graphische Runderneuerung freuen. Klar, machen wir uns nichts vor: Damit erreicht man nicht das Niveau aktueller PS4-Kost, dafür, dass das Spiel aber Handheld-Wurzeln hat, kann man nun wirklich nicht meckern.
Und da steckt dann auch der Großteil der Substanz von „Kingdom Hearts HD 2.8 Final Chapter Prologue“ drin. Für locker 30 Stunden ist der Titel gut, auch wenn nicht immer alles zu unserer vollsten Zufriedenheit gelungen ist. 3DS und PS4 unterscheiden sich technisch wie von den Eingabemöglichkeiten eben doch signifikant voneinander. Wichtiger Bestandteil des Spiels sind die sogenannten Traumfänger, von denen es in der Remaster-Fassung auch gleich noch ein paar exklusive Neuzugänge gibt. Dabei handelt es sich um gute und böse Geistern, die einen ewigen Krieg ausfechten. Diese kann man sammeln, trainieren und gegeneinander antreten lassen – kommt Euch das bekannt vor? Da hat man sich wohl ein klein wenig von den Pokémon inspirieren lassen. Dank dieses Elements gibt es einfach keine Langeweile, es gilt wohl: Besser gut geklaut als schlecht selbst erfunden.
Aber trotz aller positiven Worte bleibt es dabei: Ohne entsprechenden Einblick in die Geschichte von „Kingdom Hearts“ hat man nur halb so viel vom Spiel. Hierbei soll uns eigentlich die letzte Komponente des Spiels behilflich sein. Naja, sollte.
Die lustige Kinostunde
Rund eine Stunde lang will uns „Kingdom Hearts X Back Cover“ in Filmform über die Hintergründe der „Kingdom Hearts“-Reihe aufklären. Eigentlich wäre ein solches Feature ja eine ganz tolle Möglichkeit, neue Spieler in das Franchise einzuführen, nur: So richtig hat uns das Ganze nicht den Durchblick verschafft. Am Ende waren wir genauso ratlos wie zu Anfang, insofern dürfte es sich bei „Kingdom Hearts X Back Cover“ wohl eher um ein Goodie für Hardcore-Fans der Reihe als um eine Art „Erste Schritte für Anfänger“ handeln.
Und da sind wir nun auch an dem Punkt angekommen, an dem wir behaupten: Es wäre sinnvoller gewesen, „Kingdom Hearts HD 2.8 Final Chapter Prologue“ nach dem Release von „Kingdom Hearts HD 1.5 & 2.5 Remix“ zu veröffentlichen. Dessen Bestandteile liegen historisch vor den Ereignissen von „Kingdom Hearts 3D: Dream Drop Distance“ und somit ist das alleine deshalb schon ein besserer Einstieg in die Materie.
Zielgruppenfrage
Es ist eigentlich recht offensichtlich: „Kingdom Hearts HD 2.8 Final Chapter Prologue“ ist nicht das ideale Mittel, um in die Welt von „Kingdom Hearts“ hinein zu schnuppern. Es handelt sich dabei um nahezu reinrassigen Fanservice, und nur solche (oder zumindest Spieler, die sich einige Stunden Zeit nehmen, um sich in Story und Universum einzulesen) werden das Ganze auch so richtig zu schätzen wissen. Für alle anderen gibt es hier hauptsächlich nacktes Gameplay mit verwirrender Story – das macht zwar auch Spaß, ist aber eben nur die Hälfte des gesamten Erlebnisses.
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