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Review: Prey

Vielleicht passt das nicht jedem Spieler in den Kram, bei Bethesda Softworks hat man aber ein kleines Faible für Reboots entwickelt. Nach „DOOM“ und den beiden „Wolfenstein“-Games hat man sich dazu entschieden, „Prey“ noch einmal neu zu starten. Das Ganze ist ab sofort erhältlich, und nachdem man in letzter Zeit mit hoher Qualität punkten konnte, dürft Ihr umso gespannter sein, was der Titel so zu bieten hat. Unser Test verrät es Euch.

Allein auf weiter Flur

Die Hintergrundgeschichte von „Prey“ ist auf den ersten Blick eher unaufregend: Wir sitzen als Morgan Yu (wahlweise in männlicher oder weiblicher Gestalt) auf der Raumstation Talos-1 fest, der Rest der Besatzung liegt als Leichen in der Gegend herum. Das an und für sich wäre ja schon ärgerlich genug, wir sind aber nicht alleine: An Bord der Raumstation tummeln sich jede Menge Aliens der Typhon-Rasse, die uns an den Kragen wollen. Immerhin wurden an Yu sogenannte „Neuromods“ getestet, die ihm Kräfte verleihen, die weit über die eines normalen Menschen hinausgehen.

Mit Hilfe einer KI sollen wir nun die Typhon auf der Talos-1 ausradieren, und wenn es sein muss, dürfen wir bis zum Äußersten gehen. Und dabei gibt uns „Prey“ auch tatsächlich eine Menge Freiheiten an die Hand: Das Spiel besitzt mehrere Enden, und viele unserer Entscheidungen und Handlungen haben auch tatsächlich eine Auswirkung darauf, in welche Richtung sich das Ganze bewegt.

Aus der Isolation

Ein wenig erinnern einige der Spielelemente tatsächlich an „Alien: Isolation“. Da wäre natürlich das Setting auf der Raumstation, das starke Parallelen aufweist, aber auch das Crafting-System geht in eine ähnliche Richtung. Überall auf der Raumstation liegt Schrott herum, den man in einer Recycling-Maschine in einzelne Ressourcen verwandeln kann. Die wiederum können dann in die verschiedensten Dinge verbastelt werden, von Munition bis hin zu neuen Neuromods.

Insgesamt darf man sich aber ruhig von der Idee verabschieden, dass „Prey“ ein Ego-Shooter wäre – wie etwa der 2006 erschienene Vorgänger. Zwar kommt es durchaus zu zünftigen Schießereien, die sind aber nicht der Mittelpunkt des Spiels. In vielen Bereichen scheint „Prey“ mehr Rollenspiel als alles andere sein – da gibt es die Skill-Bäume, das Missionssystem mit Hub, und auch die Jagd nach immer besserem Equipment schlägt in diese Kerbe. Außerdem versucht „Prey“, die Spieler nicht zwangsläufig die direkte Konfrontation suchen zu lassen. Das ist besonders in den ersten Spielstunden gar nicht so einfach, die Gegner sind mehr als simples Kanonenfutter und haben eigene Fähigkeiten und Schwächen.

Gute Ideen wohin das Auge blickt

Bei den Arkane Studios hat man sich jede Menge Gedanken gemacht, wie man „Prey“ von einfacher Ballerei auf eine höher Stufe heben kann – und das ist einen auch zweifellos gelungen. Dabei herausgekommen sind teilweise starke Puzzle-Element (die sich gerade dann zeigen, wenn man sich konfrontationslos an den fiesen Aliens vorbeischleusen möchte), in denen etwa die GLOO Cannon eine wichtige Rolle spielt. Dabei handelt es sich um so eine Art Multitool: Im Bedarfsfall kann man mit den klebrigen Blobs, die das Teil verschießt, Gegner festpappen, so dass sie sich nicht mehr bewegen können. Sie kann aber auch dazu benutzt werden, Trittstufen zu erzeugen, Lecks zu flicken, Feuer zu löschen und dergleichen mehr.

Sehr, sehr spannend auch die Möglichkeit, Aliens zu scannen und ihre Fähigkeiten auf diese Art und Weise zu „erben“. Besonders in Hinsicht auf die „Mimic“-Aliens, die sich in herumliegende Gegenstände verwandeln können, ist das eine großartige Sache: Nachdem man sich deren Skill gegrabscht hat, kann man sich nicht nur vorzüglich tarnen, man erreicht in der Form kleiner Gegenstände auch bislang nicht zugängliche Gebiete. Diesbezüglich gibt es in „Prey“ jede Menge zu entdecken.

Arkane Technologie?

In „Prey“ nutzen die Entwickler der Arkane Studios die CryEngine – im Gegensatz zur Void-Engine, die noch bei „Dishonored 2“ zum Einsatz kam. Dass die CryEngine sich bereits unzählige Male bewährt hat, ist natürlich kein Geheimnis, und auch bei „Prey“ gibt es diesbezüglich nicht viel zu meckern. Die Grafik weiß durchaus zu gefallen, es gibt nur wenige Stellen, an denen wir Kleinigkeiten auszusetzen hätten. Vielleicht ist das Spiel technisch wie vom Design her kein absolutes Meisterwerk, insgesamt waren wir aber doch sehr zufrieden mit der Atmosphäre, die die Entwickler erreichen konnten.

Und die steht und fällt natürlich auch mit der Akustik. Der verdammt gute und stimmige Soundtrack stammt aus der Feder von Mick Gordon, der in den letzten Jahren sozusagen zum Hauskomponisten für Bethesda-Reboots geworden ist. Neben den Wolfenstein-Games hat er auch DOOM einen Soundtrack auf den Leib geschneidert. Wichtig für viele deutsche Spieler: Die deutsche Sprachausgabe ist hochwertig und gibt keinen Anlass für Beschwerden.

Das volle Pfund

Okay, meckern wir doch mal ein wenig: „Prey“ hat gefühlt ein paar Balancing-Macken. Wie eingangs bereits erwähnt, tut man sich am Anfang ziemlich schwer mit selbst einfacheren Aliens. Das ist kein Problem, regt es den Spieler doch dazu an, sich andere Wege zu suchen. Allerdings sind die Kämpfe auch im späteren Verlauf nicht so packend, dass man sich länger damit aufhalten wollen würde. Insgesamt ist der Schwierigkeitsgrad ziemlich fordernd, das hängt aber auch damit zusammen, dass man zunächst die Konzepte und Möglichkeiten des Spiels verinnerlichen muss.

Diese zu vermitteln fällt „Prey“ nicht immer leicht. Man muss sich doch Einiges erkämpfen, es gibt auch keinen roten Faden, der den Spieler durch das Spiel zerrt. Das ist definitiv nichts, was per Definition schlecht wäre – aber man sollte sich dessen schon bewusst sein, wenn man sich für „Prey“ interessiert und einen Kauf erwägt. Es handelt sich weniger um ein Spiel, das wie ein Film komplett durchgescriptet ist und den Spieler auf eine emotionale Achterbahnfahrt mitnimmt. Man muss mitdenken, sich das Überleben erkämpfen, Wege finden.

Dafür erhält man aber auch ein umfangreiches Spiel, das nicht nur unzählige Stunden Spannung liefert (unser Durchlauf hat rund 18 Stunden in Anspruch genommen, wir lagen hier aber auch fernab von „alles gemacht“ und „alles gesehen“), auch ein weiterer Durchlauf kann sich durchaus lohnen – Ihr erinnert Euch ja sicher daran, dass es mehrere Enden gibt.

On a spree

Bethesda beweist seit einiger Zeit großes Geschick bei der Veröffentlichung ihrer Spiele – Gurken gab es keine, dafür aber eine Menge Titel, die auch in fünf Jahren noch in den Hinterköpfen der Zocker verweilen werden. Und das ist ein Prädikat, das wir auch „Prey“ ausstellen wollen – trotz der bereits erwähnten Ungereimtheiten, was das Balancing angeht. Letztendlich haben Entwickler und Publisher hier einen Titel abgeliefert, der gemessen am Original von 2006 ungewöhnlich daherkommt, in der Gesamtheit aber absolut begeistern kann.

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