Die Mannen von Milestone aus Italien haben wieder zugeschlagen: In beinahe irrwitziger Geschwindigkeit knüppelt man einen Racing-Titel nach dem nächsten auf den Markt. Fast genau ein Jahr nach dem Vorgänger hat man jetzt „RIDE 2“ veröffentlicht – und somit ein weiterer Motorrad-Racer. Die Zeiten, in denen Zweiradrennen zur Ausnahme auf den Konsolen gehörten, sind wohl endgültig vorbei. Wie gut „RIDE 2“ geworden ist und ob sich der Kauf lohnt, erfahrt Ihr in unserem Test.
Kickstart
In vielerlei Hinsicht macht „RIDE 2“ da weiter, wo der Vorgänger aufgehört hat. Noch immer liefert man uns verschiedene Motorradklassen, die so ziemlich jedes erdenkliche Feld abdecken. Nur: Dieses Mal gibt es praktisch an jeder Ecke des Spiels mehr zu sehen als beim Vorgänger. Mittlerweile warten über 170 Motorräder auf die Spieler, auch bei den Strecken herrscht Zuwachs. Die sind zumindest teilweise lizenziert, während man bei den Zweirädern zumindest unserer Meinung nach alle wichtigen im Gepäck hat.
Wichtig ist dabei allerdings zu wissen, dass sich „RIDE 2“ – wie auch schon der Vorgänger – eben nicht an einer fixen Liga oder Motorsport-Veranstaltungsreihe orientiert. Es handelt sich „einfach nur“ um namenlose Rennen, das ist sozusagen das Resultat der Tatsache, dass man so unheimlich viele Klassen in das Spiel eingepackt hat.
In Schräglage
Nun ist es ja tatsächlich so, dass es schon rein prinzipbedingt etwas anspruchsvoller ist, Motorräder statt Autos in solchen Racern zu steuern – und tatsächlich, daran muss man sich trotz aller Fahrhilfen erst einmal gewöhnen. Natürlich haben die Entwickler von Milestone auch in diesem Jahr wieder die Fahrphysik etwas überarbeitet, im Großen und Ganzen kommt man aber ziemlich gut mit dem Spiel klar, wenn man den Vorgänger für ein Weilchen gespielt hat.
Es geht bergauf
Bei „RIDE 2“ gibt es außerdem teilweise deutliche Verbesserungen bei der Grafik. Nun hat schon der Vorgänger an den Umständen (ein Budget, das nicht unbedingt dem der „Forza“-Reihe entspricht) gemessen nicht nach einem Müllhaufen ausgesehen, „RIDE 2“ bietet aber vor allem bei den Motorrädern, deren Details und den Umgebungen eine schönere Optik. Nach wie vor erreicht man zwar nicht die „höchsten Weihen“, bietet aber durchaus eine adäquate Aufmachung für einen „einfachen“ Racer. Dass der „Ballast“ der alten Konsolengeneration jetzt nicht mehr vorhanden ist, hat „RIDE 2“ wirklich gut getan, der Fortschritt ist gut sichtbar.
Und ähnlich sieht es auch beim Sound aus: Während „RIDE“ seinerzeit Motorgeräusche brachte, die eher an ein Wespennest als an ein Motorradrennen erinnerte, kommen die Soundeffekte dieses Mal wesentlich realistischer rüber – zumindest stellen wir es uns so vor, denn einen Echtweltvergleich haben wir nicht. Sagen wir es so: Die Geräuschkulisse ist plausibel. Dadurch wird „RIDE 2“ auch in Hinsicht auf die Atmosphäre deutlich besser als sein Vorgänger.
Licht und Schatten
Spielerisch macht „RIDE 2“ eine Menge Spaß – und zwar sowohl als Singleplayer-Erfahrung als auch im Multiplayer-Betrieb. Man hat sich ein paar wirklich nette Dinge einfallen lassen, etwa tägliche Challenges, die den Spieler für längere Zeit an das Spiel fesseln sollen, selbst wenn man mit der insgesamt ziemlich umfangreichen Kampagne fertig sein sollte. Über die zahlreichen Klassen hinweg wird man aber für längere Zeit zu tun haben, ohne dass man sich mit solchen Challenges die Zeit vertreiben müsste.
Und auch die Multiplayer-Komponente funktioniert reibungslos. Das ist aber jetzt kein riesiges Wunder, schließlich haben die Entwickler von Milestone ja schon so zwei bis drei Racer in den letzten Jahren veröffentlicht. Okay, das war natürlich gelogen, es waren wohl eher 20 in den letzten fünf Jahren. Auf jeden Fall hat man zum Einen nicht das gleiche Nutzeraufkommen wie große Triple-A-Titel, die im Launchzeitraum mit einem riesigen, serververnichtenden Andrang zu kämpfen haben und zum Anderen auch genügend Erfahrung und Know-How, um so etwas funktionell über die Bühne zu bringen.
Dabei ist aber nicht alles Gold – wer hätte das denn auch schon erwartet. So gefällt uns etwa nicht, dass die Möglichkeiten zur Individualisierung der Motorräder eher beschränkt sind. Es gibt nur wenige fertige Designs pro Motorrad, außerdem gibt es nicht die Möglichkeit, das Ganze irgendwie „einzufärben“. Letztendlich bleibt man auf den wenigen optischen Optionen, die uns die Entwickler bieten, sitzen. Mehr ist da einfach nicht vorgesehen. Immerhin sieht es bei den Tuning-Möglichkeiten dann doch deutlich besser aus, so dass es sich nur um eine Einschränkung optischer Natur handelt.
Rennmaschine für Fans
Es ist ganz einfach: Wenn Ihr den Vorgänger mochtet, werden Ihr „RIDE 2“ lieben. Auch wenn das Spiel nicht ganz perfekt ist, so hat man praktisch jeden Aspekt gegenüber dem Vorgänger verbessert. Und für alle Neulinge in diesem Genre gilt, dass „RIDE 2“ mehr so ein Querschnitt durch die Welt der Motorräder ist als eine Simulation, die sich etwa der MotoGP widmet. Wer es auf solchen Realismus abgesehen hat und ein realistisches Ligensystem sucht, muss sich an anderer Stelle umschauen.
Als cooles Motorradrennen ohne solche Hintergründe macht „RIDE 2“ aber einen verdammt guten Job. Der Titel bringt einen gewaltigen Spielumfang mit, und auch zukünftig wird es dank der Tages-Challenges noch eine Menge zu tun geben. Insgesamt eine sehr solide Veranstaltung, die uns nahezu durchweg gut gefallen hat – gute Arbeit, Milestone.
[taq_review]