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Review: Torment – Tides of Numenera

Zocker, die nicht erst seit gestern unterwegs sind, kennen vielleicht noch „Planescape: Torment“, das 1999 für einige Aufmerksamkeit sorgte. „Was damals funktionierte, klappt vielleicht heute auch noch?“ scheint man sich gefragt zu haben – und hat jetzt „Torment: Tides of Numenera“ veröffentlicht. Was es mit dem Titel auf sich hat und ob sich der Kauf lohnt, erfahrt Ihr wie immer in unserem Test.

Ein Blitzschuss

Der geistige Vorgänger „Planescape: Torment“ wird von vielen Spielern immer noch als Sternstunde der Rollenspiele idealisiert – und so kam es, dass die Kickstarter-Kampagne zum neuen „Torment: Tides of Numenera“ schon nach wenigen Stunden voll finanziert war. Leider hat die Entwicklung dann doch länger gedauert als erwartet, aber es gibt ja ohnehin nicht viele Kickstarter-Kampagnen, bei denen das finale Produkt wirklich noch im gesteckten Zeitrahmen ausgeliefert wird. Etwas über zwei Jahre wurde die Zeit überzogen, doch jetzt ist es endlich soweit.

Bei „Torment: Tides of Numenera“ handelt es sich um ein beinahe schon klassisches Rollenspiel – und damit knüpft man praktisch nahtlos an „Planescape: Torment“ an. Das Ganze basiert auf dem Regelsatz des Tabletop-RPG „Numenera“ und dementsprechend dürfen wir uns auch auf diverse für heutige Gamingverhältnisse unübliche Elemente vorbereiten. Als auffälligsten Punkt kann man hier wohl die rundenbasierten Kämpfe nennen, aber es gibt hier noch viel, viel mehr.

Geschichtliches

„Torment: Tides of Numenera“ erzählt eine wirklich spannende Geschichte von einem „Changing God“ genannten Wesen, das mit Hilfe von Meres-Artefakten in die Körper von Menschen schlüpfen kann, um seine Lebenszeit zu verlängern. Und so springt er beinahe beliebig von Wirt zu Wirt – und wenn er einen solchen verlassen hat, lässt er ihn ohne Erinnerung, aber mit bedeutsamen Kräften zurück. Unsere Aufgabe ist es nun, als Zurückgelassener diesen „Changing God“ zu finden.

Und da sind wir auch schon wieder beim Thema Gameplay. Erinnert Ihr Euch noch daran, dass wir schrieben, bei „Torment: Tides of Numenera“ handelt es sich um ein eher klassisches Rollenspiel? Was soll das eigentlich bedeuten? Nun, wir alle kennen ja die Darstellung von Pen&Paper-Rollenspielen in Filmen und Fernsehserien. „Du stehst vor einem Eisgolem, der dir den Weg versperrt, was willst du tun?“ – und  das ist auch ziemlich genau die Art und Weise, wie „Torment: Tides of Numenera“ funktioniert.

Für fast alle Situationen, vor die uns das Spiel stellt, gibt es verschiedene Handlungsalternativen. Wir können den Titel etwa ohne kriegerische Auseinandersetzungen durchspielen – wenn man entsprechendes Geschick bei den Verhandlungen beweist. Wie man sich in den verschiedenen Situationen verhält, hat in erster Linie Auswirkungen auf die persönliche Entwicklung, eingeschränkt aber auch auf die weitere Handlung.

Besser mal die Brille aufsetzen…

Diese Vielschichtigkeit muss sich „Torment: Tides of Numenera“ aber durch eine trockene Inszenierung erkaufen – es gibt mehr zu lesen als in fünf klassischen JRPGs mit Texttafeln zusammengenommen. Aufgrund dieser schieren Textmenge beschränkt sich auch die Sprachausgabe auf ein Minimum. Das ist schade, aber durchaus verständlich – so viel zu synchronisieren, und dann womöglich noch in mehreren Sprachen, würde wohl fast jedes Budget sprengen.

Und auch bei der Grafik herrscht Zweckmäßigkeit vor zeitgemäßer Aufmachung. Das dürfte eine bewusste Entscheidung gewesen sein, ähnlich wie bei Textadventures seinerzeit sollen die Spieler lieber ihr Fantasie bemühen, als allzu viel vom Spiel vorgegeben zu bekommen. Ein wenig fühlt man sich da tatsächlich an die 90er zurückerinnert, als es zwar jede Menge gute Ideen, aber nicht genügend Pferdestärken in Rechnern und Konsolen gab.

Hier zeigen sich einmal mehr die klassischen Wurzeln des Spiels, und wir können es nicht deutlich genug sagen: Wenn Euch hochwertige Cutscenes beim Storytelling wichtig sind, wenn Ihr keine Lust habt, halbe Romane zu lesen, wenn Euch ständige Gameplay-Pausen zum Lesen von Texttafeln zuwider sind: Haltet Euch von „Torment: Tides of Numenera“ fern. Für Euch ist das Spiel nicht gemacht.

Die Tiefgang-Kanone

„Torment: Tides of Numenera“ ist tatsächlich so etwas wie eine kleine Offenbarung. Klar, mit fortschreitender Technik könnten Spiele immer komplexer und vielseitiger werden, mittlerweile ist aber oft der Gegenteil der Fall. Videospiele sollen sich möglichst gut verkaufen, und dementsprechend achten die Entwickler auf Massentauglichkeit. Das ist etwas, was man inXile Entertainment auf keinen Fall vorwerfen kann.

Man hatte eine klare Vision, schwer beeinflusst von „Planescape: Torment“ von 1999, und hat genau diese durchgesetzt. Das sind so die Situationen, in denen man für die Finanzierungshilfe durch Kickstarter-Kampagnen froh sein muss. Mit anvisierten Millionenverkäufen im Kopf hätte wohl kaum ein Publisher im Jahr 2017 noch grünes Licht für ein Spiel wie „Torment: Tides of Numenera“ gegeben.

Und dafür muss man inXile Entertainment, Techland und natürlich auch den Kickstarter-Backern, die beinahe die fünffache Zielsumme investiert haben, Respekt zollen. Von dieser sturen Haltung, ein Liebhaberprojekt wirklich durchzudrücken, auch wenn man kein Millionenpublikum erreichen kann, sieht heute leider viel zu wenig. Zur Sparte „Special Interest“ ist „Torment: Tides of Numenera“ definitiv zu zählen, in der Classic-Ecke dort ist der Titel aber definitiv ein absolutes Highlight.

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Gamewarez

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